Nach Übernahme durch Discovery Tele 5 droht offenbar deutlicher Personalabbau

Tele-5-Aushängeschild "SchleFaZ" (mit Peter Rütten und Oliver Kalkofe)
Foto:Sven Knoch / TELE 5
Per Videokonferenz hat der neue Geschäftsführer von Tele 5, Alberto Horta, die Mitarbeiter des Senders über geplante Kündigungen informiert. Dies berichten übereinstimmend die Mediendienste »Meedia« und »DWDL«. Demnach sei die Form, in der die Nachricht überbracht worden sei, der Corona-Situation geschuldet. Für die offenbar anstehenden Entlassungen von mehr als der Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfte dies nicht gelten.
Horta ist in Personalunion auch stellvertretender Geschäftsführer von Discovery Deutschland. Die Tochter des US-Medienunternehmens betreibt hierzulande bereits Spartenprogramme wie DMAX, TLC, Home & Garden TV oder Eurosport – und natürlich den Discovery Channel. Seit dem 1. September hat Discovery auch Tele 5 von Leonine übernommen, der Medienholding des US-Finanzinvestors KKR.
Den Medienberichten zufolge wurde der Belegschaft in jenem Videocall angekündigt, dass Einladungen zu Kündigungsgesprächen verschickt würden. An einem späteren Gespräch mit dem Betriebsrat nahmen demnach 35 Personen teil. Laut »Meedia« beschäftigt der Sender derzeit knapp 70 Mitarbeiter. Bei den Betroffenen stoße die Ankündigung kurz vor Weihnachten »auf Unverständnis und Entsetzen«, heißt es.
Offenbar will Discovery Doppelstrukturen abschaffen. Der Abbau der Arbeitsplätze sei der engeren Verzahnung von Tele 5 mit den bestehenden Strukturen von Discovery geschuldet, heißt es bei »DWDL«, insbesondere in der Werbevermarktung, aber auch in Personalabteilung und Sendeplanung.
Der Tele-5-Geschäftsführer und Discovery-Manager Horta erklärte in einer Mitteilung, es sei richtig, dass aktuell »verschiedene Maßnahmen« umgesetzt würden, »um in Zeiten von Unsicherheiten das Geschäft von Tele 5 wirtschaftlich nachhaltig für die Zukunft aufzustellen«. Das werde auch die internen Strukturen betreffen. Man wolle das Thema aber zunächst mit dem Betriebsrat und den Betroffenen besprechen und sich deshalb derzeit nicht konkreter dazu äußern.
Sorge um Senderprofil
Mit dem Einstieg von Discovery Deutschland hatte sich der langjährige Senderchef Kai Blasberg verabschiedet. In einem Interview mit dem Branchendienst »Blickpunkt Film« hatte Blasberg noch im April 2020 verkündet, Tele 5 habe »im letzten Jahr so viel Gewinn gemacht wie noch nie, und wir hatten auch noch nie so viele Zuschauer«. In der Coronakrise seien die Zuschauerzahlen weiter deutlich gestiegen.
Blasberg hatte den Sender mit einem speziellen Zugang zu Trash-Inhalten auf dem deutschen TV-Markt positioniert: In der Reihe »SchleFaZ« werden die schlechtesten Filme aller Zeiten liebevoll spöttisch kommentiert, der Filmemacher und Schriftsteller Oskar Roehler präsentiert Skandalfilme; zwischenzeitlich versuchte man sich an Eigenproduktionen wie der Talkshow »Der Klügere kippt nach«.
Nicht alles kam an, aber eine gewisse Einzigartigkeit war Tele 5 nicht abzusprechen. Genau um dieses Senderprofil sorgt sich angesichts der aktuellen Meldungen nun der »Meedia«-Chefredakteur und kommentiert die Branchennachricht unter der Überschrift »Wie Tele 5 seine Seele verliert«. Bei der jüngsten Programmvorstellung, von der »DWDL« berichtet hatte, schien inhaltlich zunächst noch alles beim Alten zu bleiben.
Kai Blasberg, der zuvor bereits den Fußballtalk »Doppelpass« erdacht hatte, hat sich aus der Branche verabschiedet. Der »Süddeutschen Zeitung« erzählte er, sich zukünftig in der Landwirtschaftsbranche engagieren zu wollen.