World Press Photo Das sind die stärksten Pressefotos des Jahres

Nominiert für die Hauptkategorie »World Press Photo«: Eine Frau und ein Mann streiten darüber, ob ein Denkmal in Washington, D.C., bei dem ein Schwarzer vor US-Präsident Lincoln kniet, entfernt werden soll. Die Fotografin Evelyn Hockstein hat die Szene eingefangen – sie ist auch in der Kategorie »Spot News« im Rennen.

Eine armenische Familie muss ihr Zuhause in Bergkarabach verlassen, nachdem dort der bewaffnete Konflikt mit Aserbaidschan von Neuem aufgeflammt ist.
Die Fotografie des russischen Sputnik-Fotografen Valery Melnikov ist für die Hauptkategorie »World Press Photo« in der Endauswahl.

Zum ersten Mal seit fünf Monaten wird die 85-jährige Bewohnerin eines Pflegeheims in São Paulo wieder umarmt. Nachdem wegen der Coronapandemie keine Besuche erlaubt waren, wurde ein »Umarmungsvorhang« installiert. Den Moment in Brasilien hielt der dänische Fotograf Mads Nissen fest – und qualifizierte sich für die letzten sechs im Wettbewerb um das »World Press Photo« des Jahres, darüber hinaus ist das Bild auch in der Kategorie »General News« dabei.
Mads Nissen / Politiken / Panos Pictures

Die schwierige Situation von LGBTQ+-Personen in Russland illustriert dieses Foto von Oleg Ponomarev. Es zeigt Ignat, einen Transmann, mit seiner Freundin Maria in Sankt Petersburg. Nach einem 2020 in Kraft getretenen Gesetz dürfen Menschen das in der Geburtsurkunde eingetragene Geschlecht nicht mehr rechtsgültig ändern. Die Aufnahme ist in der Hauptkategorie »World Press Photo« nominiert – und zusätzlich in der Porträt-Kategorie.

Anfang 2020 erlebte Kenia die schlimmste Heuschreckenplage seit 70 Jahren. Der Spanier Luis Tato fotografierte einen Mann, der in der Siedlung Archers Post im Samburu County gegen einen riesigen Schwarm ankämpfte – ein Kandidat für das »World Press Photo« 2021. Das Bild ist Teil einer Reportageserie, die auch als Story in der Themenkategorie »Natur« nominiert ist.

Der italienische Fotograf Lorenzo Tugnoli von der Agentur Contrasto hielt für die »Washington Post« die Verzweiflung eines Mannes fest, der Zeuge der Zerstörung durch die große Explosion mitten in Beirut am 4. August 2020 war. Es ist eines der sechs Bilder, die es in die Endauswahl der Hauptkategorie »World Press Photo« geschafft haben. Das Bild stammt aus einer Reihe, die in der Kategorie »Spot News« nominiert ist.

In der Kategorie »World Press Photo Story of the Year« werden die stärksten Fotoserien prämiert. Unter den drei für die Endauswahl qualifizierten Storys findet sich die des kanadischen Fotografen Chris Donovan, der das Basketballteam der Flint Jaguars begleitet hat. Die Jaguars geben der krisengeschüttelten Stadt im US-Bundesstaat Michigan Stabilität – wurden aber selbst von der Coronakrise hart erwischt. (Zusätzlich ist die Reportage in der Themenkategorie »Sport« nominiert.)

In einer Fotoreportage für die Agentur Getty unter dem Titel »Habibi« zeigt der Italiener Antonio Faccilongo außergewöhnliche Liebes- und Familiengeschichten: Es geht um palästinensische Inhaftierte in israelischen Gefängnissen. Im Bild ein Zwillingspaar, dessen Vater seit 2003 lebenslänglich gefangen ist; sein Sperma wurde für die künstliche Befruchtung herausgeschmuggelt. Die Serie ist nominiert in den Kategorien »World Press Photo Story of the Year« sowie »Langzeitprojekte«.

Als dritte Reportageserie für den Preis »World Press Photo Story of the Year« nominiert ist »Paradise Lost« von Valery Melnikov von der russischen Agentur Sputnik (sowie in der Themenkategorie »General News«). Gezeigt werden Szenen aus dem kriegerischen Konflikt um Bergkarabach – und welche Folgen er für die Menschen hat. Manche zündeten ihre Häuser an, bevor sie aus der Region flüchteten.

Eine weitere Szene aus dem Krieg um Bergkarabach: Im Schützengraben findet ein Soldat auf einer Plastikfolie einen Moment der Ruhe. Das Bild des armenischen Fotografen Vaghinak Ghazaryan ist in der Endauswahl für die Kategorie »Contemporary Issues Singles«.

