Der Start des kleinen Verlages war glänzend: 1967 - im Jahr des berüchtigten Schah-Besuches - aus einem SDS-Arbeitskreis »Dritte Welt« hervorgegangen, erzielte Trikont gleich mit seinen ersten Büchern Bestsellerauflagen: Mit Che Guevaras »Bolivianischem Tagebuch« und mit dem Vertrieb der in China gedruckten »Mao Bibel«. Aber bei Trikont (wie trikontinental) ergriffen auch Helden der deutschen Linken das Wort: Der Anarcho-Clown Fritz Teufel im »Klau mich«-Buch und der aus der Terrorszene ausgestiegene »Bommi« Baumann mit seinen Bekenntnissen »Wie alles anfing«. Das war 1975. Nur, während die Staatsanwaltschaft den Ruhm des Münchner Verlages durch die medienwirksame Beschlagnahme der Baumann-Memoiren mehrte, hatte sich Verleger Herbert Röttgen klammheimlich auf einen ganz anderen Trip begeben - predigte plötzlich die »Rückkehr des Imaginären«, organisierte auf der Frankfurter Buchmesse Meditationen mit dem Dalai Lama und bot in seinem Verlagsprogramm fortan Spirituelles und Schamanen-Exotik feil. Denn der gefallene Linke hatte erkannt: »Wir haben Hunger und Durst nach Bildern und Märchen, in uns brennt die Sehnsucht nach Mythen.« Nun müssen die Leser ihre brennende Sehnsucht wieder bei Heyne, Goldmann und Co. stillen: Vergangene Woche ging Trikont in Konkurs.
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Artikel 60 / 85
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