Nach 175 Jahren US-Magazin "Scientific American" spricht erstmals Wahlempfehlung aus - gegen Trump

US-Präsidentschaftskandidat Biden laut dem US-Journal "Scientific American": "Faktenbasierte Pläne zum Schutz unserer Gesundheit, unserer Wirtschaft und der Umwelt"
Foto: JIM WATSON / AFPErstmals in seiner 175-jährigen Geschichte gibt das US-Wissenschaftsmagazin "Scientific American" eine Wahlempfehlung ab - für den demokratischen Herausforderer Joe Biden. "Uns fällt das nicht leicht", heißt es im Leitartikel zur Oktoberausgabe des Magazins. Die Beweise und die Wissenschaft zeigten jedoch, "dass Donald Trump den USA und ihrem Volk schweren Schaden zugefügt hat - weil er Beweise und Wissenschaft ablehnt."
Das verheerendste Beispiel dafür sei die "unehrliche und unangemessene" Reaktion des US-Präsidenten auf die Corona-Pandemie, die bislang mehr als 190.000 US-Bürger das Leben gekostet habe. Trumps Leugnen des Klimawandels und Angriffe auf das Gesundheitssystem bezeichneten die Wissenschaftler als verantwortungslos. "Deshalb fordern wir Sie dringend auf, für Joe Biden zu stimmen, der faktenbasierte Pläne zum Schutz unserer Gesundheit, unserer Wirtschaft und der Umwelt anbietet."
Der demokratische Bewerber Biden habe laut dem Magazin dagegen den Ruf, Daten und wissenschaftlichen Erkenntnissen zu folgen.
Trump stellte zuvor Klimaforschung infrage
Der Leitartikel erschien nach Angaben der Nachrichtenagentur AP nur einen Tag, nachdem Trump im Zusammenhang mit den verheerenden Waldbränden in Kalifornien die Klimaforschung infrage gestellt hatte. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung nur einen Tag nach den Äußerungen Trumps war laut der Chefredakteurin Laura Helmuth jedoch Zufall.
Vom Wahlkampfteam des Präsidenten gab es zunächst keine Stellungnahme zu der Empfehlung des Magazins. Es wurde 1845 gegründet und ist nach eigenen Angaben das älteste durchgängig erscheinende Magazin der USA. Die monatlich erscheinende Zeitschrift erreicht demnach zehn Millionen Menschen weltweit.
Nicht die erste politische Stellungnahme
Neben konservativen Kommentatoren kritisierte auch der Psychologe Geoffrey Miller die Entscheidung des Magazins. "Scientific American" betrüge sein 175 Jahre altes Prinzip der Überparteilichkeit "für billige, kurzsichtige und opportunistische Tugendsignalisierung", twitterte Miller.
Chefredakteurin Helmuth wies die Kritik laut AP zurück. Das Magazin habe sich bereits in den Fünfzigerjahren gegen die Wasserstoffbombe positioniert. Zudem habe man bereits 2016 Trumps Eignung für das Präsidentenamt in Zweifel gezogen, damals jedoch nicht Hillary Clinton unterstützt.