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Elite-Schule der Wirtschaft "Wir müssen wie ein Elefant in den Markt kommen"

Und sie bewegt sich doch - wenn auch langsam: Allmählich nimmt die private Business School ESMT in Berlin, als "deutsches Harvard" angekündigt und von 25 Großkonzernen finanziert, konkretere Formen an. Immerhin liegen inzwischen ein Strategiepapier und ein Budgetplan vor, die Homepage ist keine Baustelle mehr.
Von Bärbel Schwertfeger

"Wir haben noch nichts", räumte ESMT-Präsident Derek F. Abell noch im Dezember ein. "Wir kommen voran", erklärt er jetzt. Berauschend ist das Tempo allerdings nicht. Ein Vierteljahr nach der Gründung konstituierte sich am 29. Januar erstmals der Vorstand der Stiftung, die die European School of Management and Technology (ESMT) GmbH finanziert, und segnete das Strategiepapier Abells über die Ziele und Positionierung der Business School ab.

Danach soll die ESMT zwar das Prestige von Topschulen wie Harvard, Stanford, IMD oder INSEAD erreichen - aber ganz anders sein. "Weil wir ein Nachzügler auf dem Markt sind, müssen wir das Geschäft neu definieren, so dass sie gezwungen sind, uns einzuholen und nicht umgekehrt", heißt es in dem Papier.

Von den renommierten Business Schools abheben solle die ESMT sich durch ihre "einzigartige Kombinationen" von Management und Technologie, privatem und öffentlichem Sektor, West- und Osteuropa sowie Business und europäischer "Zivilisation". Den Schwerpunkt bilden Weiterbildungsprogramme für Manager ("Executive Education") mit dem Zusatz von erstklassigen akademischen Master-Programmen.

Mühsame Suche nach Professoren

Bisher war die Berliner Business School ein Prachtbeispiel für Missmanagement.  Noch bei der offiziellen Gründung fehlte es an einem Konzepten und vor allem an Geld - obwohl die Crème der deutschen Wirtschaft zusagte, brachten die Konzerne nicht rechtzeitig genügend Mittel für den Etat zusammen und blamierten sich auch mit einer konfusen Öffentlichkeitsarbeit.

Zudem feilschten sie mit dem bankrotten Land Berlin, das bereits das Staatsratsgebäude als ESMT-Sitz bereitgestellt hatte, auch noch um die Sanierungskosten. Die Rektoren der staatlichen Hochschulen reagierten mit wütender Kritik.

Das peinliche Gezerre will die ESMT jetzt möglichst schnell vergessen machen. Inzwischen gibt es einen Budgetplan. "Wir haben eine langsame, eine mittlere und eine schnelle Version", erläutert Abell. Danach soll die ESMT in fünf Jahren 25, 30 oder 35 Vollzeitprofessoren haben. Das "Education Budget" (die Einkünfte aus den angebotenen Programmen) wurde auf 17, 21 oder 25 Millionen Euro im Jahr 2007 festgelegt. Das Gesamtbudget inklusive Zinsen aus dem Stiftungskapital und dem Beitrag der Hertie-Stiftung soll jeweils rund zehn Millionen höher sein.

Kredit für die Renovierung

Selbst die langsame Version sei noch "extrem schnell", erklärt der ESMT-Präsident. So habe das Schweizer IMD, das Abell früher einmal leitete, 24 Jahre nach seiner Gründung im Jahr 1957 gerade mal ein Gesamtbudget von etwa zwei Millionen Euros gehabt. Selbst wenn man eine Inflationsrate von rund hundert Prozent einrechne, zeige das immer noch, wie ehrgeizig die ESMT-Pläne seien.

"Wir müssen wie ein Elefant in den Markt kommen, und selbst dann sind wir immer noch ein kleiner Mitspieler", sagt Abell. So habe das im Vergleich zu den anderen Business Schools kleine IMD heute 60 Vollzeitprofessoren.

Erstklassige Professoren zu finden ist nach wie vor Abells größte Sorge. Zehn Kandidaten habe er bereits interviewt und ein Angebot gemacht. "Wenn ich bis September drei oder vier Zusagen habe, dann ist das sehr gut", so Abell.

Auch was das Staatsratsgebäude angehe, sei man weitergekommen. Inzwischen liege der fünften Entwurf für die Renovierung des historischen Gebäudes vor. Vermutlich werde man sich auf Klassenräume, Bibliothek, Restaurant und Kompetenzzentren beschränken; die Büros sollen in ein Nebengebäude ausgelagert werden. Das Geld für die Renovierung fehlt allerdings weiterhin. "Wir werden wohl einen Kredit aufnehmen", sagt der Präsident.

Der Campus in München soll am 26. Mai eröffnet werden. Der Vorläufer Schloss Gracht, das die ESMT übernommen hat, soll "Center for European Leadership" werden. Derzeit führe man noch Gespräche mit den Mitarbeitern. "Ich möchte so viele wie möglich halten", erklärt Abell.

Mittlerweile besteht die ESMT aus sechs festen Mitarbeitern. In den nächsten Wochen soll auch der siebenköpfige Aufsichtsrat der GmbH offiziell installiert werden. Immerhin existiert seit dem 10. Februar endlich auch eine Webseite www.esmt.org. Die ist allerdings noch sehr rudimentär. Detaillierte Angaben über die ersten geplanten Programme im Mai gibt es erst ab März.

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