Straßenumfrage zur Wahl ZDF lässt verurteilten Neonazi zu Wort kommen

Reichstag in Berlin: Das ZDF führte seine Umfrage in der Hauptstadt durch, der Holocaustleugner kam vor dem Bundestag zu Wort
Foto:TOBIAS SCHWARZ / AFP
Bei einer im ZDF ausgestrahlten Straßenumfrage zur Bundestagswahl mit zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern hat sich nach Senderangaben auch ein verurteilter Neonazi geäußert. »Dass es sich bei einem von ihnen um einen wegen Volksverhetzung verurteilten Neonazi handelt, konnte die Redaktion nicht erkennen«, teilte der öffentlich-rechtliche Sender am Montagabend auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. »Seine Äußerung war unauffällig.«
Am Montagabend war die Sondersendung ZDF-Spezial ausgestrahlt worden. Zu Beginn wurde die Straßenumfrage eingeblendet, in der sich mehrere Menschen zum Wahlausgang äußerten. Darunter auch der sogenannte Volkslehrer Nikolai Nerling. Der Neonazi betonte dabei vor dem Reichstagsgebäude, dass er einigermaßen froh sei, dass es nicht Rot-Rot-Grün geworden sei.
In den sozialen Netzwerken äußerten sich zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer entsetzt darüber, dass dem Holocaustleugner eine Plattform gegeben wurde.
Der Holocaustleugner bei @ZDFspezial ? Ernsthaft?
— Marcus Mittermeier😘 (@MMittermeier) September 27, 2021
Wie sich die Regierung nach der Bundestagswahl darstellen wird, ist weiter offen. Nach dem vorläufigen Ergebnis verbesserte sich die SPD auf 25,7 Prozent (2017: 20,5). Die CDU/CSU fiel auf 24,1 Prozent (32,9). Die Grünen legten auf 14,8 Prozent (8,9) und die FDP auf 11,5 Prozent (10,7) zu. Die AfD rutschte auf 10,3 Prozent (12,6), die Linke auf 4,9 Prozent (9,2). Dank drei gewonnener Direktmandate bleibt die Linke aber entsprechend ihrem Zweitstimmenergebnis im Bundestag.
Einzig mögliches Zweierbündnis wäre somit eine neue Große Koalition, die aber weder SPD noch Union wollen. Deshalb dürfte es zum ersten Mal seit den Fünfzigerjahren ein Dreierbündnis im Bund geben.
Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet machte sich am Montag trotz des historisch schlechten Ergebnisses der Union für eine Jamaikakoalition mit Grünen und FDP stark. Beide Parteien werden auch von der SPD für die Bildung einer Ampelkoalition umworben. SPD, Grüne und FDP seien gestärkt, sagte Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit Blick auf die Zugewinne aller drei Parteien. Dies sei »der sichtbare Auftrag, den die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes formuliert haben«.