Dritte Staffel der Comedyshow »LOL« »Und ich hatte noch so gute Sachen«

Im Kreis seiner Kollegen: Kurz nach den Dreharbeiten verstarb Comedian Mirco Nontschew (vorn, Mitte)
Foto: Frank Zauritz / Prime VideoDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
(Achtung, dieser Text enthält kleinere Spoiler.)
Auf traurige und gemeine Weise ist es dann doch auch zumindest symbolisch irgendwie passend, dass Mirco Nontschew auch bei seinem letzten TV-Auftritt zu früh gehen muss. Kurz vor seinem Tod im vergangenen Dezember gehörte er noch zum Cast der dritten Staffel von »LOL: Last One Laughing«, dem Verkneifeformat von Amazon Prime Video, das gerade auf der Streamingplattform gestartet ist – »Für Mirco« ist der ersten Folge als Widmung vorangestellt. »Tobias or not Tobias, that is the Zwetschgen«, kalauert er sich gleich nach seinem Einzug warm, die Mimik flattert elastisch. »Ein einziger chinesischer Staatszirkus nur in einem Gesicht«, beschreibt sein LOL-Mitstreiter Christoph Maria Herbst das immense mimische Knautschvermögen, das neben Nontschews großer interner Soundbibliothek seine charakteristischstes Spaßwerkzeug war.
Tatsächlich liefert seine Teilnahme nach zwei schnell hintereinander abgelieferten Staffeln im vergangenen Jahr und der nicht endlos abriebfrei reproduzierbaren Grundidee des generellen, aber permanent neu gekitzelten Lachverbots womöglich den größten Streamimpuls. Der Cast der dritten Auflage bietet neben den wiederkehrenden Lachpein-Garantinnen Anke Engelke und Carolin Kebekus, die wie Nontschew schon in vergangenen Staffeln zu sehen waren, einige sehr plausible, aber auch ein paar in der Formatlogik nicht wirklich zwingende LOL-Neulinge: Natürlich will man hier, je nach persönlicher Komikpräferenz, dringend Hazel Brugger und Olaf Schubert sehen, in Palina Rojinski und Michelle Hunziker wähnt man dann doch eher Giggelopfer als gefährliche Schmunzel-Erzwingerinnen – was vor allem bei Hunziker eine echte Fehleinschätzung ist, die sie bei einer spektakulären Tierimitation widerlegen wird.
Ein neues Set, ferngesteuerte Spezialeffekte und, die größere Neuerung, ein szenenweise angedocktes Publikum liefern ein wenig Anschubhilfe, trotzdem muss Gastgeber Bully Herbig in seinem Kontrollraum die ersten überschaubar lustigen Gagmanöver deutlich brachialer anlachen als in den ersten beiden Staffeln, das wirkt nicht immer glaubwürdig. Nur ausgesprochene Frohnaturen dürften dabei beim Mitspielen vor dem Fernseher ernsthaften Lachdrang verspüren, und auch bei den zu ahndenden Spaßanzeichen der Kandidatinnen und Kandidaten scheint man noch etwas strenger zu sein: Echte Pruster sind selten, weswegen also schon Mundwinkelzucker und minimale Lächler ein Leben kosten.
Im Lauf der sechs Folgen nimmt jedoch auch diese Staffel an Fahrt auf, vor allem dann, wenn Gäste frische Anschubser liefern oder der Cast tatsächlich miteinander interagiert und auf die Künste der anderen aufsattelt, mal extrem körperlich, mal mit gelungenen Gagfortschreibungen. Vor allem Hazel Bruggers Schwyzerdütsch-Kapriolen stechen dabei hervor, und Carolin Kebekus liefert mit einer glänzenden Mümmelperformance die zweite hervorragende Tierimitation dieser Staffel.
Mirco Nontschew hat leider nur die Gelegenheit für zwei kleine Nummern (und eine Ehrenrunde, für die ihn Herbig noch einmal in die Arena schickt), dann werden ihm ein Elchröhrer und ein Gammelfleischgag zum Verhängnis: Zwei Grinser, und Bully Herbig holt ihn aus dem Wettbewerb und in seinen Kontrollraum. »Und ich hatte noch so gute Sachen«, grämt sich Nontschew bei seinem Abschied. »Die kommen noch«, antwortet Herbig.
Bei Amazon Prime Video.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, dass »LOL« eine Netflix-Serie und Nontschews Vorname Mirko sei. Die Serie läuft allerdings bei Amazon Prime Video, Nontschews Vorname lautet Mirco. Wir haben die Fehler korrigiert.