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Journalistenausbildung: Die harte Hamburger Schule

Foto: Corbis

Härtester Wissenstest Deutschlands 30 Bilder, 50 Fragen, 2000 Bewerber

Abertausende Fakten abrufen, Menschen erkennen, die man nur einmal gesehen hat - wehe, wenn Sie das nicht schaffen. Dann haben Sie kaum Chancen bei einem der härtesten Wissentests der Republik: der Aufnahmeprüfung an der Henri-Nannen-Journalistenschule. SPIEGEL ONLINE macht den Test mit Ihnen.

Journalist kann sich jeder nennen. Einfach so. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, wegen der Pressefreiheit. Es gibt keine festen Voraussetzungen, die man erfüllen, keinen Test, den jeder bestehen muss.

Eigentlich.

In Wahrheit kommen viele um Prüfungen doch nicht herum - und zwar harte Prüfungen. Journalistenschulen, die als bester Einstieg in den Beruf gelten, betreiben oft einen großen Aufwand, um ihre Novizen aus Tausenden Bewerbern auszuwählen. Legendär sind die Tests der Henri-Nannen-Schule. In der letzten Runde werden 80 Anwärter nach Hamburg eingeladen und in allem getestet, was ein Journalist braucht:

  • Allgemeinbildung: In 45 Minuten müssen 50 Fragen beantwortet und 30 Personen auf Fotos erkannt werden.
  • Sprachtalent und Recherche: In einer Textübung müssen die Bewerber zeigen, dass sie klares Deutsch können, außerdem eine Reportage recherchieren und schreiben - kurz: zeigen, dass sie das Zeug zum Journalisten haben.
  • Sicheres Auftreten: Kandidaten-Trios treten vor eine Jury. Eine halbe Stunde dauert das Auswahlgespräch - ein Test auf Standfestigkeit.

Vor allem der Wissenstest ist gefürchtet. Wer kennt schon die Hauptstadt von Namibia, den ranghöchsten Gott in der germanischen Mythologie, die Autorin des Romans "Todesarten" - und weiß auch noch, wie viele Pkw auf dem Mond parken?

Würden Sie bestehen? SPIEGEL ONLINE macht mit Ihnen den Test:

Die Eignungsprüfung der Hamburger Journalistenschule hält allerhand Zumutungen bereit, Bewerber ächzen: Muss man das alles wissen - und wozu überhaupt? Heute gibt es doch gute Lexika und großartige Online-Datenbanken. Die Nannen-Schule antwortet da bewusst altmodisch. "Ein Journalist, der vielerlei Wissen aus dem Kopf abrufen kann, ist ideenreicher bei der Themenfindung und reaktionsschneller bei Interviews - beides Herausforderungen, bei denen kein Netzzugang hilft", sagt Leiter Andreas Wolfers. "Er ist souveräner bei der Quellenprüfung und zielgerichteter bei der Recherche, online wie offline. Kurzum: Er ist im journalistischen Alltag einfach besser."

Auch Alt- und Zuchtmeister Wolf Schneider, der die Schule von 1979 bis 1995 leitete und noch heute dort unterrichtet, gibt viel auf Weltkenntnis: "Jeder Journalist sollte eine Vorstellung davon haben, dass Russland in der Einwohnerzahl längst hinter Brasilien, Pakistan, Bangladesch und Nigeria zurückgefallen ist", schrieb er kürzlich in der Fachzeitschrift "medium magazin". Ohne Faktenwissen sei man verloren im Dschungel der Informationen. "Bildung lässt sich nicht downloaden", da ist Schneider ganz bei Moderator Günther Jauch.

Drei Schüler sahnten schon bei Günther Jauch ab

Immer wieder gibt es Bewerber, die verblüffend viel wissen. Beim Wissenstest Ende Januar holte der beste Kandidat 121 von 150 Punkten. Drei Schüler gingen mit ihrer Bibliothek im Kopf schon zu "Wer wird Millionär?": Zwei gewannen jeweils 32.000 Euro, und im März dieses Jahres räumte ein Teilnehmer des kommenden Lehrgangs 125.000 Euro ab. Er machte sich bei seinen künftigen Mitschülern gleich mal beliebt. Er spendierte der Schule einen Kickertisch.

Allerdings haben auch Bewerber ohne Talent zum Quizknacker eine Chance. Vielseitigkeit ist gefragt - leichte Schwächen in einem Bereich können in einem anderen ausgeglichen werden.

Wer am Ende als einer der 20 Besten reüssiert, auf den wartet die Ausbildung an einer der renommiertesten Journalistenschulen Deutschlands. Khuê Pham, 27, ist derzeit Schülerin in Hamburg. Sie erzählt, was nach dem Testmarathon auf die Jungjournalisten zukommt.

Ihr Protokoll - Teil 1 einer SPIEGEL-ONLINE Serie zu Journalistenschulen


In den nächsten Folgen: die Deutsche Journalistenschule in München, die RTL-Journalistenschule in Köln, die Axel-Springer-Akademie, die Evangelische Journalistenschule in Berlin sowie die Zeitenspiegel Reportageschule in Reutlingen.

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