Führungs-Frauen
"Männer klären zunächst, wer der Bestimmer ist"
Wollen Frauen in die Chefetagen von Firmen oder Hochschulen, hilft nur eine satte Portion Arroganz, sagt Karrieretrainer Peter Modler. Schluss mit der Demutshaltung, rät er im Interview des Hochschulmagazins "duz europa": Weil Männer ohne Hackordnung nicht können, müssen Frauen eben mithacken.
Zähne zeigen: "Frauen müssen die Kröte schlucken und die Männersprache sprechen"
Foto: Shell
Frage: Herr Modler, warum kommen Frauen mit Führungspositionen schlecht klar? Sind daran die Männer schuld?
Modler: Es geht dabei oft weniger um Schuld als um Sprache. Viele Frauen sind sehr gut qualifiziert und hervorragend ausgebildet, und doch gelingt es ihnen nicht, sich in männerdominierten Arbeitsbereichen zu behaupten. Der Klassiker ist, dass sie in Konferenzen oft nicht genug wahrgenommen werden.
Frage: Woran liegt das?
Modler: Frauen und Männer bewegen sich in unterschiedlichen Sprachsystemen. Das fängt schon in der Kindheit an. Mädchen achten darauf, dass alle in der Gruppe gleichberechtigt sind. Tritt ein Mädchen als Chefin auf, wird es von anderen Mädchen eher nicht gemocht. In der Soziolinguistik nennt man das horizontales Sprachverhalten. Frauen argumentieren früher auf einer sachlichen Ebene. Es fällt ihnen schwer zu unterbrechen, unhöflich zu sein.
Frage: Und Männer...
Modler: ...haben ein vertikales Gesprächsverhalten. Bei ihnen geht es
oft zunächst darum, wer der Bestimmer ist - das müssen nicht einmal sie selbst sein. Erst wenn Rangordnung und Territorium geklärt sind, geht es zur Sache.
Frage: Ist das in der Wissenschaftswelt genauso wie in der Wirtschaft?
Modler: Absolut. Der intellektuelle Anspruch ist nicht maßgeblich.
Frage: Und jetzt sollen Frauen bei diesen Hahnenkämpfen mitspielen, um beruflich voranzukommen. Trainieren Sie das in Ihren Arroganz-Seminaren?
Modler: Was Sie als "Hahnenkämpfe" abwerten, ist zunächst einfach ein Sprachverhalten, das Ihnen fremd ist. Natürlich gibt es das umgekehrt auch. Es hat keinen Sinn, etwas abzuwerten, nur weil es fremd erscheint. Ich bedaure das, aber leider ist es heute noch so, dass in den Führungsetagen überwiegend Männer den Ton angeben. Will eine Frau beruflich etwas erreichen, muss sie leider die Kröte schlucken und sich in deren Sprache ausdrücken können. Das ist hoffentlich nicht mehr lange so.
Frage: Was machen Frauen oft falsch?
Modler: Sie müssen sich davon verabschieden, Chefin und gleichzeitig Freundin zu sein. Wer Männer führen will, muss durchsetzungsstark sein und sollte nicht auf den Sympathiebonus schielen. Zu viel Höflichkeit kann schaden. Wenn ich mein Gegenüber während einer harten Auseinandersetzung flirtmäßig anlächle, werde ich als Verlierer aus dem Gespräch gehen. Demutshaltungen sind falsche Zeichen.
Frage: Sie motivieren Frauen dazu, mit ihren Erfolgen anzugeben.
Modler: Ich will nur, dass Frauen den Erfolg haben, der ihnen zusteht. Sie können lange darauf warten, dass Männer Ihre Leistung würdigen, wenn sie nicht selbst darüber reden. Statt für sich zu werben, weisen Frauen aber noch oft auf die Schwachstellen ihrer Arbeit hin.
Frage: Wie kommt man in Sitzungen besser klar?
Modler: Zunächst gilt es, die Rangordnung zu durchschauen und den eigenen Rang offensiv zu vertreten. Schleichen Sie sich nicht auf Ihren Platz. Gehen Sie langsam durch den Raum. Nehmen Sie Blickkontakt auf. Breiten Sie Ihre Unterlagen aus und stecken Sie damit das Revier ab, das Ihnen Ihrem Rang gemäß zusteht - und sagen Sie vor allem laut und deutlich, was Sie können.
Das Interview führte Marion Hartig für das Hochschulmagazin
"duz - europa"