ARD-Sonntagskrimi
Der neue Bremen-"Tatort" im Schnellcheck
Verkohlte Leichen, erbrechende Bulimiekranke, explizite Missbrauchsszenarien: Ein harter "Tatort" aus Bremen mit Darstellerinnen, die jeden Abgrund überwinden.
Die Verwüstung innerhalb einer Familie, verursacht von einem Vermisstenfall. Nach zehn Jahren taucht bei den Althoffs die totgeglaubte Tochter auf. Offensichtlich war das Mädchen in den Händen eines Paares, das zu einem Pädophilenring gehört. Das Glück über die Wiederkehr, das erkennen die Ermittler Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen), kann nicht über die Traumata innerhalb der Familie hinwegtäuschen.
Wie blutig ist die neue Folge?
Relativ blutig. Verkohlte Leichen, erbrechende Bulimiekranke, explizite Beschreibungen von Missbrauchsszenarien: Dieser "Tatort" setzt dem Zuschauer zu.
Gibt es einen gesellschaftspolitischen Auftrag?
Nein. Hier geht es vor allem um die Psychologie. Was als Missbrauchsdrama beginnt, das an reale Fälle erinnert, entwickelt sich zu einem doppelbödigen Identitätsthriller.
Die Mutter der Heimgekehrten schnuppert an der 17-Jährigen, die sie zum letzten Mal gesehen hat, als diese sieben Jahre alt war. Ja, das ist mein Kind! Die Instinkte eines Muttertieres sind eben nicht zu täuschen. Oder doch?
Bester Auftritt?
Missbrauch, Selbstverleugnung, Familienlügen: Die drei Episodenhauptdarstellerinnen haben Ungeheuerliches zu wuppen - und tun das mit Bravour: Gabriela Maria Schmeide gibt das Muttertier als Mischung aus Kriegerin und Kuschelinstanz. Amelie Kiefer als mittlere Tochter versucht mit strengem Blick das Lügengeflecht zu entwirren. Und Gro Swantje Kohlhof bleibt in ihrer Rolle als Heimgekehrte bis zu den letzten Szenen undurchsichtig: mal Punkmonster, mal Opferlamm.
Und: Können wir das alles glauben?
Ja, obwohl die Handlungswendungen schon den guten Willen des Zuschauers strapazieren. Aber Inszenierung und Schauspielerinnen tragen über die riskanten Passagen.
Lohnt das Einschalten?
Ganz bestimmt. Gekonnter psychologischer Krimi, bei dem die Mischung aus Unerbittlichkeit und Empathie stimmt.
Und wenn ich mehr über diesen "Tatort" wissen will?