Ebenfalls nominiert in »Contemporary Issues Singles«: Jérémy Lempins Aufnahme aus der Palliativabteilung einer Klinik im französischen Calais, wo Tiere in der Therapie eingesetzt werden.

Das dritte nominierte Einzelbild der Kategorie »Contemporary Issues Singles« zeigt die Jemenitin Fatima und eines ihrer neun Kinder beim Fischen. Sie kehrte in ihr vom Bürgerkrieg zerstörtes Dorf zurück. Fotografiert wurde sie von Pablo Tosco, Argentinien.

In der Kategorie »Contemporary Issues Stories« ist eine Serie der US-Fotografin Maya Alleruzzo für die Agentur AP nominiert. Sie zeigt jesidische Überlebende des »Islamischen Staats« in Nordirak.

Ebenfalls unter den letzten drei in der Kategorie »Contemporary Issues Stories«: Zishaan A Latif hat die Folgen von antimuslimischen Unruhen im Nordosten der indischen Metropole Delhi dokumentiert.

Auch die Fotoreportage »Sakhawood« von Alexey Vasilyev ist für die Kategorie »Contemporary Issues Stories« nominiert. Sie zeigt die wachsende lokale Filmindustrie in der nordostrussischen Region Jakutien.

In der thematischen Kategorie »Umwelt« als bestes Einzelbild nominiert: ein Foto von K M Asad aus Bangladesch. Im Dorf Kalabogi herrscht Wassermangel, eine Frau sammelt Morgentau.

Die Folgen des Jade-Abbaus in Myanmar zeigt diese Aufnahme von Hkun Lat. Die Nachfrage insbesondere aus China ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Das Foto ist als Einzelbild in der »Umwelt«-Kategorie nominiert.

Ebenfalls als bestes Einzelbild in der »Umwelt«-Kategorie im Rennen: Ein kalifornischer Seelöwe spielt mit einer FFP2-Maske im Meer vor Monterey. Die Aufnahme von Ralph Pace zeigt die Gefahr durch Einwegmasken für wild lebende Tiere.

Das Pantanal in Brasilien ist das größte tropische Feuchtgebiet der Erde. Große Teile davon wurden durch Feuer vernichtet. Diese Katastrophe dokumentierte Lalo de Almeida im Auftrag der Zeitung »Folha de São Paulo« – die Reihe ist nominiert in der Story-Kategorie im Themenbereich »Umwelt«.

Aus dem Inneren der spanischen Fleischindustrie berichtet die Fotoreportage von Aitor Garmendia, die ebenfalls für die Story-Kategorie beim Thema »Umwelt« nominiert ist.

»Mach deine eigenen Gletscher« – unter diesem Motto stammt die Fotoserie für »National Geographic« des Slowenen Ciril Jazbec, mit der er unter den Kandidaten für die beste Umwelt-Story ist. Es geht um die Eisgebilde, die die Bewohner der nordindischen Region Ladakh im Winter auftürmen, damit sie ihnen im Sommer Wasser spenden.

Die Kategorie »General News« ist selbstverständlich geprägt von der Pandemie. Nominiert ist unter anderem diese Aufnahme eines eingewickelten Covid-19-Opfers aus Indonesien. Fotografiert hat die Leiche auf dem Krankenhausbett Joshua Irwandi.

Newsha Tavakolian von der Agentur Magnum Photos fotografierte für das »Time«-Magazin diese Frauen, die General Qasem Soleimani betrauern. Der iranische Militärführer war durch einen US-Angriff getötet worden. Das Foto ist in der Kategorie »General News« nominiert.

Eine Fotoserie von Laurent Geai über die Pandemie in Frankreich ist in der Story-Kategorie »General News« nominiert. Hier im Bild zu sehen: 45 Erkrankte aus der Pariser Gegend wurden am 10. April in TGV-Hochgeschwindigkeitszügen nach Bordeaux und Poitiers transportiert, wo es noch freie Betten gab.

Ebenfalls in der Auswahl für die Story-Kategorie im Bereich »General News« ist eine Reportage aus dem Grenzgebiet zwischen Schweiz und Deutschland. Ende April fotografierte Roland Schmid, wie die Menschen damit umgehen, dass aufgrund der Pandemie Landesgrenzen wieder an Bedeutung gewinnen.

In der Kategorie »Langzeitprojekte« nominiert ist die Serie der polnischen Fotografin Karolina Jonderko. Unter dem Titel »Reborn« hat sie besonders realistisch gestaltete Puppen fotografiert, sowie die emotionalen Reaktionen der Menschen auf sie.

Ebenfalls ein Langzeitprojekt ist »Trapped in Greece« – über Menschen, die seit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2016 in Griechenland feststecken. Der Fotograf Angelos Tzortzinis hat unter anderem auf den Inseln Samos (hier im Bild) und Lesbos in Flüchtlingslagern gearbeitet.

