Europas Top-Arbeitgeber Die Favoriten der Absolventen
Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) ist nach einer Studie des Marktforschungsinstitutes Trendence der mit Abstand beliebteste Arbeitgeber der angehenden Betriebswirtschaftsabsolventen in Europa. Die Gesellschaft hat den Vorjahressieger L'Oréal auf den zweiten Platz verdrängt. Auf Platz drei rangiert Ernst & Young, auf Platz fünf Deloitte und auf Rang sieben KPMG. Im Vorjahr waren die Wirtschaftsprüfer von PwC noch gar nicht unter den Top Ten vertreten.
Bei den Ingenieuren ist wie schon 2008 Google der beliebteste Arbeitgeber, gefolgt von Microsoft und Apple. Für die Studie befragte Trendence insgesamt 196.000 angehende Absolventen, darunter 67.500 künftige Ingenieure.
Bei den Ingenieuren schaffte es zwar kein Beratungsunternehmen auf einen der ersten zehn Ränge, aber Accenture hat sich vom 21. Rang im Vorjahr auf den 13. Platz in diesem Jahr vorgeschoben. "Wir beobachten in Europa trotz oder gerade wegen der Wirtschaftskrise eine gestärkte Stellung der Berater und Wirtschaftsprüfer. Diese Gesellschaften gehören zu den Unternehmen, die viel Zeit in ihre Marke investieren", sagt Manja Ledderhos, Senior-Beraterin beim Berliner Trendence Institut.
Die Studie belegt auch, dass sich die Vorlieben der Arbeitgeber bei Wirtschaftswissenschaftlern wesentlich stärker verschoben haben als bei Ingenieuren. Die Aufsteiger in die Top Ten der BWLer sind KPMG und der Luxuskonzern LVMH, der im vergangenen Jahr noch unter ferner liefen auf Rang 28 verharrte. "Besonders überrascht hat uns das gute Abschneiden vieler Luxusmarken in den Rankings. Ein gutes Beispiel ist hierfür LVMH. In Krisenzeiten werden Luxusmarken - sowohl auf Produkt- als auch auf Arbeitgeberebene - attraktiver", so Trendence-Beraterin Ledderhos.
Bei den Ingenieuren gab es unter den Top Ten zwar Verschiebungen, aber bis auf ein Unternehmen ist kein Konzern aus der Spitzengruppe gefallen. Google, Microsoft, Apple und IBM belegen wie im Vorjahr die Spitzenplätze. Absteiger des Jahres ist ausgerechnet Porsche; der Sportwagenbauer musste EADS weichen. Obwohl der Luftfahrt- und Rüstungskonzern in der jüngeren Vergangenheit massive Probleme hatte, rückte EADS vom 18. auf den achten Platz vor. "In Krisenzeiten verschiebt sich der Blick auf potentielle Arbeitgeber: Sicherheit im Job wird wichtiger", sagt Oliver Viel, Director of Customer Relations bei Trendence.
Zehn deutsche Konzerne unter den Top 50
Auf den ersten Rängen konnten sich vor allem internationale Konzerne oder Weltmarken plazieren - und Unternehmen, die viel Geld für Employer Branding ausgeben. Nur zwei Unternehmen erreichten erneut gleichermaßen die Top Ten von Ingenieuren und BWLer: Apple und Google. Während der Innovationskonzern Apple naturgemäß beide Absolventengruppen anzieht, ist ein Erklärungsversuch bei Google schon schwieriger.
"Google schafft einen sehr schwierigen Spagat: Die Marke ist nicht nur unglaublich erfolgreich, sondern bei Absolventen auch führend bezüglich der wichtigen Imagetreiber Kollegialität, Lifestyle und Work-Life-Balance. Kein anderes Unternehmen schafft es, den Absolventen ein derartig positives Bild von Arbeitsklima und Unternehmenskultur zu vermitteln", erklärt Trendence-Manager Viel den Erfolg des US-Suchmaschinenkonzerns. Das stark amerikanisch geprägte Image der Lockerheit solle aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Google tatsächlich nur die Besten unter den Absolventen auswählt, so Trendence-Beraterin Ledderhos.
Deutsche Konzerne dagegen sind in der Gunst angehender Absolventen gesunken: Bei den BWLern ist im aktuellen Ranking kein deutsches Unternehmen unter den Top Ten. 2008 rangierte noch BMW auf Platz sechs, Adidas auf Rang zehn. Insgesamt schafften es aber acht Firmen unter die Top 50: BMW, Adidas, Volkswagen, Porsche, die Deutsche Bank, Allianz, Lufthansa und Siemens.
