TV-Tipps zu Weihnachten Schöner die Glotze nie klang

Sedieren mit Tieren, Nieten mit Keaton: Fernsehfee Anja Rützel hat die heimlichen TV-Hits der kommenden Festtage zusammengestellt - von entfesselten Schoßhündchen bis technikvernarrten Stummfilmstars.
Szene aus "Pets"

Szene aus "Pets"

Foto: RTL

Heiligabend

"Rudis Tagesshow - Weihnachten", 16.05 Uhr, SWR; 15.30 Uhr, NDR

"Rudis Tagesshow - Weihnachten"

"Rudis Tagesshow - Weihnachten"

Foto: Radio Bremen

Wer an Weihnachten gern wohlige Nostalgie-Bäder nimmt, muss dafür nicht bis in die Welt des kleinen, nur schwer zu ertragenen Samtkragenlords oder Sissis Verzweiflungsseufzern lauschen. Die Weihnachtssondersendung von "Rudis Tagesshow" aus dem Jahr 2000 weckt Erinnerungen an die Bonner Republik, erzählt entlang von Scherzen auf Kosten Norbert Blüms, mit denen ihn Rudi Carrell durch die Achtzigerjahre mit stoischer Fixiertheit überzog: Witze aus einer anderen Zeit, aus einem anderen Land.

"Krampus", 22.25 Uhr, Vox

"Krampus"

"Krampus"

Foto: RTL

Ah, endlich mal wieder eine wunderbar dysfunktionale Familie! Wer sich aus saisonaler Sentimentalität schon in der Vorweihnachtszeit zu viele heile Weihnachtsfamilien-Schmonzetten angeschaut hat, kann sich das Herz mit den Pickereien der überaus unharmonischen Familie Engel wieder von Schmalz freikratzen. Sie wird in dieser Horrorkomödie an den Feiertagen nicht von einem schmerbäuchigen Rotbackenweihnachtsmann heimgesucht, sondern vom gehörnten, ziegenfüßigen Krampus, einer düsteren Sagengestalt, die all jenen eine blutige Lektion erteilt, denen im Alltagszynismus der wahre Weihnachtsgeist abhandengekommen ist.


Erster Weihnachtstag

"Heidi", 17.20 Uhr, ZDF

"Heidi"

"Heidi"

Foto: ZDF/ Walter Wehner

Fräulein Rottenmeiers verkniffene Bissgurkigkeit der japanischen Zeichentrickbearbeitung aus den Siebzigerjahren bleibt zwar unerreicht, die filmische "Heidi"-Umsetzung von Alain Gsponer (hier als Free TV-Premiere) lohnt trotzdem - allein für das Almöhi-Spiel von Bruno Ganz, der den Alpenschrat als knarzigen Vierkantkopf spielt. Gedreht wurde an den Originalschauplätzen des Romans von Johanna Spyri, und das Ergebnis ist zumindest schon einmal deutlich weniger traumatisierend als die Zeichentrickversion.

"Pets", 20.15 Uhr, RTL

"Pets"

"Pets"

Foto: RTL

Niedliche Hunde und ihre possierlichen Kapriolen - bester Fernsehstoff für diese mittelschwer sedierte Feiertagsabendstimmung am Trägheits-Peak. Der Animationsfilm um ausgebüchste und ungeliebte Haustiere läuft ebenfalls zum ersten Mal im Free-TV, eine Seltenheit im mit Klassikern überladenen Weihnachtsprogramm. Wem gezeichnete Tiere zu kitschig sind, kann gleichzeitig im ZDF überwachen, ob Helene Fischer in traditionellen Jahresend-Show endlich die Jahr für Jahr ersehnte Bodenturn-Nummer mit Schimpansen zeigt.


Zweiter Weihnachtstag

"Timm Thaler oder das verkaufte Lachen", 15.05 Uhr, ZDF

"Thimm Thaler oder das verkaufte Lachen"

"Thimm Thaler oder das verkaufte Lachen"

Foto: ZDF/ Gordon Muehle

Zumindest die charakteristische Lockenfrise des jugendlichen Hauptdarstellers erinnert an die TV-Serie mit Thomas Ohrner, die 1979 als erste Weihnachtsserie im ZDF lief - der Original-Timm hat in dieser Kinoverfilmung von Andreas Dresen auch einen kleinen Gastauftritt. Verglichen mit der Serienversion ist Dresens Film um einen Kinderdeal mit dem Teufel deutlich märchenhafter geraten - und, passend zu Weihnachten, mit einer Schippe Kapitalismuskritik versehen.

Buster-Keaton-Kurzfilme, 1.45 Uhr, Arte

Buster Keaton

Buster Keaton

Foto: ARTE/ Collection Jeffrey Vance

Vier Buster-Keaton-Stummfilme schenken ganz am Ende der Feiertage dann doch noch das dringlichst ersehnte Weihnachtsgeschenk: Ruhe. In "Das vollelektrische Haus" rüstet Keaton hämmernd und nietend als überambitionierter Möchtegern-Elektriker sein Haus zum Techniktempel um - wer unterm Baum überraschend Smart-Home-Klimbim oder anderen technischen Schnickschnack fand, kann sich schon mal anschauen, was damit alles schiefgehen kann.

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