Gottschalk über George und Spencer Es herbstelt

Wie fühlt sich das an, wenn die Idole der eigenen Generation sterben? Der Entertainer Thomas Gottschalk erinnert sich an seine Begegnungen mit Götz George und Bud Spencer - und denkt an die eigene Vergänglichkeit.
Götz George (l.), Thomas Gottschalk (1998 bei "Wetten, dass..")

Götz George (l.), Thomas Gottschalk (1998 bei "Wetten, dass..")

Foto: imago/ teutopress

Götz George hat es geschafft, seinen Tod dem Boulevard zehn Tage vorzuenthalten, und es spricht für seine Größe, dass BILD sich nicht mit der Schlagzeile "Schimanski heimlich gestorben" gerächt hat.

Bud Spencer faltet seine Fäuste gerade zum ewigen Halleluja und ich bete, dass mir Sean Connery und Paul McCartney noch eine Zeit lang erhalten bleiben. Was mich schmerzt, ist die Tatsache, dass die Leinwand- und Fernsehhelden meiner Generation ja nicht in der Blüte ihrer Jahre dahingerafft werden, sondern den Winter ihres Lebens durchaus erreicht haben.

Bedeutet also, dass es für alle herbstelt, die mit diesen Idolen groß geworden sind. Mir ist Götz George zum ersten Mal aufgefallen, als sein ansehnlicher Brustkorb aus dem Silbersee ragte, in den er gesprungen war, um nicht nur Karin Dor, sondern auch den Schatz zu gewinnen, der dort irgendwie versenkt worden war. Damit hat sich George zeitlebens meine Bewunderung verdient und sie auch dann nicht verloren, als er mich auf meiner "Wetten, dass.."-Couch der Oberflächlichkeit bezichtigte.

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Schauspieler: Götz George ist tot

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Er durfte das, weil Schimanski alles durfte - und er hat ja immer nur dem Recht zum Sieg verhelfen wollen. In diesem Fall war er wegen eines Kunstfilms in die Show gekommen und nicht, um von der Duisburger Polizeiarbeit zu erzählen. Götz hat immer über irgendwas genörgelt und meistens nicht grundlos. Promotionauftritte hat er gehasst und ließ das alle spüren, die ihm dabei über den Weg liefen.

Bud Spencer hingegen war durchwegs eine Frohnatur und von geradezu rührender Bereitschaft, seinem Publikum immer das zu geben, was es von ihm wollte. Er ließ sich auf gestellte Prügelszenen ein und erzählte, wenn er bei mir zu Gast war, geduldig immer wieder die Geschichten, die seine Fans von ihm hören wollten: von seiner Zeit als olympischer Schwimmer, von seinem Jurastudium und von seiner Filmerei mit Terence Hill. Es ist kein Zufall, dass sein letztes Wort im Leben "Grazie" war, wie sein Sohn berichtete.

Der nachdenkliche deutsche Schauspieler und der fröhliche italienische Haudrauf sind meiner Generation in einem Moment abhandengekommen, in dem wir uns auch von anderen Gewissheiten verabschieden müssen.

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Bud Spencer: Sein Leben in Bildern

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Das Europa, das seit unserer Kindheit langsam, aber sicher zusammenzuwachsen schien, fliegt gerade wieder auseinander. Mit 17 haben wir uns die Überzeugung zugelegt, dass "Love and Peace" es schon richten würden, aber merken gerade, wie naiv das war.

Auch mir fällt es nicht leicht, jeden, der bei uns den Frieden sucht, gleich bei seiner Ankunft mit Liebe zu umfangen. Wir sind in der Überzeugung groß geworden, dass alles immer besser wird. Und jetzt merken wir, dass nicht mal was Besseres nachkommt, wenn zwei Schauspieler sterben, mit denen wir einen großen Teil unseres Lebens verbracht haben.

Zum Verzagen ist das allerdings kein Anlass, wir glauben weiter an das Gute. Meiner Altersklasse wird das "All You Need Is Love" von den Beatles immer näher sein als das "Fuck you" von Lily Allen. Und für Götz George und Bud Spencer werden wir nicht gleich morgen nach Ersatz googeln, sondern sie werden uns einfach fehlen. Es stimmt, was ich kürzlich gelesen habe: Es ist nicht schön, Dinosauriern beim Sterben zuzuschauen.

Leider war das die Überschrift einer Kritik meiner letzten Fernsehshow.

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