IFFLAND-RING zur waitergabe fermacht
Krammerschauspieler Josef Meinrad weinte, als ihm gesagt wurde, er dürfe den Iffland-Ring tragen Werner Krauß, letzter Träger des legendären Schmucks, hatte den Schauspieler Meinrad renommierten Bühnengrößen wie Gustaf Gründgens, Ewald Baiser, Ernst Deutsch, Will Quadflieg oder Oskar Werner vorgezogen. Nach dem Tode von Werner Krauß (1959) durfte sich Meinrad, Jahrgang 1913, als der »würdigste Schauspieler deutscher Zunge« fühlen.
Ob der Iffland-Ring, den jeweils ein Schauspieler im deutschen Sprachraum tragen und dem nach seiner Ansicht würdigsten und größten Schauspieler vererben darf, von dem Schauspieler August Wilhelm Iffland (1759 bis 1814) stammt oder gar, wie eine andere Lesart lautet, von Goethe an
Iffland gegeben wurde, ist seit langem umstritten. In Wien hat jetzt der Theaterschriftsteller Viktor Reimann die »Legende und Geschichte eines Künstleridols«, des Iffland-Rings, untersucht und zumindest für die jüngste Vergangenheit dokumentarisch belegt*.
Bezeugt ist, daß Iffland den Plan gehabt hat, einige Ringe anfertigen zu lassen und als Zeichen eines Bundes einigen Freunden zu schenken.
Der Legende nach soll Iffland einen der Ringe an den Schauspieler Ludwig Devrient gegeben haben, der Ihn wiederum bei seinem Tode, 1832, seinem jüngsten Neffen, Emil Devrient, vermachte. Emil Devrient soll den Ring dem Schauspieler Theodor Döring (1803 bis 1878) hinterlassen haben.
Mit diesem Theodor Döring tritt der Ring aus der Legende in kontrollierbares Licht. Döring hinterließ den - oder jedenfalls einen - Ring seinem Kollegen und Nachahmer, dem eitlen Modeakteur Friedrich Haase (1825 bis 1911), der den Schmuck mit Stolz lange Jahrzehnte hindurch besaß und trug.
Haase hat in einem Brief an den Schauspieler Albert Bassermann, dem er 1908 den Ring vermachte, die Legende des Rings als authentisch ausgegeben, gleichzeitig aber dem Ring einen Stiftungszettel beigelegt, dessen Einzelheiten zu Zweifeln Anlaß geben. Haase beschreibt den Schmuck als einen »Ring mit Ifflands Bildnis, den derselbe Ludwig Devrient in Berlin übergab«. Iffland starb im Dezember 1814, Devrient ist erst 1815 von Breslau nach Berlin übersiedelt. Haase schrieb ferner: »Gewidmet von Dörings Witwe an mich (18)75« Döring starb 1878, es gab also 1875 noch keine Witwe Döring.
Von nun an jedenfalls gab es den Iffland-Ring und die Pflicht für den Träger, ihn dem jeweils »Würdigsten« zu hinterlassen Albert Bassermann, von Haase als Würdigster empfunden, versuchte sich 1935 des Ringes zu entledigen, indem er ihn bei der Einäscherung Alexander Moissis auf dessen schon versinkenden Sarg warf. Beherzt rettete der damalige Direktor der Wiener Burg, Röbbeling, den Ring vor den Flammen. Er rief in die stille Trauerversammlung: »Dieser Ring gehört einem lebenden Schauspieler, nicht einem toten.« Bassermann gab den Ring noch im selben Jahr, siebzehn Jahre vor seinem Tod, an das Wiener Theatermuseum.
Bassermann, Anhänger einer gemäßigten Lautschrift, schrieb dazu: »Der mir fon Friedrich Haase zur waitergabe an den Würdigsten, fermachte Iffland -Ring war fon mir zuerst Alexander Girardi, dann Max Pallenberg und schlißlich Alessandro Moissi zugedacht. Dise drai maister der schauschpilkunst schtarben in der follkraft ires schaffens. Diser seltsame umschstand liß in mir den entschluß reifen, den ring keinem darschteller mer waiterzuraichen. Ich übergebe den 'Iffland-Ring', der mir nur 'auf Zeit' anfertraut war, in demselben Sinne dem 'Bundestheatermuseum' in Wien, Wo der ring bis zu mainem tot aufbewart sain soll.«
Da durch den Verzicht Bassermanns kein Ringerbe bestimmt war, schlug Egon Hilbert, damals Leiter der Bundestheaterverwaltung, nach Bassermanns Tod im Jahre 1953 als neuen Würdenträger den Schauspieler Werner Krauß vor. Obwohl der schweizerische Bühnenkünstler-, Chor- und Ballettverband gegen Krauß protestierte, wählte der Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger einstimmig Werner Krauß zum rechtmäßigen Ringträger. Krauß hinterließ den Ring dem Wiener Meinrad.
Schon bei der Vergabe des Rings an Krauß aber hat der österreichische Kultusminister Drimmel Richtlinien erlassen, nach denen in Zukunft die Erbfolge geregelt werden soll: Falls eich noch einmal ein Ringträger weigert, einen Nachfolger zu benennen, so beantwortet der Kartellverband die Frage nach dem jeweils größten und würdigsten deutschen Schauspieler.
Chronist Reimann: »Um ihn (den Kartellverband) aber braucht niemand Sorge zu hegen. Er wird fortbestehen, selbst wenn es keine großen Schauspieler mehr geben sollte.«
* Viktor Reimann: »Der Iffland-Ring«. Hans Deutsch Verlag, Wien; 48 Seiten; 9 Mark.
Ring-Stifter Iffland
Der Würdigste weinte