Streit um Morgennachrichten Das Erste appelliert ans Zweite

Wird das Morgenprogramm zur öffentlich-rechtlichen Kampfzone? Das ZDF will sich ab 2012 aus der Nachrichten-Kooperation mit der ARD lösen. Das Erste versucht, die Pläne des Noch-Partners abzuwenden - geht aber auch selbst in die Offensive: Der Sender startet eine eigene News-Sendung im Netz.
Designierter ZDF-Intendant Bellut: Kamfansage ans ZDF

Designierter ZDF-Intendant Bellut: Kamfansage ans ZDF

Foto: Christian Charisius/ dpa

Hamburg/Berlin - Es war eine klare Kampfansage an die ARD: Mitte November kündigte das ZDF an, ab 2012 durchgängig um 9.00 und 12.00 Uhr eigene "heute"-Sendungen zu zeigen und sich nicht mehr wöchentlich mit der ARD abzuwechseln.

Dafür will das ZDF auf die 10-Uhr-"heute"-Ausgabe verzichten und die Nachrichten um 12.00 Uhr um fünf Minuten kürzen. Sollte die ARD in diesem Zuge das ganze Jahr hindurch eigene "Tagesschau"-Ausgaben morgens ausstrahlen, sind Mehrkosten programmiert.

Harsche Reaktionen der ARD blieben nicht aus: Das ZDF vergifte mit voller Absicht das Klima zwischen den Häusern, hieß es bei den ARD-Verantwortlichen - die auch schon eine Strategie und vor allem einen Verantwortlichen ausgemacht haben: den bereits gewählten zukünftigen ZDF-Intendanten Thomas Bellut, der sein Amt im März 2012 antritt.

Nun versucht es das Erste doch noch mal mit Diplomatie: Die ARD-Vorsitzende Monika Piel sagte nach der Intendantentagung am Mittwoch in Bremen, sie habe den Noch-ZDF-Intendanten Markus Schächter in einem Brief darum gebeten, den kürzlich gefassten Beschluss zu überdenken.

Auch die ARD-Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) will sich nach Angaben der WDR-Rundfunkratsvorsitzenden Ruth Hieronymi beim ZDF-Fernsehrat und auch beim Verwaltungsrat stark machen, die Entscheidung zu revidieren. Die ARD will Piel zufolge über ein eigenes Vorgehen erst nach der Tagung des ZDF-Fernsehrats am 9. Dezember beraten.

Wartet man in Sachen Morgennachrichten noch ab, geht die ARD in einem anderen Bereich in die Offensive: So will das Erste im nächsten Jahr ein neues Nachrichtenformat für junge Leute unter dem Titel "tages web schau" starten, es soll zwei bis drei Minuten lang sein und über den Kanal Eins-Extra sowie im Internet verbreitet werden. Das kündigte der Intendant von Radio Bremen (RB), Jan Metzger nach der Intendantentagung an. Zunächst sei ein sechs Monate dauernder Test geplant.

Die Idee stammt Metzger zufolge aus seinem eigenen Haus, das das Projekt auch umsetzen werde. Der Hessische Rundfunk (HR) soll aber die Grafik beisteuern, außerdem soll es einen "Brückenkopf" bei der Redaktion ARD-Aktuell in Hamburg geben.

cbu/dpa/dapd
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