Krimi-Vote Wie gefiel Ihnen der Momfluencerinnen-»Tatort«?

Darsteller Axel Prahl (l.) und Jan Josef Liefers: Neue fragile Männlichkeit
Foto:WDR
Am Ende gibt es einen letzten drolligen Dialog. Da versucht sich der Ehemann und Vater, der als Verantwortlicher für den Tod der Influencerin MagicMom identifiziert wurde, mit klebrigem Pathos aus der Schuld zu quatschen. Angeblich habe ihn seine Frau viel zu sehr in der Rolle des Vaters und Erziehers beschnitten. Er deklarierte den Entzug der Verantwortung mit den Worten: »Lachen sie nicht, wenn wir Väter sie kitzeln? Und hören sie nicht auf zu bluten, wenn wir Väter ihnen ein Pflaster aufs Knie kleben? Und fahren sie nicht auch Väter in die Notaufnahme, wenn sie sich versehentlich mit Allzweckreiniger vergiften?«
Bildungsbürger und Schöngeist Professor Boerne reagierte empört: »Massakrieren sie hier gerade Shakespeare und den unvergesslichen Shylock, um zu bemänteln, was für ein Versager sie als Vater und Mann sind?«
Shakespeare-Verunglimpfung aus verletztem Vaterstolz? Das war eine recht lustige finale Wendung in diesem »Tatort« über eine Art Männerdämmerung in Münster.
In unserer Kritik schrieben wir: »Das letzte Chauvi-Scharmützel, so könnte man diese Folge des Münster-›Tatorts‹ bezeichnen, der ja im ARD-Verbund als Rückzugsort betont unkorrekter, bockiger Kerligkeit gilt. Geschrieben und inszeniert wurde er von zwei Frauen (Buch: Regine Bielefeldt, Regie: Michaela Kezele). Nun ist da hübsch Reibung drin. Es ist schon ein kleines Vergnügen, dabei zuzusehen, wie sich Boerne auf verlorenem Posten in Mansplaining-Monologe schraubt, während sich Proll Thiel an sprachlicher Sensibilität versucht. Wie ein Schlachter, der japanische Papierblumen faltet.«
Mal sehen, ob auch die nächsten Episoden aus Münster weiter von dieser neuen fragilen Männlichkeit geprägt sind. Ein weiterer »Tatort« steht kurz vor dem Dreh. Er trägt den Arbeitstitel »Der Mann, der in den Dschungel fiel« und wurde von dem Drehbuchautor Thorsten Wettcke erdacht, der bereits für einige der besseren Fälle von Boerne und Thiel verantwortlich zeichnete – so auch für den morbiden Drogentrip »Des Teufels langer Atem«.