Wir haben die dritte Staffel von "Daredevil" gesehen – und sie ist genial
Dieser Beitrag wurde am 18.10.2018 auf bento.de veröffentlicht.
Marvels Netflix-Serie "Daredevil" geht in die dritte Runde. Für manche Zuschauer dürfte das eine ziemliche Überraschung sein – schließlich gilt Titelheld Matt Murdock alias Daredevil als tot. Im Finale des Spin-Offs "The Defenders" wurde er unter einem einstürzenden Wolkenkratzer begraben.
Spoiler-Warnstufe orange
Wir verraten hier etwas über die Serie oder den Film. Nicht das komplette Ende. Nicht die Mörder-Überraschung. Falls du dich aber ärgerst, wenn wir hier gleich Ereignisse vorwegnehmen: Lieber erst anschauen und dann hierher zurückkommen.
Die dritte Staffel "Daredevil" verrät, dass der blinde Rächer mit dem Leben davongekommen ist. Viel mehr als das ist ihm aber nicht geblieben.
Eine Gruppe von Nonnen pflegt den schwer Verletzten in einem geheimen Versteck. Doch die Genesung läuft schleppend. In früheren Staffeln turnte Daredevil mühelos über die Dächer von Hell's Kitchen, dem Viertel in Manhatten, in dem die Serie spielt. Nun ist jeder Schritt eine Herausforderung. "Die Zeit der Rückwärts-Saltos ist wohl vorbei", stellt Nonne Maggie trocken fest.
Gleichzeitig bereitet ein alter Widersacher sein Comeback vor: In der ersten Staffel brachte Daredevil den Gangster-Boss Wilson Fisk, der vielen als Kingpin bekannt ist, ins Gefängnis. Ausgerechnet durch einen Deal mit dem FBI wird er aus dem Gefängnis entlassen und kann seinen Einfluss auf New York wieder ausdehnen.
Netflix' Marvel-Serien haben in den letzten Jahren nicht nur positive Kritiken geerntet. "Daredevil" und "Jessica Jones" konnten mit starken ersten Staffeln punkten, ließen danach aber deutlich nach. Mit "Iron Fist" wurden viele Fans nie besonders warm.
Das lang erwartete Helden-Crossover "The Defenders" wurde zum Opfer des eigenen Hypes. Die neue Staffel "Daredevil" präsentiert sich jetzt als Antwort auf die Kritik der vergangenen Jahre.
"Daredevil" macht einen großen Schritt zurück. Das ist genau die richtige Entscheidung.
Die Serie kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Matt kämpft nicht mehr gegen Weltverschwörer oder untote Ninjas. Seine hartnäckigsten Gegner sind die eigene Verzweiflung und die Grenzen des Möglichen. Matt wollte immer das Richtige tun. Dafür hat er unermüdlich gekämpft. Dass alles umsonst gewesen sein könnte, quält ihn.
Die Rückkehr von Erzfeind Fisk unterstreicht diese düstere Bilanz. Selbst aus seiner Zelle heraus, verbreitet er Angst. Während Matt den Kampf gegen seinen eigenen Körper verliert, erobert Fisk Stück für Stück die Stadt zurück.
Gleichzeitig sorgt ein Doppelgänger im Daredevil-Kostüm für Chaos. Dabei stellt er sich so geschickt an, dass selbst Matts engste Freunde bald an ihm zweifeln. Hilflos muss er zusehen, wie zu guter Letzt auch noch sein Ruf als Beschützer von Hell's Kitchen in den Dreck gezogen wird.
Wer das brutale Daredevil-Double ist, soll hier noch nicht verraten werden – Fans der "Daredevil"-Comics dürften mit ihrem Tipp aber ins Schwarze treffen.
So ziemlich alles, was Superhelden-Geschichten gerne falsch machen, macht „Daredevil“ richtig.
Klassische Superhelden-Abenteuer versuchen sich ständig selbst zu toppen. Dazu führen sie immer größere, immer bösere Bösewichte ins Feld. Sie lassen sich immer neue Twists einfallen. Das sorgt natürlich für enorme Schauwerte; die Formel dahinter ist aber schnell durchschaut.
„Daredevil“ geht andere Wege. Statt einem strahlenden Helden, der mit seinen Aufgaben wächst, präsentiert diese Staffel einen zweifelnden, kaputten Matt Murdock. An neue Herausforderungen ist nicht zu denken.
Matt muss erstmal mit all dem fertig werden, was er bisher nicht wahrhaben wollte. Und es scheint, als könnte er an dieser Aufgabe durchaus scheitern. Bei so vielen offenen Fragen kann man die Staffel gar nicht schnell genug bingewatchen.
Ab Freitag läuft die dritte Staffel von "Daredevil" auf Netflix.