Umbau Ost beim "Tatort" Das große Kommissar-Sterben

Am Sonntag gab es in der ARD den Anfang vom Ende des Leipziger "Tatort" zu sehen. Der MDR kriegt den TV-Klassiker einfach nicht in den Griff. Statt blühender Krimi-Landschaften gibt es im Osten ein großes Kommen und Gehen. Ein Überblick.
Wuttke und Thomalla: Das Ende des Leipzig-"Tatorts" ist nah

Wuttke und Thomalla: Das Ende des Leipzig-"Tatorts" ist nah

Foto: ARD

Die beiden gibt es noch? Der eine oder andere Zuschauer wird sich am Sonntag gewundert haben, dass die Schauspieler Simone Thomalla und Martin Wuttke immer noch im neuen Leipziger "Tatort" ermittelt haben. Der Fall war stark, die Ermittler ein bisschen müde.

Man kann es ihnen nicht verdenken. Schließlich hatte der MDR schon vor über einem Jahr bekannt gegeben, dass das Fernsehrevier geschlossen wird. Die Ankündigung stand im Zusammenhang mit umfassenden Renovierungen bei den Fernsehkrimis des Senders.

Doch der Umbau Ost beim "Tatort" gerät immer wieder ins Trudeln. So musste der MDR jüngst erklären, dass auch der Erfurter "Tatort" nach nur zwei Folgen eingestellt wird. Dabei sollte der auf jung getrimmte Krimi eigentlich beispielhaft für eine moderne Thriller-Ästhetik stehen.

Das Ergebnis war indes so altbacken geraten, dass sich die jungen, talentierten Darsteller Alina Levshin und Friedrich Mücke vom Ergebnis distanzierten. Schon nach zwei Folgen schmissen sie hin. Welcher Leidensdruck muss bei Schauspielern herrschen, wenn sie auf eine Hauptrolle in Deutschlands beliebtestem (und am besten bezahlten) fiktionalen TV-Produkt verzichten?

Der in der Vergangenheit von etlichen Skandalen geschüttelte MDR kommt jedenfalls bei der Neugestaltung seiner Krimis nicht wirklich voran. Alles ist im Umbruch, nichts gewiss:

  • Nach der Folge "Blutschuld" gibt es Ende April dann den letzten "Tatort" mit Thomalla und Wuttke zu sehen. Dann wird das Leipziger Revier, das eigentlich für einen harten, modernen Erzählstil stehen sollte, komplett abgewickelt.

  • Der Erfurter "Tatort" ist nach zwei Folgen ersatzlos eingestellt worden, und es liegen auch keine weitere Folgen auf Halde. So handstreichartig wurde noch kein Fernsehrevier abgewickelt.

  • Der Sendeplatz, der durch das Ende des Erfurter Krimis frei wird, könnte theoretisch dem "Tatort" aus dem ebenfalls thüringischen Weimar mit Christian Ulmen zugesprochen werden. Der kommt bislang nur einmal im Jahr, nach recht erfolgreichen, wenn auch kontrovers aufgenommenen Folgen ist eine dritte bereits in Auftrag gegeben. Sollte es eine häufigere Taktung geben, müsste zur Finanzierung dieser Event-"Tatorte" die ARD-Produktionsgesellschaft Degeto Geld zuschießen.

Es bleibt also alles ungewiss im Osten von "Tatort"-Deutschland. Bizarr auch die Situation, dass der nicht gerade für seinen feinsinnigen Humor bekannte MDR in Zukunft ausgerechnet mit zwei dezidiert komischen Interpretationen des Krimi-Genres dasteht: Der Weimarer "Tatort" geht unter anderem auf Rechnung von "Der Schuh des Manitu"-Co-Autor Murmel Clausen, als Schöpfer des neuen "Tatort" aus Dresden fungiert "Stromberg"-Autor Ralf Husmann. Das wird bestimmt lustig.

Für die gebeutelten Verantwortlichen beim MDR entsteht daraus allerdings ein paradoxe Situation: So viel geballte gekonnte Komik in ihren "Tatorten" auch herrscht - zu lachen haben sie im Moment nichts.

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