ARD-Sonntagskrimi Der Franken-"Tatort" im Schnellcheck

Liebe in Zeiten des Internets: Ringelhahn (Dagmar Manzel, r.), Voss (Fabian Hinrichs) und Goldwasser (Eli Wasserscheid) bei der Recherche
Foto: Hendrik Heiden/ BRDas Szenario:
Die Optimierung der Lust in Zeiten von Wisch-und-weg-Apps: Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) untersuchen den Mord an einer Immobilienmaklerin, die das ihr genehme Maß an Liebe und Sex über Datingportale organisierte und mit einem Sushi-Messer erstochen wurde. Die Tatwaffe findet sich blitzblank gewaschen in der Spülmaschine. War der reinliche Mörder einer der Ex-Lover?
Der Clou:
Hier geht es um die Versachlichung der Erotik durch die Möglichkeiten des Internets - aber in sonniger, eleganter, lustvoll fließender Optik. Die bei dem Thema oft angewandte Schweißfinger-auf-Schmuddel-Tastatur-Bilderwelt wird rigoros vermieden.
Das Bild:
Felix beim Flirten. Oder dem Versuch davon: Auf dem Markt kauft Kommissar Voss das x-te Glas Honig bei einer Imkerin - die ihn dann endlich nach einem Date fragt. Es gibt sie noch, die Kontaktanbahnung ohne App.

Erotik als Verwaltungsakt
Hendrik Heiden/ BR
Der Dialog:
Kommissarin Ringelhahn im Auto: "Wie viele Menschen jetzt in diesem Moment, mitten am Tag miteinander schlafen, sich lieben, Freude haben, Kinder machen."
Kollege Voss: "Du meinst in Büros, in Nebenzimmern, in Hotels, manchmal auch zu Hause?"
Ringelhahn: "Das ist mir eigentlich egal. Was war eigentlich deine schönste Liebesnacht?"
Voss: "Meine? Die liegt noch vor mir."
Ringelhahn: "Ach, du meinst das neue grelle Licht in deinem Herzen? Spielst du eigentlich ein Instrument?"
Voss: "Ja, Mandoline."
Ringelhahn: "Kann ich mir vorstellen bei dir: großer Mann und kleines Instrument."
Der Song:
"Peace Piece" von Bill Evans . Die Komposition durchzieht den ganzen, auch sonst flächendeckend mit exquisiter Musik vertonten "Tatort".
Die Bewertung:
6 von 10 Punkten. Dieser "Tatort" ist eine bild- und musikstarke Recherche über moderne Paarungsgewohnheiten. Doch bei aller inszenatorischen Grandezza, mit der die Filmemacher in Rückblenden das Mordopfer und ihre Lust-Reglements ins Visier nehmen: Die Figur bleibt uns am Ende fremd.

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