
Gameshow "League of Balls": Weil ich ein Macho bin
Trash-Show "League of Balls" Hier kommen die Eiermänner
Sie haben Angst, fühlen sich unwohl und denken ständig ans Aufgeben: In der ProSieben-Show "League of Balls" (vom Sender freizügig als "Wer hat die dicksten Eier?" übersetzt), die am späten Samstagabend startete, stellen sich junge Testosteronprotzer Mutproben, um Einlass in einen "Club" voller Models zu finden. Dazu sollen sie Frauendessous tragen, im knappen Borat-Dress mit Cheerleadern tanzen oder in einem Restaurant fremden Menschen auf den Teller spucken.
Die dümmlichen Mutproben sind den Kandidaten sichtlich unangenehm, ausführlich äußern sie ihren Missmut - um sich dann doch zum Trottel zu machen. Es ist ja fürs Fernsehen und total lustig. Zum Beispiel die Aufgabe "Streichle die Mutter", in einem Café soll der Kandidat sich zu einer älteren Frau und einem jungen Mann setzen und die Frau sexuell belästigen. Oder wie man bei ProSieben wohl sagen würde: Gegen alle Widerstände angraben, streicheln und küssen.
Was echte Kerle eben so machen.
Der Kandidat tut, wie ihm geheißen wird, er balzt, greift zu und schafft es bis zum Kuss. "Wahnsinn", sagt er dazu, Moderatorin Charlotte Engelhardt dröhnt dazu: "Absoluter Respekt, mein Lieber." Im Anschluss dürfen die Zuschauer per SMS abstimmen, ob ihnen der Auftritt gefallen hat. Kaum ist die Nummer eingeblendet, ist das Voting auch schon wieder abgeschlossen und ein Daumen hebt oder senkt sich.
Einmal im Leben Frauenkleider anziehen
"League of Balls" ist nach "Solitary" und "Crazy Competition" bereits die dritte Game-Show, die ProSieben diesen Sommer auffährt. Auch wenn "Solitary" auf viel härtere Mutproben setzt und in der "Crazy Competition" zwei Dörfer gegeneinander antreten, haben die Programme eins gemeinsam: Sie gehen gewaltig in die Hose.
Bei "League of Balls" hat neben all den verschüchterten Kandidaten zumindest eine Person Mumm: Moderatorin Engelhardt röhrt und kalauert durch die Sendung, dem ehemaligen "Playboy"- und aktuellen "FHM"-Titelgirl ist offensichtlich nichts mehr peinlich. Auch nicht die dämlichen, verklemmten "Challenges", die sie in atemlosen Tempo runtermoderiert.
Einmal im Leben Frauenkleider anziehen, auf diesem Niveau bewegen sich die Mutproben. Man hätte gedacht, dass Robin Williams Anfang der neunziger Jahre als Kindermädchen "Mrs. Doubtfire" diese Art von Humor hinreichend abgedeckt hätte. Andererseits füllt Mario Barth auch immer noch Hallen.
Kein Vergleich mit "Jackass"
Kann man also machen, nur passt die Aufmachung der Sendung als "League of Balls", mit Türsteher und "Club" im Studio, nicht zu den kreuzbraven Aufgaben und peinlichen Entgleisungen, die vor der Sendung aufgezeichnet wurden. Hier spielen ganz normale Kerle den toughen Typen und lassen sich dabei vorführen. Eine Ausgabe von "Verstecke Kamera" ist unterhaltsamer - und die auswendig gelernten Macho-Sprüche fallen weg.
Fünf Wettbewerbe, sieben Kandidaten und zwei Werbeblöcke später ist die erste "League of Balls"-Sendung fast schon zu Ende, schnell noch eine SMS-Abstimmung und einer der Milchbubis darf in den "Club" zu den Schönheiten. Weitere Belästigungen werden dem Zuschauer erspart. Zum Glück.
Im Anschluss an "League of Balls" gab es noch mehr testosterongesteuerte Kerle zu sehen: ProSieben zeigte "Jackass", eine krude Mischung aus halsbrecherischen Stunts, in dem sich ein paar Verrückte in einem Einkaufswagen einen Berg hinunterstürzen oder in den Bauch schießen lassen. Gute Nacht, Deutschland.