Anders das Bild bei den Ingenieuren: Dort teilen sich BMW und Siemens den fünften Rang, Volkswagen folgt auf Platz zwölf, Porsche auf Platz 13 und Bosch auf Platz 15. Trotz der Korruptionsaffäre rückte Siemens von Platz acht auf fünf vor. Insgesamt sind nun zehn deutsche Unternehmen unter den 50 Top-Arrbeitgebern der Ingenieure, also immerhin 20 Prozent. Neueinsteiger sind Audi auf Rang 29, BASF auf Rang 45 und Lufthansa Technik auf Rang 50.
Gehälter-Check: Hungrige Deutsche, bescheidene Polen
Es mag für Unternehmen viele gute Gründe geben, Teile der Fertigung oder Entwicklung ins Ausland zu verlagern. Eines der schlagenden Argumente dafür ist mit Sicherheit das Einkommensgefälle innerhalb Europas.
Europa-Ranking Ingenieure: Erwartetes Jahresgehalt
Land | Euro im Jahr |
---|---|
Europa | 23.967 |
Österreich | 32.823 |
Belgien | 25.664 |
Tschechien | 12.893 |
Dänemark | 49.151 |
Finnland | 29.293 |
Frankreich | 34.486 |
Deutschland | 40.689 |
Griechenland | 14.729 |
Ungarn | 10.916 |
Irland | 28.338 |
Italien | 19.127 |
Niederlande | 28.911 |
Norwegen | 43.524 |
Polen | 9.345 |
Portugal | 14.109 |
Rumänien | 9.332 |
Russland | 15.219 |
Slowakei | 10.961 |
Spanien | 18.286 |
Schweden | 30.578 |
Schweiz | 49.921 |
Großbritannien | 30.819 |
Besonders ausgeprägt ist diese Tendenz bei den Ingenieuren. Die Trendence-Studie zeigt, dass etwa Schweizer Ingenieure mit einem erwarteten jährlichen Durchschnittgehalt von knapp 50.000 Euro mehr als fünfmal mehr Geld erwarten als ihre Kollegen aus Rumänien oder Polen, die sich mit einem Salär von rund 9300 Euro zufrieden geben.
Dicht hinter dem Spitzenreiter Schweiz folgen die angehenden Ingenieure aus Dänemark, die im Schnitt rund 49.000 Euro Einstiegsgehalt pro Jahr erwarten, an Platz drei Norwegen mit 43.500 Euro und an Platz vier Deutschland mit 40.700 Euro.
Im Verhältnis erstaunlich günstig zu haben sind Ingenieure in Schweden, Belgien, den Niederlanden, Spanien und Frankreich. Ein Ingenieur in Belgien gibt sich mit 25.700 Euro im Jahr zufrieden, in Spanien müssen Arbeitgeber mit einem Salär von 18.300 Euro rechnen. Und in Portugal rechnen Tüftler mit lediglich 14.109 Euro jährlich.
In Russland erwarten Ingenieure ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von 15.200 Euro. Das mag unter anderem daran liegen, dass Moskau inzwischen zu den teuersten Städten der Welt zählt und die russischen Schlüsselindustrien Bergbau, Erdöl- und Energiewirtschaft händeringend gute Leute suchen.
Europa-Ranking BWLer: Erwartetes Jahresgehalt
Land | Euro im Jahr |
---|---|
Europa | 26.129 |
Österreich | 35.037 |
Belgien | 28.847 |
Tschechien | 13.475 |
Dänemark | 53.319 |
Finnland | 32.477 |
Frankreich | 35.761 |
Deutschland | 42.356 |
Griechenland | 17.549 |
Ungarn | 12.216 |
Irland | 32.760 |
Italien | 20.536 |
Niederlande | 29.943 |
Norwegen | 44.011 |
Polen | 11.768 |
Portugal | 14.417 |
Rumänien | 12.230 |
Russland | 16.633 |
Slowakei | 11.737 |
Spanien | 21.017 |
Schweden | 30.684 |
Schweiz | 46.943 |
Großbritannien | 30.664 |
Unter den BWLern ist das Gehaltsgefälle in Europa nicht ganz so ausgeprägt wie unter den Ingenieuren. Die für Arbeitgeber günstigsten Länder: In der Slowakei und Polen empfinden angehende BWLer ein Einstiegsgehalt von rund 11.800 Euro als angemessen, in Ungarn 12.200 und in Tschechien 13.500.
