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Bitte lächeln - die Stewardess Nur Fliegen ist schlimmer

Immer nur lächeln, immer vergnügt - dabei könnte man in manchen Dienstleistungsberufen schier aus der Haut fahren. Hier lässt eine Flugbegleiterin richtig Dampf ab: Sandra, 26, erzählt von ihrem Job als "Saftschubse" zwischen Himmel und Hölle.

"Ich arbeite als Flugbegleiterin, und in diesem Job muss man immer ein Lächeln auf den Lippen haben. Freundlichkeit und Service haben hier höchste Priorität, also: Lächeln, Lächeln, Lächeln! Man muss sich aber nicht alles gefallen lassen. Zum Beispiel - was auch vorkommt -, wenn Kolleginnen einen Klaps auf den Hintern bekommen.

Vor dem Start muss alles sehr zügig ablaufen, aber einige - meistens ältere Herren - ziehen dann erst mal ganz sachte und ohne Stress ihren Mantel aus, dann ihr Jackett, legen es fein säuberlich zusammen, und dahinter warten 130 Leute im Gang oder auch draußen im Regen.

Da platzt mir echt die Hutschnur. Ich ärgere mich, wahre aber noch eine gewisse Freundlichkeit. Meistens verziehe ich mich dann in die Bordküche und kotze mich erstmal bei den Kollegen über die Fluggäste aus, da kann ich das einmal komplett loswerden.

"Du Saftschubse, ich Geschäftsfrau"

Was mich wütend macht, ist arrogantes Auftreten, dieses typische 'Du bist die Saftschubse, ich die Geschäftsfrau', denn häufig sind die Frauen da noch schlimmer und ganz weit oben mit ihrer Nase. Man grüßt freundlich und die sagen nicht mal 'Hallo' und gucken dich mit dem Arsch nicht an.

Bei einem Flug hätte ich fast geheult vor Wut. Ich musste einem jungen Franzosen, der am Notausgang saß, erklären, wie dieser im Notfall zu öffnen ist. Ich habe meinen Text auf Englisch runtergerattert und der sagte immer nur 'hmm, hmm'. Ich konnte nicht glauben, dass er mich verstanden hatte oder verstehen wollte.

Weil diese Tür im Notfall natürlich geöffnet werden muss, habe ich seinen Kollegen neben ihm gebeten, er möge es nochmal übersetzen. Der meinte dann auch nur 'hmm, hmm'.

Da ist mir fast der Kragen geplatzt, alle beide immer nur 'hmm, hmm', und mir war klar, die verarschen mich ganz einfach. Die haben mich wirklich nicht komplett verstanden, aber hatten auch gar keinen Bock darauf. Das Flugzeug war proppenvoll, es war heiß, ich habe geschwitzt wie ein Schwein und musste an insgesamt vier Notausgängen Leute einweisen.

Dann kam ein dritter Mann dazu, ein absolut schmieriger Geschäftsmann. Der kam eh schon zu spät, was mich bereits aufregte, aber er meinte, er hätte alle Zeit der Welt. Der zog da ganz genüsslich seinen Mantel aus, war nur am Feixen mit den beiden Franzosen, die er anscheinend kannte.

Ich zeig dir gleich mal erster Tag!

Es war einfach nur Radau und Hektik in der Kabine, und der Typ steht da und zieht sein Jackett ganz lässig aus, legt es zusammen und grinst mich die ganze Zeit so dämlich an. Ich habe ihn angeguckt und gemeint: 'Kann ich Ihnen beim Verstauen des Gepäcks helfen?' Er sieht mich an und sagt: 'Na, erster Tag? Sie sind so unruhig.'

Da ist mir so die Flappe runtergegangen, und ich habe gesagt: 'Nee, erster Tag nicht, aber ich bin noch nie so veräppelt worden wie von Ihren beiden Kollegen!'

Ich habe nur gedacht, so ein Arschloch, was glaubt der, wer er ist, erster Tag. Ich zeig dir gleich mal erster Tag! Ich war echt sauer, ich habe mir fast ein bisschen gewünscht, dass wir irgendwie evakuieren müssen, damit die vor dieser bekloppten Tür sitzen und sie nicht aufkriegen - denn genau das hatten sie gemeint nicht ernst nehmen zu müssen."

Aufgezeichnet von Frederik Mohrdiek und Mirko Marquardt

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