Gestorben Wolfgang Draeger, 95

Peter Schubert / ullstein bild
Schauspieler war er mit Leib und Seele, nur auf der Bühne fühlte er sich unwohl. »Das Synchron ist für mich erfunden worden«, sagte Wolfgang Draeger über seine Karriere. »Da bin ich nicht in der Öffentlichkeit, da arbeite ich im Dunkeln und kann zeigen, was ich kann. Ich muss mich nicht selbst darstellen.« Draeger wurde 1928 in Berlin geboren, besuchte das Konservatorium für Musik und Darstellende Kunst, spielte in den Fünfzigerjahren in zwei Kabarettgruppen und arbeitete als Rundfunksprecher. Er besaß eine dieser Stimmen, auf die sich sogar Cinephile einigen können, die das Synchronisieren von Filmen eigentlich für Frevel halten. Generationen von Kinogängern kannten Woody Allen mit Wolfgang Draegers zögerlichem Duktus; immer war ihm eine höfliche Unsicherheit zu eigen. »Ich bin ein Stotterer, und ich habe einen Hang zu Psychopathen und Irren. Wenn ich die Rollen nicht nur sprechen, sondern spielen müsste, würde ich sie genau so anlegen«, sagte Draeger über die Allen-Rollen. Bei anderen habe er sich anstrengen müssen, »aber Woody Allen, das bin in vielen Dingen praktisch ich«. Bis zum Jahr 2013 sprach Draeger Allens Filme auf Deutsch ein, insgesamt mehr als 30. Auch Jack Lemmon, Alan Arkin und Jean-Pierre Léaud lieh er seine Stimme. Ein zweites Standbein fand Draeger in der Welt der Jugendhörspiele des Labels Europa: In den Reihen »TKKG« und »Die drei ???« sprach er die Kommissare Glockner und Reynolds. Auch in der ZDF-Serie »Das Erbe der Guldenburgs« wirkte er mit. Wolfgang Draeger starb am 23. Januar.