TV-Mummenschanz "The Masked Singer" Der Panther ist enttarnt
Am meisten Spaß macht "The Masked Singer", wenn der Irrsinn durchbricht. Wenn Collien Ulmen-Fernandes in die Garderobe von Matthias Opdenhövel drängt, um den Moderator der Mummenschanz-Gesangsshow mit einem Zollstock zu vermessen, damit sie daraus in der Sendung Rückschlüsse auf die Körpergröße des neben ihm stehenden Geheimpromis im Pantherkostüm ziehen kann - Martina Hill, so ihr sherlockiger Schluss, scheidet damit aus, weil zu groß, aber Stefanie Hertel, das könnte passen.
Tatsächlich schälte sich am Ende die volkstümliche Sängerin aus dem schwarzglänzenden Katzenkopf, was einerseits überraschte, weil sie sich in den bisherigen Folgen tatsächlich unerwartet wandelbar, gar angerockt präsentierte und unter ihrer Maske tatsächlich freier und ungezwungener wirkte - aber dann auch wieder nicht, weil die Hinweise in den Einspielerfilmchen schon seit drei Folgen eigentlich unverfehlbar in ihre Richtung wiesen.
Seit der Panther darin gezeigt wurde, wie er mit 60 Punkten ein Motorrad-Grand-Prix-Rennen gewinnt - und Jurymitglied Ruth Moschner, ganz Watson zu Colliens Sherlock, an Hertels Sieg beim Grand Prix der Volksmusik 1992 erinnerte, ebenfalls mit 60 Punkten. Bei ihrer überschwänglichen Dankesrede kippte Hertel dann doch wieder in den heilen Schlagerweltduktus: Die neue Maske war zwar ab, die alte lag schon griffbereit wieder parat.

Stefanie Hertel (2016): Eine Maske runter, die andere schon wieder auf
Foto: Peter Kneffel/ DPADie Spannung auf das Finale am nächsten Donnerstag, in dem die verbliebenen fünf Maskierten Grashüpfer, Monster, Kudu, Engel und Astronaut antreten, ist angesichts der fortgeschrittenen Deduktionsdichte für die meisten Kostüme leider nur so mittelprächtig hoch - schwer vorstellbar, dass im Astronautenkostüm jemand anderes als Max Mutzke, in der Grashüpferhülle ein anderer als Gil Ofarim stecken soll. Evelyn Burdecki, zeitweilig Anwärterin auf die Monsterrolle, dementierte nun in einer leicht erratischen Instagramstory ("Will nicht, dass sich kleine Monster auf meinen Rücken setzen"), und ohnehin hatten sich die Indizien längst in Richtung Susi Kentikian verdichtet.
Endloses "Big Brother" in Maske - das wäre doch mal was
Auch wenn sich Verdachte also längst verdichteten, Spaß macht das Zuschauen immer noch, weil "The Masked Singer" einfach eine sehr absurde, ästhetisch verstörende Sendung ist. Collien Ulmen-Fernandes fasste das zwiespältige Gefühl beim Zuschauen gut zusammen: Man möchte zwar wissen, wer sich unter den Kostümen verbirgt, aber andererseits keine der sonderbaren Figuren verlieren, die sich von ulkigen Maskeraden längst zu Charakteren transformiert haben, mit eigenen Gesten, Haltungen und Schrulligkeiten.
"Ich möchte nicht, dass das Monster deinen Kopf abnimmt", sagte Ulmen-Fernandes bei der letzten Halbfinalentscheidung, "ich möchte, dass es für immer das Monster bleibt." Eigentlich eine schöne Idee zur Verklappung unliebsamer Prominenz. Und, gekreuzt mit einem endlosen "Big-Brother"-Setting, auch eine vielversprechende neue Showidee.
In den vergangenen Shows mussten bereits No Angels-Sängerin Lucy Diakovska, die frühere "GZSZ"-Schauspielerin Susan Sideropoulos, Schauspieler Heinz Hoenig und Model Marcus Schenkenberg ihre Masken fallen lassen.
Eine Würdigung des international erfolgreichen Gesangsshow-Ratespiels "The Masked Singer" lesen Sie hier.