Theater Wust von Entwürfen
SPIEGEL: Sie waren bislang der Schauspieler-Star des BE, jetzt sind Sie Hüter des Hauses. Wie wollen Sie es aus der Krise leiten?
Wuttke: Es gibt bei Brecht und Müller ausreichend Angebote, mit solchen Situationen umzugehen. Wir müssen bloß lernen, davon Gebrauch zu machen.
SPIEGEL: Sie haben vor kurzem gesagt, am BE gebe es Pläne und Entwürfe bis ins nächste Jahrtausend, welche zum Beispiel?
Wuttke: Müller war auch kurz vor seinem Tod hochgradig produktiv. Er hinterläßt einen Wust von Entwürfen und thematischen Anregungen.
SPIEGEL: Als Ziehsohn von Müller und Akteur des schwierigen Einar Schleef dürften Sie geschult sein in Diplomatie. Haben Sie starke Nerven?
Wuttke: Überhaupt nicht. Ich werde versuchen aus meiner Dünnhäutigkeit Profit zu schlagen.
SPIEGEL: Wie stehen Sie zu Rolf Hochhuth, dessen Ansprüche auf die Immobilie ja noch nicht abgewiesen sind?
Wuttke: Hochhut ist ein wichtiger zeitgenössischer Autor. Vielleicht dramatisiert er seine Vorstellungen, als Theaterstück würden sie mich interessieren.
SPIEGEL: Sie werden im April Müllers letztes Stück »Germania 3« herausbringen. Wird es eine Uraufführung nach den Regeln der Müllerschen Ästhetik?
Wuttke: Ich weiß nicht, was das ist, die Müllersche Ästhetik. Ursprünglich sollte ich in dem Stück spielen, an die neue Perspektive muß ich mich noch gewöhnen. Ich habe ja erst kurz nach Müllers Tod erfahren, daß er mich als Regisseur wünschte, sollte er es nicht mehr selbst inszenieren können.