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"Das Supertalent": Gottschalk in der Hölle-Hölle-Hölle

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Start von RTL-"Supertalent" Gottschalk in der Hölle-Hölle-Hölle

Thomas Gottschalk tut Buße für sein ARD-Scheitern. Der Jurysessel bei der RTL-Show "Das Supertalent" ist sein Altenteil. Weil das Publikum auf die "Furz"-Sprüche von Dieter Bohlen geeicht ist, tut sich Gottschalk schwer - und versucht es mit "Wetten, dass..?"-Humor.
Von Daniela Zinser

Wolfgang Petry fasst in Worte, was Thomas Gottschalk denkt: "Warum schickst du mich in die Hölle?" Und es singt noch nicht einmal der Echte, sondern ein Wolle-Petry-Imitator. Nur Haarpracht und Schnauzer erinnern entfernt an das Original. Der Rest ist eher tragisch, denn Georg kann offensichtlich weder singen noch sich selbst realistisch einschätzen. Er ist der ideale Kandidat für die kleine Häme zwischendurch - und "einer der Typen, vor denen ich mich gefürchtet habe", sagt Gottschalk und versucht Georg sanft, aber deutlich von der Bühne zu holen.

Ihn zu retten vor seinem Jurykollegen Dieter Bohlen und dem Publikum, das jetzt so richtig schön hochgepeitscht ist. Denn während Gottschalk schnellstmöglich den "Aufhören"-Knopf drückt, lässt Bohlen den Alias-Petry weiter ins Mikro murmeln und die Arme schwingen - und zu den Zuschauern gewandt macht er ihn richtig schön fies nach. Das ist RTL, das ist der Show-Samstagabend, das ist "Das Supertalent", die sechste Staffel, die Superlative, denn da trifft Poptitan auf Showlegende, dazwischen sitzt Michelle Hunziker.

Der Jurysessel ist Thomas Gottschalks Altenteil, hier tut er Buße fürs Scheitern im ARD-Vorabendprogramm - aber verdient hat er das nicht. Und Georg hat es auch nicht verdient, dass er so vorgeführt wird. Deshalb redet Gottschalk ihm zu und rät, sich den Freund, der ihn zum "Supertalent" geschickt hat, lieber mal genau anzusehen. Aber Georg will noch mal singen, diesmal Vollplayback, so wie es abgemacht war. Willkommen in der Show-Hölle-Hölle-Hölle, das ist "Wahnsinn" Marke Dieter Super-Bohlen.

Thomas Gottschalk sieht dabei oft so aus, als würde er sich weit wegträumen. Wartet ab. Guckt missbilligend drein, wenn Bohlen es übertreibt. Hilft mit Englisch aus beim Small Talk mit den Kandidaten, die erstaunlich oft aus England oder den USA kommen. Und die meiste Zeit darf er nette Sachen sagen, denn die erste Show ist, von Georg-Petry abgesehen, recht zahm und unterhaltsam. Eine Comedy-Performance mit Rasierschaum, eine Filmstudentin, die ihren Körper in alle Richtungen verdrehen kann, ein Papagei, der "Hänschen klein" singt, ein dicklicher Neunjähriger, der auf Entertainer macht und sich freut auf "Dieter, die Michelle und dieser Mann von den Gummibärchen, weißt du".

Dem Nachwuchs darf Gottschalk erklären, warum das alles noch zu früh ist mit dem Showbusiness. Seine Zeit komme erst. "Du bist so jung, das werde ich gar nicht mehr erleben", das ist der "Wetten, dass..?"-Humor, dazu gibt es ab und an die typische weltumarmende Gottschalk-Geste. Und als der mit 87 Jahren älteste Bungee-Springer der Welt zu seinem 105. Sprung antritt und das Seil dabei nur von seinem muskelbepackten Kompagnon gehalten wird, da ist das mehr verrückte Idee als Talent - und Gottschalk wieder der Alte. Er fragt und erklärt, er moderiert, und es fehlte nur noch ein "Top, die Wette gilt".

Die Stimmung in der Jury ist mäßig. Michelle Hunziker plappert ungekünstelt und sympathisch daher, Gottschalk gibt Bohlen eine mit, wenn die Gelegenheit denn allzu günstig ist. Etwa wenn ein amerikanischer Handfurzer "Cheri, Cheri Lady" vorträgt. Warum er das denn nicht mit dem sonst dafür zuständigen Körperteil tue, fragt Bohlen? "Weil er das Lied nicht singen will, das verstehe ich", antwortet Gottschalk. Es ging schon heiterer zu im Fernsehen und auch schon schlimmer. Aber richtig passen will es nicht.

Wo der Poptitan bei einem Kandidaten - "einsamer Kaufhaus-Pianist mit krimineller Vergangenheit", wie die Einblendung informiert - gerade das "Gebrochene" in der Stimme lobt, warnt die Show-Legende: "Du darfst dich aber auch nicht durchs Leben winseln." Man müsse auch mal fröhlich sein. Wo Gottschalk "Altersverwegenheit" sagt, wollte Bohlen gerade von "Altersdemenz" sprechen. Der Eine versucht routiniert, das Niveau zu heben, der andere senkt es routiniert wieder. (Michelle Hunziker: "Ich habe nie Töne in Furzen gehört." Bohlen: "Dann musst du mal zu mir nach Hause kommen.") Das RTL-Publikum kommt mit dieser Art von Humor besser zurecht. Darauf ist es trainiert.

Der beste Witz ist aber die Zuschauerfrage in den Werbepausen. 10.000 Euro Gewinn. "Wer sitzt in der Jury? A.) Michelle, Dieter und Thomas. Oder B.) Maja, Willi und Flip?" Richtige Antwort: Willi Gottschalk und Flip Bohlen. Der Zarte und der Harte. Und dazwischen summt fröhlich Michelle.

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