US-Serie "Touch" auf ProSieben Gott ist ein Smartphone
Der Mobilfunk umgibt uns, er durchdringt uns, er hält die Galaxis zusammen. Das ist die grundlegende Erkenntnis der US-Serie "Touch". Wer bislang geglaubt hat, dass das Schicksal die entscheidende Komponente im menschlichen Leben ist, der muss jetzt für das Mystery-Spektakel umdenken: Es ist das Smartphone.
Für Martin Bohm (Kiefer Sutherland) kommt diese Einsicht recht überraschend. Dem New Yorker hat das Schicksal bislang übel mitgespielt. Seine Ehefrau starb am 11. September beim Anschlag auf das World Trade Center, der elfjährige Sohn Jake ist Autist. Bislang hat der Filius noch kein einziges Wort mit dem Vater gesprochen, lässt sich nicht anfassen und klettert regelmäßig gefährlich hoch auf Funkmasten. Dazu kritzelt er ständig Zahlenkolonnen auf Papier und zeigt eine merkwürdige Begeisterung für Mobiltelefone. Martin Bohm ist verzweifelt - und das Jugendamt steht auch schon vor der Tür, um Jake ins Heim zu befördern.
Mit Hilfe einer Sozialarbeiterin und eines abgewrackten Professors (herrlich wirr und ungepflegt: Danny Glover) entdeckt Bohm jedoch das unfassbare Talent seines Nachwuchses: Jake kann dank der sogenannten Fibonacci-Folge die Zukunft ausrechnen - und hat praktischerweise alle nötigen Telefonnummern, um diese in positive Bahnen zu lenken.
Wer braucht Gott, wenn es Callcenter gibt?
Und so bringen Vater und Sohn als Callcenter des Glücks einen New Yorker Feuerwehrmann mit 9/11-Trauma auf den richtigen Weg. Nebenbei verbindet ein einzelnes Handy auf Weltreise die Schicksale eines traurigen Briten in Asien, einer irischen Karaoke-Sängerin, eines Nachwuchskomikers in Bagdad, der dringend einen Backofen braucht, und einer japanischen Prostituierten im Schulmädchen-Kostüm.
"Heroes"-Erfinder Tim Kring hat sich das Mathe-Mystery-Erlebnis-Drama für den US-Sender Fox ausgedacht - und bringt das Kunststück fertig, kein Klischee auszulassen, das derzeit durch das Fernsehen geistert. Vom World-Trade-Center-Witwer bis zur Inselbegabung - bei "Touch" bleibt dem Zuschauer nichts erspart. Auch schauspielerisch gibt es wenig Neues zu sehen: Kiefer Sutherland hat anscheinend bislang nicht mitbekommen, dass "24" endgültig vorbei ist. Er spielt noch immer den Weltenretter Jack Bauer - nur ohne Knarre und Folter in Namen der nationalen Sicherheit.
Auch wenn das jetzt nicht so klingen mag: Zumindest die hierzulande schon gezeigte Pilotfolge von "Touch" ist durchaus sehenswert. ProSieben sendete sie bereits vor einigen Wochen als Preview, am nächsten Sonntag wird sie wiederholt - damit der deutsche Sender dann ab der zweiten Folge von "Touch" die Ausstrahlung zeitnah zum amerikanischen Sender Fox gewährleisten kann. ProSieben probiert damit eine neue Strategie aus: Der Sender möchte in Zukunft Serien möglichst direkt nach der US-Premiere in Deutschland zeigen.
Allem Kitsch und der abstrusen Grundidee von "Touch" zum Trotz gelingt TV-Weltenerfinder Kring in der Auflösung der zahlreichen Handlungsstränge in Folge eins ein großer Fernsehmoment. Ein kleiner Geniestreich, der selbst hartgesottene TV-Kritiker erweicht und sogar beim dritten Anschauen zu Tränen rührt. Man muss sich dafür nur durch die ersten 42 Minuten der Mobilfunk-Mystery quälen.
" Touch", Pilotfolge, Sonntag, 25. März, 22.15 Uhr auf ProSieben, ab 26. März jeden Montag 21.15 Uhr auf ProSieben. Die US-Folgen gibt es zum Download im iTunes-Store