Fernsehrat Kritik an der ZDF-Wahlberichterstattung zur AfD

Nach der Kritik am MDR für den Umgang mit der AfD wird nun auch die Wahlberichterstattung des ZDF diskutiert. Chefredakteur Peter Frey räumte ein, die "nettere Oberfläche" der Partei erschwere den kritischen Umgang.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey

ZDF-Chefredakteur Peter Frey

Foto: Patrick Pleul/ DPA

Im Anschluss an die Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg am 1. September gab es Diskussionen darüber, ob der Umgang mit der AfD in der Wahlberichterstattung angemessen gewesen sei. In die Kritik geraten war vor allem der MDR, dem vorgeworfen wurde, bei den Politikern der AfD nicht kritisch genug nachgefragt zu haben.

Besonders wurde moniert, dass die MDR-Moderatorin Wiebke Binder eine mögliche Koalition von CDU und AfD als "bürgerlich" bezeichnet hatte. Der MDR entschuldigte sich am Montag nach der Sendung für die Wortwahl, in einem Statement hieß es: "Hier handelte es sich klar um einen Versprecher."

Nun hat die Wahlberichterstattung bezüglich der AfD offensichtlich auch im ZDF für Diskussionen gesorgt. Laut "Bild"-Zeitung soll darüber im ZDF-Fernsehrat kritisch gesprochen worden sein. Die Zeitung zitierte unter anderem den CDU-Politiker Franz Josef Jung; der ehemalige Verteidigungsminister kritisierte demnach, dass sich Journalisten oft nicht gründlich auf Gespräche mit AfD-Vertretern vorbereiten würden.

Tatsächlich gab es auch bei der ZDF-Wahlberichterstattung bedenkliche Momente. So durfte der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland behaupten, der AfD-Spitzenkandidat in Brandenburg, Andreas Kalbitz, sei nicht rechtsextrem und auch nicht bei einem Neo-Nazi-Aufmarsch in Griechenland dabei gewesen, wie der SPIEGEL berichtet hatte. Kalbitz selbst räumte später die Teilnahme ein.

Für das ZDF reagierte Chefredakteur Peter Frey auf die Vorwürfe. In einem Statement erklärte er: "Es gab kritische Fragen und lobende Worte für die Berichterstattung über die Wahlen in Sachsen und Brandenburg. Wir haben alle relevanten Parteien berücksichtigt und kritisch befragt. Für das ZDF ist wichtig, auch die AfD durch Fakten-orientierte Interviews zu konkreten Stellungnahmen etwa im Bereich Renten-, Umwelt- oder Gesundheitspolitik zu bringen."

Gegenüber dem Fachdienst epd medien sagte Frey, dass sich der Sender bewusst sei, dass der "extremistische Flügel" innerhalb der AfD an Einfluss gewinne. In der Öffentlichkeit zeige die Partei zugleich eine "nettere Oberfläche", was Interviews sehr schwierig mache.

Die Positionen der Partei zu hinterfragen, sei aber eine Aufgabe nicht nur für Medienvertreter. Tatsächlich seien Politiker immer seltener bereit, sich im Fernsehen Diskussionen mit AfD-Vertretern zu stellen. Frey: "Andere Parteien gehen der Auseinandersetzung aus dem Weg."

cbu
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