Opulent dagegen die Gehaltserwartungen in Dänemark: 53.300 Euro Einstiegsgehalt durchschnittlich erwarten angehende BWLer nach Berechnungen des Trendence-Instituts im flächenmäßig kleinsten Staat Skandinaviens. Fast moderat sind im Verhältnis dazu die Gehaltserwartungen in der Schweiz, Norwegen und Deutschland. Bei den Eidgenossen müssen Arbeitgeber 46.900 Euro berappen, in Norwegen 44.000 Euro und hierzulande 42.400.
30.000 Euro bis 40.000 Euro kostet ein Ingenieur in Österreich, Finnland, Frankreich, Irland und Schweden, 20.000 bis30.000 Euro in Belgien, Italien, den Niederlanden und Spanien. Der Mangel an Ingenieuren scheint sich auch in den Gehaltserwartungen niederzuschlagen: Erstmals haben die Ingenieure in der Schweiz die magische Marke von 50.000 Euro gestreift und damit die Gehaltserwartungen ihrer Hochschulkollegen aus den Wirtschaftswissenschaften bei weitem übertroffen.
"Wer wird Millionär?" oder "Nur die Liebe zählt"?
Ist der schnöde Mammon der Kitt, der Arbeitnehmer und Arbeitgeber verbindet, oder sind es Nestwärme, Zuverlässigkeit und Fürsorge? Exemplarisch haben die Trendence-Marktforscher Dänemark, Russland und Frankreich in Bezug auf die Vorlieben angehender Absolventen des Studienfaches BWL analysiert.
Besonders interessant ist in der Auswertung die Position von Google. Angehende Wirtschaftwissenschaftler erwarten beim Suchmaschinenbetreiber in allen drei Ländern ein gutes Betriebsklima, aber kein hohes Gehalt. Um des Geldes willen gehen angehende BWLer in Dänemark zu McKinsey und zur Reederei Møller-Mærsk, in Russland zu Gazprom, Lukoil und BMW, in Frankreich zu Ernst & Young, LVMH, Total Fina Elf und Goldman Sachs.
Das beste Betriebsklima erwarten angehende BWLer in Dänemark bei Lego, Vetas und Besteller, in Frankreich bei Canal +, Ikea und Club Med und in Russland bei Nestlé, McDonald's und Coca-Cola. Vor allem das Ranking in Russland zeigt, was Unternehmen erreichen können, die ihre Arbeitgebermarke offensiv bewerben.
Die Welt ruft
Dass die Wirtschaft sich längst zur Weltwirtschaft gewandelt hat, ist offensichtlich nicht nur unter Attac-Aktivisten aufgefallen. Die Globalisierung hat Einzug ins Bewusstsein angehender Absolventen gefunden - wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Unter den BWLern sind die Franzosen so polyglott wie keine andere Nation: Dort können sich über zwei Drittel aller angehenden BWLer vorstellen, an jedem Fleck der Welt zu arbeiten. Sprachbarrieren befürchten sie offenbar nicht. Es folgen an Platz zwei und drei Schweden und Portugal, Deutschland befindet sich mit einem Wert von 47 Prozent im Mittelfeld.
