ARD-Sonntagskrimi Der Schwarzwald-»Tatort« im Schnellcheck

Das Ermittlerduo (Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner) beim Recherchegespräch: Will da jemand die Erbfolge manipulieren?
Foto: Benoît Linder / SWRDas Szenario:
Erben und sterben in Endlosschleife. Kurz nachdem die Patriarchin eines Schwarzwälder Schokokirschen-Imperiums ihrer Familie bekannt gegeben hat, dass sie ihre Gesellschafterin geheiratet habe und diese nun im Testament bedacht werde, stürzt sie die Treppe runter und verstirbt später im Krankenhaus. Während Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) noch zu klären versuchen, ob die alte Dame gestoßen wurde, gibt es schon den nächsten Todesfall: Die im Testament begünstigte Gesellschafterin ist in einem Gewässer ertrunken. Will da jemand mörderisch die Erbfolge manipulieren?
Der Clou:
Der »Tatort« als gesellschaftspolitischer Debattierklub: Hier wird das Aufregerthema Erben abgewogen und ausverhandelt. Den Krimiplot bringt das leider nicht wirklich voran. Dann doch lieber gleich 75 Minuten »Hart aber fair« zum Thema.

Firmenerbin Gesine Rathmann (Jenny Schily) mit ihrer gestürzten Mutter: Erben und sterben in Endlosschleife
Foto: Benoît Linder / SWRDas Bild:
Zwei alte Damen, die sich vor einer Standesbeamtin das Jawort geben. Gleich am Anfang sehen wir, wie die alte Schokokirschen-Fabrikantin ihre Gesellschafterin heiratet. Was für ein leichtfüßiger Einstieg in einen Unternehmenskrimi, in dem sich die Charaktere über die restlichen 80 Minuten schwerfällig dem vorhersehbaren Ende entgegenpalavern.
Der Dialog:
Kommissarin und Kommissar räsonieren im Auto über den Fall. Dann folgender Schlagabtausch pro und kontra Erbschaftsrecht:
Berg: »Also für einen Tag Ehe gleich ein ganzes Imperium steuerfrei? Da würde ich mich als Nachkomme auch verarscht fühlen. Ich find's ziemlich ungerecht.«
Tobler: »Aber erben ist immer ungerecht. Viel Erbe haben doch nur die, die vorher schon viel hatten und nie was dafür tun mussten. Und die, die nichts erben, die wohnen dann bei den Erben zur Miete oder putzen denen die Villa. Das ist sowieso ein überholtes Privileg, das Erben.«
Berg: »Na, sobald du mal selbst erbst, denkst du anders darüber.«
Der Song:
»I'll Come Crushing« von Giant Dog . Dieser Gegen-die-Wand-Emo-Kracher läuft, als die Enkelin der toten Patriarchin im teuren Cabrio »Fuck!« schreiend ihren Frust ablässt. Der einzige kurze Moment der Entfesselung inmitten der betulichen Inszenierung.
Die Bewertung:
2 von 10 Punkten. Das heiße Eisen Erben, auf lauwarm runtergekloppt.
Die Analyse:
»Tatort: Was wir erben«, Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste

Kommissar-Karussell: Alle »Tatort«-Teams im Überblick