
ZDF-Veteran Thomas Bellut: Kann es nur einen geben?
ZDF-Intendantenwahl Thomas Bellut wird Erster beim Zweiten
Hamburg/Berlin - Das Ergebnis ist nicht wirklich überraschend: Thomas Bellut wird neuer Intendant des ZDF. Als einziger offizieller Kandidat ging er ins Rennen, schon früh wurde ihm aus unterschiedlichen politischen Ecken Unterstützung zugesichert. Sowohl CDU-Politiker als auch stimmberechtigte Mitglieder von der SPD und Grünen sprachen sich für ihn aus. Politisch soll Bellut eher im konservativen Lager verortet sein, obwohl er kein Parteibuch besitzt und explizite Meinungsäußerungen zum Thema vermeidet.
Am Freitag wurde der 56-Jährige vom ZDF-Fernsehrat nun für den höchsten Posten des öffentlich-rechtlichen Senders bestimmt. Wie das ZDF mitteilte, erhielt der Programmdirektor in Berlin von den 73 anwesenden Fernsehräten 70 Ja-Stimmen. Notwendig wären 47 gewesen. Einer stimmte gegen Bellut, zwei enthielten sich.
Bellut folgt damit Markus Schächter, dessen zweite Amtszeit am 14. März 2012 enden wird. Schon im Januar hatte Schächter bekanntgegeben, dass er für eine dritte Amtszeit nicht zur Verfügung steht. So sollte genug Zeit für die Nachfolgeregelung sein.
Die Aufgaben, die auf Bellut zukommen, sind vielfältig: Das ZDF gilt als "Kukident-Sender" (laut Branchenmagazin DWDL ist der Durchschnittszuschauer 61 Jahre alt), von den Marktanteilen ist das Zweite hinter RTL und ARD nur Dritter auf dem deutschen Fernsehmarkt, zudem steht der Sender durch die Digitalisierung vor dem wohl größten Umbau in seiner Geschichte. Auch wird Bellut über die Zukunft des ZDF-Klassikers "Wetten, dass..? entscheiden müssen, nachdem Thomas Gottschalk seinen Abschied angekündigt hat.
Als Kenner des Hauses hat Bellut große Chancen, diese unterschiedlichen Aufgaben zu stemmen: Schon 1984 begann er als Volontär beim Zweiten, 1997 wurde er Leiter der ZDF-Hauptredaktion "Innenpolitik", seit 2002 ist er Programmdirektor. In dieser Funktion war er auch umfassend an dem Umbau des hauseigenen Doku- und Theaterkanals zu ZDFNeo und ZDFkultur beteiligt, wo der Sender mit neuen Formaten für junge Leute experimentiert.
Trotz dieser unbestreitbaren Qualifikationen wurde im Vorfeld der Wahl immer wieder Kritik laut an dem Abstimmungsvorgang: Moniert wurde, dass es nur einen Kandidaten gäbe. Dies würde die Idee einer Wahl ad absurdum führen. Der Feuilleton-Chef der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", Claudius Seidl, hatte sich darauf ebenfalls als Intendantenkandidat ins Spiel gebracht, nach seinen Worten "aus der Laune einer Glosse" heraus.
Noch kurz vor der Wahl hatte das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz einen Eilantrag auf Abbruch des Wahlverfahrens abgelehnt. Ein Mann aus Hessen hatte sich um den Intendantenposten beworben, war aber von keinem Fernsehratsmitglied unterstützt und damit nicht als Kandidat zugelassen worden. Daraufhin wollte er die Wahl stoppen lassen. Der Mann scheiterte nun in zwei Gerichtsinstanzen.
Über die Nachfolge Thomas Belluts als Programmdirektor soll erst später in diesem Jahr entschieden werden.