
Werner Schneyder: Der "Universaldilettant"
Kabarettist Werner Schneyder ist tot
Er arbeitete als Kabarettist, Autor, Schauspieler, Regisseur, Boxkampfrichter und Sportkommentator, unter anderem für das ZDF: Der selbst ernannte "Universaldilettant" Werner Schneyder ist tot. Das bestätigte Schneyders Agentur gegenüber dem SPIEGEL, zuvor hatte der österreichische "Kurier" berichtet. Schneyder wurde 82 Jahre alt.
Schneyder wurde 1937 in Graz geboren und wuchs in Klagenfurt auf. In Wien studierte er Publizistik und Kunstgeschichte und schloss das Studium mit einem Doktortitel ab, danach arbeitete er unter anderem als Sportjournalist und Werbetexter. Meist verfolgte Schneyder seine vielen Interessen parallel, war gleichzeitig Autor und Kabarettist oder Regisseur und Drehbuchautor. 15 Jahre arbeitete er als Boxkampfrichter und entwickelte von 1984 bis 1992 für das ZDF Box-Reportagen von den Olympischen Spielen aus Los Angeles, Seoul und Barcelona. Zeitweise schrieb er Kolumnen im Männermagazin "Playboy". Rund 20 Bücher verfasste er insgesamt.

Werner Schneyder: Der "Universaldilettant"
Als besonders legendär galt seine Zusammenarbeit mit Dieter Hildebrandt. 1974 starteten die beiden mit dem Programm "Talk täglich" eine achtjährige Erfolgspartnerschaft, die im gesamten deutschen Sprachraum Furore machte. Auf der Bühne der Münchner "Lach- & Schießgesellschaft" betrieben die beiden regelmäßig ihre "Hofnarren-Onanie", wie Schneyder es selbst nannte. "Es war eine politische Seelenverwandtschaft", sagte er über die Jahre mit dem 2013 gestorbenen Hildebrandt.
Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Hildebrandt Anfang der Achtziger setzte Schneyder seine Karriere als Solist mit Musikern fort. 1982 gastierte er als erster nichtkommunistischer Kabarettist in der damaligen DDR bei der "Leipziger Pfeffermühle" vor handverlesenem Publikum.
1994 kündigte Schneyder an, er wolle eine schöpferische Pause machen und danach nur noch als Autor und Regisseur arbeiten, da ihm die Rolle als "Altmeister" des politischen Kabaretts nicht behage. In diesem Jahr legte er sein Soloprogramm "Abschiedsabend" auf, das er bis 1996 spielte. Zwölf Jahre nach dem Abtritt von der Kleinkunstbühne überraschte er dann aber mit einem Comeback-Programm.
Schneyder selbst sah sich politisch als vielfarbig - kritisierte den Islam, konnte aber mit der rechtspopulistischen FPÖ wenig anfangen: "Ich bin in einigen Punkten erzkonservativ, in anderen tief grün, flächendeckend liberal und sozialpolitisch sehr links", so Schneyder. 2016 stand er wie andere Künstler im Bundespräsidentenwahlkampf in Österreich auf der Seite des Grünen-nahen Alexander Van der Bellen. Das Staatsoberhaupt zeigte sich nun betroffen über den Tod des Kabarettisten. "Mit Werner Schneyder verliert Österreich einen seiner vielfältigsten und beliebtesten Künstler", so Van der Bellen in einer ersten Reaktion.
Erschütternd war für Schneyder der Krebstod seiner ersten Frau Ilse. Deren Leidensweg erzählte er 2008 im Buch "Krebs. Eine Nacherzählung" auf drastische Weise. Das Buch geriet zur Anklage gegen die ärztliche Kunst. Die könne auch als Folter begriffen werden, meinte Schneyder.
Die weiche Seite des Satirikers kam zum Vorschein, wenn er bei seinen Auftritten zum Sänger wurde. Unter dem Titel "Das war's von mir" präsentierte er 2017 seine besten Kabarettnummern in aktualisierter Version und mit vielen Chansons. "In der zweiten Hälfte singe ich Liebeslieder. Das ist der andere Schneyder", so der Künstler damals.