TV-Pannenserie Sieht bei Arte eigentlich niemand Arte?

Fernsehen? Wir gehen lieber ins Kino. Das dachten sich offenbar die verantwortlichen Mitarbeiter des deutsch-französischen TV-Senders Arte am Dienstagabend. Eine fatale Idee. Denn im Programm lief alles schief, ausgerechnet bei einer Doku über die NS-Besatzung Frankreichs.
TV-Publikum: Der Sender Arte lässt die Zuschauer über Pannen im Programm im Dunkeln

TV-Publikum: Der Sender Arte lässt die Zuschauer über Pannen im Programm im Dunkeln

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THOMAS COEX/ AFP

Straßburg/Hamburg - Peinliche Panne im Abendprogramm von Arte: Eine zweiteilige Dokumentation über die deutsche Besatzung in Frankreich ist am Dienstag mitten während der Ausstrahlung mehrfach abgebrochen. Hinweise im Anschluss? Fehlanzeige. Kein Verantwortlicher scheint den Fehler bemerkt zu haben. Der absurde Grund: Offenbar waren verantwortliche Mitarbeiter des Senders im Kino.

Besonders pikant: Der deutsch-französische Prestigesender patzt bei einem der wichtigsten deutsch-französischen Themen überhaupt - der Okkupation. In dem Dokumentarfilm "Frankreich und die deutsche Besatzungszeit", den Arte um 20.15 Uhr auf dem Hauptsendeplatz gezeigt hat, lief einfach alles schief.

Der erste Teil der Sendung geht noch wie erwartet um kurz nach 21 Uhr zu Ende. Teil zwei wird angekündigt, in dem auch die Rolle der SS in Frankreich beleuchtet wird. Doch ausgerechnet während der Aufnahmen, die die Erschießung einer französischen Geisel zeigen, bricht die Dokumentation ab - und springt mitten in den ersten Teil zurück. Niemand erklärt den Fehler. Keiner moderiert die Panne. Verwirrt reibt sich der Zuschauer auf dem Sofa die Augen.

Gegen 22 Uhr läuft Teil zwei erneut an. Endlich. Doch nur für kurze Zeit: Etwa zehn Minuten nach Start präsentiert Arte plötzlich den Politiker Daniel Cohn-Bendit im EU-Parlament - aber auch diese Folgesendung, die im Programm steht, beginnt mitten im Film. Keine Anmoderation, keine Abmoderation. Sieht denn bei Arte niemand Arte?

Beim Sender war am Mittwochmorgen zunächst niemand für eine konkrete Stellungnahme erreichbar. In der Presseabteilung hieß es vorerst nur: "Anscheinend gab es ein Problem." Eine Begründung sollte per E-Mail folgen.

Der Sender entschuldigt sich

Informationen von SPIEGEL ONLINE zufolge hat die Programmpanne eine sonderbare Ursache: Viele Arte-Mitarbeiter - offenbar auch die verantwortliche Belegschaft - haben sich die Preview eines neuen 3-D-Dokumentarfilms über das "Straßburger Münster" angesehen. Sogar Kollegen aus dem Hauptschaltraum waren im Kino.

Inzwischen hat sich der Kulturkanal für die Pannenserie entschuldigt. Die Ursache dafür sei ein Stromausfall gewesen, auch das Notstromaggregat sei ausgefallen, hieß es.

Eine Arte-Sprecherin dementierte jedoch, dass verantwortliche Mitarbeiter im Kino saßen, während es zu der Pannenserie kam, wie es SPIEGEL ONLINE berichtet worden war. Intern wird allerdings diskutiert, warum im Hauptschaltraum niemand die Probleme bemerkte und wo die Verantwortlichen tatsächlich waren, die während der rund zwei Stunden dauernden Pannenserie hätten eingreifen können.

bos/mit Material von dpa

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