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Boom der Deutschkurse Immer mehr Sprachschulen - aber nicht alle sind seriös

Verben konjugieren, Worte buchstabieren: Deutsch zu lernen wird für Gaststudenten und Einwanderer immer wichtiger. Das nutzen auch unseriöse Anbieter aus.
Tafelbild in Mecklenburg-Vorpommern (Archivbild)

Tafelbild in Mecklenburg-Vorpommern (Archivbild)

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Bernd Wüstneck/ dpa

Manche der jungen ausländischen Studenten und Berufseinsteiger in Deutschland kokettieren noch damit: "Life is too short to learn German" ("Das Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen") steht auf Jutebeuteln, mit denen sie durch die Straßen von Berlin schlendern. Im Café in Mitte, Kreuzberg oder Neukölln auf Englisch bestellen, weil das Personal kein Deutsch spricht - auch das gibt es vereinzelt. Insgesamt wird es aber immer wichtiger, Deutsch zu lernen.

Der Leiter der Goethe-Institute in Deutschland, Roland Meinert, beobachtet nicht nur in Berlin, dass Deutschkurse verstärkt nachgefragt werden. Etwa seit vier Jahren wollen nach seinen Angaben mehr Menschen die Sprache hierzulande lernen, allen voran Studenten und Berufseinsteiger.

Das habe mit der Krise in Südeuropa, der gestiegenen Attraktivität Deutschlands und der positiven Entwicklung des Arbeitsmarkts zu tun. "Überproportional zugenommen hat der Anteil der Kursteilnehmer, die bereits in Deutschland leben."

Kurse für unter zwei Euro pro Stunde pro Teilnehmer

"Gefühlt eröffnet in Berlin jede Woche eine neue Sprachschule", sagt der Vorsitzende des Fachverbands Deutsch als Fremd- und Zweitsprache  (FaDaF), Matthias Jung. Statistiken gibt es zwar nicht, aber Inserate im Netz, an Laternen oder auf Schwarzen Brettern sprechen für sich. Betreiber berichten indes von Konkurrenz und Preiskampf: Zum Teil würden Kurse für unter zwei Euro pro Stunde pro Teilnehmer angeboten, erklärt Ulrike Schulte Overberg von der Sprachschule Parlando.

Häufiger als früher wollen die Schüler ihr Können nun auch dokumentiert wissen. Für Berlin rechnet Roland Meinert in diesem Jahr mit 30 Prozent mehr Prüfungen als 2015 in den Goethe-Instituten. Manche Schulen betrieben jedoch eine "extreme Abzocke" mit "Fantasiezertifikaten", die an Unis gar nicht anerkannt würden, warnt Matthias Jung vom FaDaF. Es sei schwer, das Angebot und dessen Qualität zu überblicken.

Gisela Gross/dpa/him

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