Wo BWLer ihren Traumjob suchen (Angaben in Prozent)
Land | weltweit | europaweit | national | regional | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Europa | 47,6 | 20,4 | 19,9 | 12,2 | |||
Österreich | 50,5 | 24,2 | 12,9 | 12,4 | |||
Belgien | 42,6 | 21,9 | 21,7 | 13,8 | |||
Tschechien | 27,0 | 28,9 | 22,9 | 21,2 | |||
Dänemark | 53,3 | 16,4 | 24,0 | 6,3 | |||
Finnland | 43,5 | 19,9 | 17,7 | 18,9 | |||
Frankreich | 67,5 | 15,9 | 11,3 | 5,3 | |||
Deutschland | 47,2 | 18,9 | 25,2 | 8,6 | |||
Griechenland | 39,7 | 34,8 | 13,5 | 12,1 | |||
Ungarn | 35,3 | 30,8 | 17,7 | 16,2 | |||
Irland | 58,1 | 14,1 | 21,7 | 6,1 | |||
Italien | 41,9 | 22,0 | 16,1 | 20,0 | |||
Niederlande | 48,7 | 12,6 | 20,6 | 18,1 | |||
Norwegen | 50,5 | 15,6 | 11,7 | 22,2 | |||
Polen | 29,9 | 23,4 | 29,6 | 17,1 | |||
Portugal | 61,7 | 23,4 | 12,2 | 2,6 | |||
Rumänien | 33,6 | 30,9 | 17,5 | 18,0 | |||
Russland | 58,8 | 24,7 | 11,0 | 5,5 | |||
Slowakei | 40,4 | 30,0 | 20,9 | 8,6 | |||
Spanien | 52,2 | 17,4 | 23,2 | 7,2 | |||
Schweden | 61,9 | 15,1 | 15,1 | 7,9 | |||
Schweiz | 53,9 | 13,7 | 18,7 | 13,7 | |||
Großbritannien | 57,7 | 12,8 | 22,6 | 6,8 |
Eher bodenständig sind die Polen, die Deutschen und die Dänen. Knapp 30 Prozent aller angehenden BWLer in Polen wollen gern im Land bleiben, 17 Prozent sogar in der Region, in der sie leben. Unter den Deutschen sucht ein Viertel aller angehenden Wirtschaftswissenschaftler den ersten Job innerhalb der Landesgrenzen, in Dänemark sind es 24 Prozent.
Wo Ingenieure ihren Traumjob suchen (Angaben in Prozent)
Land | weltweit | europaweit | national | regional | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Europa | 47,4 | 20,2 | 21,8 | 10,6 | |||
Österreich | 51,9 | 23,5 | 16,4 | 8,2 | |||
Belgien | 41,8 | 19,5 | 23,4 | 15,3 | |||
Tschechien | 28,9 | 29,3 | 24,0 | 17,9 | |||
Dänemark | 51,5 | 15,0 | 25,7 | 7,8 | |||
Finnland | 42,4 | 16,7 | 23,7 | 17,1 | |||
Frankreich | 58,9 | 18,8 | 17,7 | 4,5 | |||
Deutschland | 44,9 | 19,5 | 27,8 | 7,8 | |||
Griechenland | 37,5 | 36,7 | 13,1 | 12,7 | |||
Ungarn | 35,6 | 29,0 | 20,1 | 15,3 | |||
Irland | 63,2 | 14,5 | 18,5 | 3,8 | |||
Italien | 45,5 | 22,2 | 16,5 | 15,8 | |||
Niederlande | 40,0 | 14,1 | 27,8 | 18,0 | |||
Norwegen | 45,6 | 12,5 | 14,3 | 27,7 | |||
Polen | 33,5 | 22,1 | 29,0 | 15,5 | |||
Portugal | 62,6 | 23,6 | 11,6 | 2,1 | |||
Rumänien | 42,2 | 28,1 | 15,5 | 14,1 | |||
Russland | 44,8 | 31,8 | 13,8 | 9,6 | |||
Slowakei | 35,3 | 30,8 | 25,2 | 8,8 | |||
Spanien | 56,8 | 19,1 | 18,7 | 5,4 | |||
Schweden | 50,9 | 17,8 | 20,4 | 10,9 | |||
Schweiz | 44,8 | 16,4 | 27,4 | 11,4 | |||
Großbritannien | 59,7 | 10,8 | 24,3 | 5,2 |
Nicht weniger reiselustig als die angehenden BWLer sind künftige Ingenieure in Europa. Rund 50 Prozent aller angehenden Absolventen aus Irland, Portugal und Großbritannien würden einen Job weltweit annehmen. Weniger flexibel sind angehende Ingenieure in Polen: 29 Prozent suchen ihren Job innerhalb der Landesgrenzen, ähnlich wie in der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland - dort wollen über 27 Prozent der angehenden Ingenieure das Land nicht verlassen.
Besonders ortsgebunden und heimatverbunden sind die Norweger: 22 Prozent alle angehenden BWLer und 28 Prozent aller künftigen Ingenieure wollen die Region, in der sie wohnen, nicht verlassen. Das mag unter anderem daran liegen, das 75 Prozent aller Norweger in Städten leben, allein über 13 Prozent von ihnen in Oslo.
Top-Arbeitgeber Europas: Wen Ingenieure bevorzugen
Top-Arbeitgeber Europa: Wen BWLer bevorzugen