Post an den Zwiebelfisch Niemals nicht mit ohne Schirm
Nur doppelte Verneinung in Bayern? So bescheiden ist man dort nicht. Vor vielen Jahren hörte ich zu, als sich mein Vater mit einem bayerischen Bergbauern über dessen Familie und die wirtschaftlichen Bedingungen unterhielt.
Um die Armut zu untermauern, in der er mit seinen Eltern und Geschwistern groß geworden ist, sagte er: "Koana hot niamals net koa Geld net g'habt." Fünffach verneint, mathematisch vielleicht kompliziert, aber jeder wusste sofort: Die waren schon immer pleite.
Tom Brenner, Bonn
Der Sachse und der Sachsen-Anhaltiner sagen zum Straßenbahnfahrer: "Sagen Se mal, die Bahn fährt nich(t) nach dem Bahnhof?" Oder zum Nachbarn: "Sie ham nich(t) unseren Hund Benny gesehen?" Ein geradezu fatalistisches Frage-Verhalten...
Peter Model, München
Hallo Zwiebelfisch, irgendwann fand ich einmal einen Zettel an einen PC geklebt mit der Frage: "Alle Daten nicht löschen: ja oder nein?"
Mit dieser Fragestellung kann man in geselliger Runde bei einem Glas Wein eine rege Diskussion anzetteln!
Rainer Gross
Ich habe mich mal mit einer Vegetarierin unterhalten und sie gefragt, ob sie Ovo-Lacto-Vegetarierin sei. Sie sagte: Nein, sie äße durchaus Milch und Eier.
Vegetarier sein bedeutet ja wörtlich, dass man Pflanzen isst. Die gesellschaftliche Konvention sieht einen Vegatarier aber als jemanden, der kein Fleisch isst. Ovo-Lacto-Vegetarier essen zwar Pflanzen (was Fleischesser wie ich auch tun), aber sie essen Milch und Eier, obwohl sie sonst tierische Produkte meiden. Meine Gesprächspartnerin dachte, ein Ovo-Lacto-Vegetarier meide auch Milch und Eier. Vegetarier ist ein schönes Beispiel für eine implizierte Verneinung, die keine verneinende Silbe beinhaltet.
Burger Voß, Hamburg
"Wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist, müsste doch eigentlich genau richtig sein."
Ein gutes Beispiel, "dass Sprache und Logik zwei unterschiedliche Disziplinen sind", womit auch erklärt wird, warum sich angesehene Linguisten mit der Logik schwer tun.
Um einen guten Karneval zu erleben ist Venedig der richtige Ort, und Ende Februar die richtige Zeit. Wer zu diesem Zweck im Juni (falsche Zeit!) nach Mekka (falscher Ort!) fährt, handelt falsch, nach logischen und linguistischen Kriterien, sowie nach gesundem Menschenverstand!
Igor Fischer, Saarbrücken
Eines Nachts kam ich von einer Party nach Hause und ließ mich noch von Teleshopping-Sendungen berieseln. Bei der Vorstellung einer neuartigen Sonnenbrille wurde ein Feature beschrieben, dessen Sinn oder Unsinn ich erst am nächsten Morgen (ich hatte es mir extra aufgeschrieben) verstanden habe. Die Sonnenbrille hatte eine "Beschichtung gegen Antibeschlagsfreiheit".
Ulrich Heske, Köln
Ich habe ein schönes Beispiel zu missverständlichen Verneinungen, das meine Kollegen und mich schon zu großen Diskussionen angeregt hat. Allerdings handelt es sich um ein englisches Zitat. Vielleicht können Sie ja trotzdem ein paar klärende Worte finden. Die Zeile lautet: "Don't nobody bring me no bad news." Fröhliche Grüße!
Melody Kreuzer, Düsseldorf
Antwort vom Zwiebelfisch: Dazu sage ich nur: "We don't need no education!" Oder auch: "I can't get no satisfaction!" Doppelte Verneinungen sind im Englischen nicht selten. Fröhliche Grüße zurück!
Aus Hamburg stammt die Bemerkung: "Gaanich ignorieren", die sich wunderbar als mentaler Schutzschild gegen aufdringliche Zeitgenossen, schlechtes Wetter oder das Mauzen der verfressenen Katze vor dem Kühlschrank eignet.
Anne Hansen, Hamburg
Anmerkung des Zwiebelfischs: Köstlich! Dabei handelt es sich offenbar um eine Verschmelzung aus "Gar nicht beachten" (Was meine Mutter immer empfahl, wenn ich meinen wöchentlichen Wutanfall hatte) und "Einfach ignorieren".
Zu Ihrem Artikel "Nein, zweimal nein" biete ich Ihnen heute einen juristischen Superlativ. Die schönste, nämlich fünffache, Verneinung bietet meiner Meinung nach § 118 BGB:
"Eine nicht ernstlich gemeinte Willenserklärung, die in der Erwartung abgegeben wird, der Mangel der Ernstlichkeit werde nicht verkannt werden, ist nichtig."
Das kann man ja wohl nur bejahen...
Michael Wirriger, Bochum
Ein Spruch aus Töchtermund: "Ich gehe nicht mit ohne Regenschirm raus, wenn es regnet."
Michael Fentsahm, Hamburg
Meine kleine Tochter pflegte im Alter von knapp zwei Jahren, also zu Beginn ihrer Sprachentwicklung, auf Fragen wie "Hast du keinen Hunger mehr?" oder "Willst du nichts mehr essen?" sehr logisch mit "Ja" zu antworten, wenn sie tatsächlich nichts mehr essen wollte.
Mittlerweile hat sie sich dem (unlogischen) allgemeinen Sprachgebrauch angepasst und antwortet mit "Nein". Versaut hier eventuell die Sprache schon frühzeitig eine angeborene naturwissenschaftliche Begabung (die sicher nicht von mir geerbt ist)?
Daniel Freienstein, Mainz
Sehr geehrter Herr Sick, da kann ich nur sagen: War diese Kolumne nicht wieder unterhaltsam? NEIN! Liebe Grüße und weiter so,
Mirko Trepzik