Zur Ausgabe
Artikel 58 / 81

Verleger erwarten Verlagssterben

aus DER SPIEGEL 46/1977

»Butt«-Boom hin, Wallraff-Wirbel her -- in der deutschen Bücherbranche hat wieder mal Kassandra Konjunktur. »Die Industrialisierung des Gewerbes hat bei uns erst begonnen«, so sorgt sich angesichts Bestseller-Kommerzialismus und Konzern-Wucherung etwa Luchterhand-Verlagsleiter Altenhein. »Das Verlagssterben«, prophezeit Ullstein-Chef Siedler, »liegt nicht hinter uns, es beginnt erst.« Im »Merkur« hat Altenhein jetzt die bei zunehmendem Kostendruck wachsenden Schwierigkeiten besonders für kleine Verlage und junge Literatur beschrieben: Ein in 2000 Exemplaren aufgelegter Erstlingsroman von 250 Seiten beispielsweise müßte gegenwärtig eigentlich 38 Mark kosten -- »ein unsinniger Preis. Aber jeder Preis, der darunter liegt, deckt die Kosten nicht mehr«. Siedler, der sich im Branchenblatt »Buchreport« mit dem Marktmacht-Zuwachs der Medien- und Buchklub-»Riesen« Bertelsmann und Holtzbrinck auseinandersetzt, warnt: »Der Glaube, daß die Literatur unbeschädigt davonkommt, wenn die Verlage sterben, ist nichts als Illusion.«

Zur Ausgabe
Artikel 58 / 81
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren