Verlage
Der Profit und die Linken -- auch so cm Thema. das sich überlebt zu haben scheint, denn Westdeutschlands jüngere linke Bücher-Macher jedenfalls (oder die sich dafür halten) kümmern ohne viel wirtschaftliche Fortune vor sich hin: Bärmeier & Nikel hat Vergleich beantragt: der März-Verlag (siehe Seite 99) mußte nach der Trennung von Olympia Press seine Produktion drosseln; bei Melzer ist das Herbstprogramm »gefährdet": vom Verlag »Roter Stern«, von der »Edition Voltaire« spürest du kaum einen Hauch. Einzige Ausnahme: der Verlag Klaus Wagenbach. Das Berliner Kollektiv -- links nicht nur per Programm oder Selbstverständnis, sondern auch durch die Organisationsform -- wird in diesem Jahr erstmals über eine Million (nach Verlagsschätzung sogar 1,8 Millionen) Umsatz machen. Im Programm gibt es inzwischen etliche stille Bestseller: die zwei Quarthefte mit Biermann-Liedern (110000 Exemplare); das Wagenbach-»Lesebuch« (100000); die Literatur-Jahrbucher »Tintenfisch«, von denen auch das vierte, vor sechs Wochen ausgeliefert, bereits bei 25 000 liegt; das »Kursbuch«, das seine Durchschnittsauflage nach dem Wechsel von Suhrkamp zu Wagenbach mehr als verdoppelt hat Band 24 (Schule, Schulung, Unterricht) erschien im Juni und wurde bislang in 62 000 Exemplaren verkauft. Warum stehen diese Titel nicht auf den Sellerlisten? Wagenbach weiß es: »Bücher unter zehn Mark. und dann gar noch Gedichte. nennen die Buchhändler bei Umfragen ungern. Zum Thema Profit freilich trägt das erfolgreiche Wagenbach-Team auch nichts bei. Allerdings aus anderem Grund: »Die Arbeit des Verlages«, so heißt es in der Verfassung der sozialistischen Firma, »darf nicht dem Profit dienen.« Aber wie, bitte, vermeidet ein erfolgreicher Verlag den Profit? Wagenbach: »Wir machen unsere Bücher billiger als jeder andere Verlag in der Bundesrepublik, und wir zahlen die absolut höchsten Autorenhonorare.«