Themenkategorie »Natur«: Hier ist der Spanier Jaime Culebras nominiert für die Fotografie von Glasfrosch-Eiern in Ecuador.

Außerdem im Natur-Wettbewerb dabei: Eine Rothschildgiraffe wird von einer überfluteten Insel in Westkenia in Sicherheit gebracht – fotografiert von Ami Vitale für CNN.

In den Everglade-Sümpfen gibt es noch einige Exemplare der Florida-Panther. In ihrem durch Besiedlung gefährdeten Lebensraum hat sie Carlton Ward Jr. fotografiert, er ist in der »Natur«-Kategorie nominiert.

In der Natur-Story-Kategorie ist Ezra Acayan aus den Philippinen im Rennen – mit spektakulären Bildern vom Ausbruch des Vulkans Taal.

Eine ganz andere Form von Naturfotografie: Jasper Doest hat die Lockdown-Freundschaft seiner Familie im niederländsichen Vlaardingen mit zwei Haustauben dokumentiert – Ollie und Dollie.

Auch in der Porträtfotografie hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Hier eine Ärztin in Mexico City am Ende ihrer Schicht – aufgenommen von Iván Macías.

Ein Vater bringt seiner autistischen Tochter bei, ein Modellflugzeug zu starten. Das in Moskau aufgenommene Foto von Tatiana Nikitina ist im Rennen um das beste Porträt.

In der Story-Kategorie im Bereich »Porträts« ist »The Ameriguns« nominiert. Gabriele Galimberti aus Italien hat für »National Geographic« Waffenbesitzer in den USA porträtiert – wie hier Torrell Jasper, genannt Black Rambo.

Die jungen Teilnehmer von militärischen Sommercamps in Polen hat Natalia Kepesz porträtiert und ist mit dieser Reihe nominiert.

Afrikanische Immigranten in Italien hat die russische Fotografin Alisa Martynova porträtiert – ihre Reihe unter dem Titel »Nowhere Near« ist in der Story-Kategorie für den Porträtpreis nominiert.

In der Kategorie »Sport« ist diese Aufnahme des Sturzes beim Schlusssprint der ersten Etappe der Tour de Pologne im Wettbewerb. Tomasz Markowski erwischte die Fahrer Dylan Groenewegen (l.) und Fabio Jakobsen (r.) im Flug.

Sport kennt keine Altersgrenze: Der Ire Stephen McCarthy hat für die Agentur Sportsfile den 87-jährigen Masters-Athleten Pat Naughton beim Training unter Corona-Bedingungen festgehalten.

Ebenfalls ein Corona-Ausweichtraining hat der australische Fotograf Adam Pretty in Kochel am See festgehalten: Weil Kletterhallen und sonstige Sportstätten geschlossen waren, erkletterte Georg Filser-Mayerhofer einen Holzstapel.

Der iranische Parkour-Sportler Saeed Ramin verletzte sich vor sieben Jahren schwer. Trotz seiner Lähmungen trainiert er weiter und hat einige seiner Fähigkeiten zurückgewonnen. Ihn porträtierte Fereshteh Eslahi für Podium Photos. Das Bild ist in der Sport-Story-Kategorie nominiert.

Wie der Bridgeklub im schwedischen Borlänge mit der Pandemie umgeht, zeigt die Fotoserie von Henrik Hansson, die ebenfalls in der Sport-Kategorie nominiert ist.

In der Kategorie »Spot News« ist diese Aufnahme von Olga Sieviaryniec nominiert, die vor einem Gefängnis in Minsk auf ihren Ehemann Paval wartet. Er war festgenommen worden, weil er einen Gegenkandidaten von Alexander Lukaschenko bei der Präsidentschaftswahl in Belarus unterstützt hatte. Anfang 2021 ist Paval Sieviaryniec noch immer nicht auf freiem Fuß. Das Foto der umsonst wartenden Ehefrau machte Nadia Buzhan.

Ebenfalls in »Spot News« dabei: Nuno André Ferreira, der für die Agência Lusa dieses Kind am Rande eines großen Waldbrands im portugiesischen Oliveira de Frades fotografierte.

In der Story-Kategorie der »Spot News«-Fotografie sind die Bilder des AFP-Fotografen Ernesto Benavides im Rennen, der die Staatskrise in Peru dokumentierte, wo im November der Präsident des Amtes enthoben wurde.

Ebenfalls bei den »Spot News Stories« nominiert: Die Fotoberichterstattung von John Minchillo für Associated Press über die Proteste in Minneapolis nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd bei einem Polizeieinsatz.