»Einen schönen guten Abend. Fernsehstudios kann man schöner, größer und heller machen, die Welt leider nicht so leicht.«.
Claus Kleber geht in den Ruhestand, zum Ende des Jahres. Seit 2003 hatte er im ZDF-»heute-journal« abends nochmal erklärt, was tagsüber so an Nachrichten auf uns eingeprasselt ist, mit diesem leicht zerknautschten Robert-Redford-artigen Gesicht. Was macht Claus Kleber eigentlich aus? Mich hat er immer so erinnert an einen römischem Rhetor in der Antike, der so seine Sätze deklamiert. Er hat immer ein sehr korrektes Auftreten, ist ja auch Jurist, hat als Rechtsanwalt gearbeitet. Seine Interviews hat er allerdings mitunter eher geführt wie ein Staatsanwalt.
»Dass sie segensreiche Produkte bauen, will ich in diesem Gespräch ganz sicher nicht abstreiten. Die Frage ist, wie man sich gegenüber Russland im Moment verhält. Und da ist ein Besuch eindeutig ein Zeichen gegen alles, was im Moment von Merkel bis Obama, von Nato, EU und OSZE gegen und mit Russland unternommen wird. Sie besuchen da ein Land, das im Moment niemanden mehr hat, der im Weltsicherheitsrat auf seiner Seite abstimmt. Und es gibt konkrete Gründe dafür.«
Für mich ist Claus Kleber der bedeutendste Anchorman seit Hanns Joachim Friedrichs. Und wie sehr er sich in dessen Tradition sieht, wurde mir bewusst, als eine Kollegin und ich ihn mal in Mainz besucht haben, in seinem Büro. Und da zeigte er uns als Erstes an der Wand hängend die Teleprompter-Rolle von Hajo Friedrichs letzter Tagesthemen-Moderation. Cool bleiben, sich nicht von Emotionen hinreißen lassen, das war Friedrichs Credo und das ist auch das von Claus Kleber. Wobei, gelungen ist es eben nicht immer.
»Es geht da um Sven Latteyer. Der fährt Bus in Erlangen. Linienbus. Und als da heute, nicht heute, sondern die letzten Tage, 15 Asylbewerber eingestiegen sind, mit ihren zwei Betreuern und Richtung Schwimmbad fuhren, da griff er sich das Mikrofon und sagte auf Englisch: ›I have important message for people from the whole world in this bus: Welcome. Ich habe eine wichtige Nachricht für alle Menschen aus der ganzen Welt in diesem Bus. Willkommen. Willkommen in Deutschland. Willkommen in meinem Land. Haben Sie einen schönen Tag?‹ Es kann manchmal so einfach sein.«
Kleber, ein großer Amerika-Kenner, hatte immer auch etwas Weltläufiges, in seinen letzten Jahren sogar Staatsmännisches. Und als er mal Barack Obama interviewte, konnte man kaum sagen, wer von beiden jetzt eigentlich mal Präsident war.
»Good evening, Mister President, thank you for coming to us. Danke für's Kommen. Sie haben da ein bemerkenswertes Buch geschrieben, Sie haben Ihren Lesern versprochen, dass Sie sie fühlen lassen, erleben lassen, wie es ist, Präsident zu sein im Weißen Haus. Und das machen Sie auch. Und Sie sind dabei ziemlich freizügig über all die Defizite, die Pannen, Frustrationen und Fehler, die passiert sind. Da frage ich mich, ob sie nicht besser ein bisschen vorsichtiger gewesen wären. Denn so ein bisschen Mysterium ist ja auch ein Machtfaktor.«
Kleber hat was Cooles, was sehr Lässiges, wie ich es bei keinem anderen Anchorman im deutschen Fernsehen finde, nicht bei Zamperoni und nicht bei Kloeppel. Und er findet sich selbst glaub ich schon ganz gut. Das merkt man seinen Moderationen an. Aber manchmal muss auch Claus Kleber sich eingestehen, dass auch er nur ein Mensch ist.
»Meist ist es wie bei ihm die Alzheimerkrankheit, die den Kranken ... das ist furchtbar ... Ihn hat die Alzheimerkrankheit erwischt. Bitte schauen Sie erst den Film, bis dahin ist meine Stimme zurück.«
Und nun lautet die bange Frage: Was wird aus uns ohne Claus Kleber? Werden wir das Weltgeschehen noch verstehen, wenn er es nicht mehr für uns einordnet? Und, genauso wichtig: Was wird aus Claus Kleber? Wird er dort enden, wo Jan Hofer seinen vermeintlich zweiten Frühling erlebte? Bei »Let's Dance«? Potenzial hätte er.