ARD-Feiertagskrimi mit Lindenberg-Gastauftritt Der Lindholm-»Tatort« im Schnellcheck

Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler) zwischen Lindenberg-Doppelgängern: Udos, wo man hinschaut
Foto: Frizzi Kurkhaus / NDRDas Szenario:
Ratespaß für Udologen und Urologen. Während eines geplanten One-Night-Stands im Hamburger Atlantic liegt Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler) plötzlichen neben einer blutigen Leiche im Bett – der Mörder könnte eines der etlichen Udo-Lindenberg-Doubles sein, die in dem berühmten Nobelhotel rumhängen. Bei dem Toten handelt es sich um den Betreiber einer Karaokebar auf dem Kiez, der nur einen Hoden hatte und deshalb angeblich auf gemeingefährliche Sexspiele stand. Lindholm irrt bei den Ermittlungen zwischen Hamburg-Sehenswürdigkeiten und Udo-Showeinlagen hin und her. Dazwischen: Aussetzer, Blackouts, Abstürze. Und das auf allen Ebenen des Krimis.
Der Clou:
Udo, Elphi, Alster, Reeperbahn: Schon klar, die Verantwortlichen wollten beim Hamburg-Ausflug von Lindholm möglichst viele Wahrzeichen der Stadt vor die Linse bringen, aber die Wege zwischen den Touri-Spots folgen einfach keiner Logik. In dieser Hinsicht erinnert der »Tatort« an einen Touristen, der morgens um sieben nach einer entgleisten Kieznacht auf der Lombardsbrücke, die über die Alster führt, lallend danach fragt, wo denn nun die Alster sei.

Regisseur Buck (r.) in der Rolle des Zuhälters Einstein: Filmriss?
Foto: Frizzi Kurkhaus / NDRDas Bild:
Ein unheimliches Kinderzwillingspaar. Das Bild der beiden kleinen Mädchen flackert auf einmal visionsartig im wirren Plot auf. Einer von vielen Verweisen auf Stanley Kubricks Hotel-Horror »Shining«, die Regisseur Detlev Buck (»Bibi & Tina«) und Autor Ulli Brée (»Faltenfrei«) in ihrem Atlantic-Trip unterbringen. Ist das noch lustig oder schon anmaßend?
Der Dialog:
Die Kommissarin ermittelt auf eigene Faust in der Karaokebar des Opfers.
Lindholm: »Wo ist denn hier eine Toilette?«
Barkeeper: »Für Mutige da hinten, der Rest geht zu Hause.«
Der Song:
»Kompass« von Udo Lindenberg . Die Nachtigall höchstselbst bewegt hier die Lippen zu dem Song, mal sitzt Lindenberg dabei am Tresen der Atlantic-Bar, mal steht er auf dem Dach des Hotels. Dazwischen sind Gesichter von traurigen und glücklichen Menschen montiert. Volles Emo- und Orts-Chaos. Diesem Kompass sollte man lieber nicht folgen. Gibt es in diesem »Tatort« denn gar keinen Moment, der irgendwie Sinn oder Spaß macht? Doch, als Udo beim Nachspann zum »Tatort«-Titelthema scattet und trötet. Dub-dub-dub-dub-dub-dä-dä-dä! Dafür gibt es einen Trostpunkt.
Bewertung:
1 von 10 Punkten. Eierlikör-Exzess beim Dreh? Dieser »Tatort« wirkt, als hätten die Verantwortlichen einen Filmriss gehabt – und den gerissenen Film dann unter Zuhilfenahme der scheußlichsten Momente des Achtzigerjahre-Arthouse-Kinos und von Achtzigerjahre-Musikvideos wieder zusammengeleimt. Heute ausnahmsweise »Traumschiff« im ZDF gucken.
»Tatort: Alles kommt wieder«, Sonntag, 2. Weihnachtstag, 20.15 Uhr, Das Erste

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