Bastian Sick im Chat "Ich sage dazu Klapprechner"
Natürlich, Sicks Deutschstunde kam nicht ohne sein - oder heißt es dessen - virtuelles Augenzwinkern aus. Denn der Sprachpapst hatte nie den Anspruch, päpstlicher als das katholische Kirchenoberhaupt sein zu wollen. Doch manchmal ist auch Sick nicht unfehlbar und umgeht das eine oder andere Sprachproblem. Chat-Teilnehmer "Sebastian B." fragte beispielsweise, ob es der oder das Laptop heiße. "Ich sage dazu Klapprechner", zog sich Sick im Zwiebelfisch-Chat aus der Affäre.
"Der Duden und die Rechtschreibkommission legen ja nicht die Sprache fest, sondern nur die Rechtschreibung", sagte Sick. Dass es da einheitliche und verbindliche Regeln gebe, sei zwar wichtig. "Mir geht es aber hauptsächlich um den Spaß am Umgang mit der Sprache", erklärte der 42-Jährige seine Begeisterung. Er stehe auf dem Standpunkt, dass man in puncto Sprache flexibel sein muss.
Besondere Umstände würden eben auch in der Sprache besondere Maßnahmen erfordern: Deswegen, so erklärte der Zwiebelfisch-Kolumnist, schreibe man "Thron" auch heute noch altertümlicherweise mit "h". Schließlich hätte man bei der ersten gesetzlichen Festlegung der Rechtschreibung 1901 dem Kaiser Wilhelm "nicht einfach so einen Buchstaben unter dem Hintern wegziehen können".
Deutsche Sprache, tote Sprache? - Es dauert noch!
Augenscheinlich wurde, dass auch Sick auf den "Status" sehr viel wert legt - allerdings nur im buchstäblichen Sinne, nämlich wenn es um den Plural des Wortes geht. Der laute "Statûs" - mit langem "u". Was den Status der deutschen Sprache angeht, gibt Sick sich optimistisch: "Mehr als 100 Millionen Menschen in Europa sprechen Deutsch als Muttersprache. Und täglich kommen neue hinzu. Okay, es sterben auch immer ein paar, aber alles in allem wird es noch eine ganze Weile dauern, bis die Deutschsprechenden - und somit die deutsche Sprache insgesamt - ausgestorben sind", beruhigte Sick die Kulturpessimisten.
Selbst an der existentiellen Sorge des gebürtigen Hamburgers "Lothar", eines Wahl-Schwaben, fand Sick nichts Bedenkliches: "Deine Vorstellung, dass Schwäbisch den deutschen Sprachraum erobert, finde ich äußerst faszinierend", sagte der Zwiebelfisch-Kolumnist. Er beginne schon mal zu üben.
Klar war auch, dass sich daran eine Frage nach korrekt gesprochenem Hochdeutsch anschließen musste. Je nach Herkunft sei das "wichtich" oder weniger "wichtik", gab sich Sick diplomatisch. Bei so viel Diplomatie wollte Nutzerin "Karin Strauß" wissen, ob sich Sick nicht eine bildungspolitische Karriere vorstellen könne. Das lehnte der Zwiebelfisch-Kolumnist aber entschieden ab.
Vielleicht liegt das daran, dass sich Sick schon immer mehr für die Schönheit der deutschen Sprache begeistern konnte als für trockene Politik. Im ersten Diktat bei Frau Grabowski schrieb er: "Bitte die Wurst da rund und fein, ist für den Kaspar ganz allein." Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
koe
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Dieser Inhalt verwendet veraltete Technologien und steht daher nicht mehr zur Verfügung
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