Informatikstudenten Google ist als Arbeitgeber supersexy
Google ist vieles: Marktführer bei der Suche im Internet, E-Mail- und Stadtplananbieter, Satellitenbilderlieferant und Browserhersteller. Und jetzt auch noch dies: Wunscharbeitgeber 2008 bei den Absolventen der Studienrichtung Informatik. Damit verdrängte der US-Konzern den deutschen Softwareentwickler SAP vom Spitzenplatz der beliebtesten Unternehmen.
Jeder fünfte Informatikstudent gab in einer Befragung des Berliner Instituts Trendence an, bei der kalifornischen Firma Google arbeiten zu wollen. SAP erhielt zwar mit 16 Prozent Zustimmung beinahe den Wert aus dem Vorjahr, konnte aber die Spitzenposition nicht mehr verteidigen. Für die Studie befragte Trendence rund 6300 Studenten an 63 Hochschulen.
Der Internet-Konzern Google mit seiner Deutschlandzentrale in Hamburg schaffe den Spagat zwischen "sympathisch und anspruchsvoll", sagt Manja Ledderhos von Trendence. Besonderheiten wie kostenloses Kantinenessen und der lockere Umgang würden stark nach außen kommuniziert. Dieses Image, gepaart mit dem Börsenerfolg der Firma, sorge dafür, dass die Firma als innovativ und attraktiv bei den Informatikabsolventen gelte.
Die Musterschüler wollen weiterhin zu SAP
Gesondert hat das Forschungsinstitut die sogenannten High Potentials befragt. Das sind laut Trendence die Studenten mit Praktika im In- und Ausland, die zu den besten 25 Prozent ihres Jahrgangs zählen und sich außeruniversitär engagieren. Bei ihnen zeigt sich ein etwas anderes Bild: Fast jeder Vierte in dieser Gruppe bevorzugt weiterhin die Walldorfer Software-Firma SAP, doch auch in dieser Gruppe will jeder Fünfte bei der Internet-Firma Google anfangen.
SAP habe ein nüchterneres, reiferes Arbeitgeberimage, begründet Trendence die Präferenz der Top-Informatikstudenten. Weil die Firma Standardprodukte entwickle, gelte sie vielen Informatikern eher als langweilig. In ihrem Feld sei sie aber Weltklasse. Und die laut Trendence besten Absolventen seien eben "exzellent informiert", bei ihnen zählten rationale Kriterien bei der Karrierewahl mehr, so Ledderhos.
Offensichtlich schätzen die High Potentials auch ihr eigenes Potential hoch ein: Nur bei ihnen tauchen die Beratungsfirmen Accenture und McKinsey unter den zehn beliebtesten Arbeitgebern auf. Neben den High Potentials halten auch die Wirtschaftsinformatiker SAP die Treue, bei ihnen stehen die Kalifornier mit den zwei Os im Namen auf Platz zwei. Bei den technischen Informatikern ist nur Siemens beliebter als der Multikonzern Google.
Autobauer und Spieleentwickler in den Top Ten
Kein Auto startet heute mehr ohne Software. Was Freunde der Mechanik und der Autobastelei aufregt, ist ein Segen für einen ganzen Berufszweig: Informatiker sind bei Entwicklung und Bau eines Autos heute unentbehrlich. Und so entscheiden sich Informatikstudenten gern für Autohersteller: BMW erreichte Rang sechs der beliebtesten Arbeitgeber, Porsche Rang neun.
Beliebteste Arbeitgeber der Informatiker
Rang 2008 | Unternehmen | Trend Rang | Prozent 2008 | Rang 2007 |
---|---|---|---|---|
1 | 19,5 | 2 | ||
2 | SAP | 16,0 | 1 | |
3 | IBM | 13,9 | 8 | |
4 | Siemens | 10,8 | 3 | |
5 | Fraunhofer-Gesellschaft | 8,8 | 6 | |
6 | BMW | 8,0 | 5 | |
7 | Microsoft | 7,4 | 4 | |
8 | Apple | 7,1 | 7 | |
9 | Porsche | 6,9 | 9 | |
10 | Electronic Arts | 6,3 | - |
Audi fiel aus den Top Ten heraus, verdrängt vom Neueinsteiger Electronic Arts: Praktisch aus dem Stand schaffte es der Spieleentwickler auf Rang zehn und kam auf 6,3 Prozent Zustimmung bei den Informatikstudenten. Vor einem Jahr war diese Firma noch nicht einmal unter den Top 100 zu finden.
Beim "Absolventenbarometer" des Instituts für die Disziplinen Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften waren Audi und Porsche kürzlich an die Spitze gebraust. Bei den Informatikern haben die meisten Top-Ten-Firmen des Vorjahres leicht an Zustimmung verloren - nur Porsche, Google und Electronic Arts nicht. Zu den Aufsteigern zählt Volkswagen (von Platz 39 auf 28); auch Bayer, Allianz, Otto und Ford machten einige Plätze gut.
Einer der Absteiger des Jahres ist dagegen Nokia: Um 16 Plätze ging es hinab auf Rang 49 - die umstrittene Schließung des Bochumer Werkes hat offenkundig das Image der Finnen-Firma auch bei den Studenten stark lädiert. Andere Telekommunikationsfirmen wie Motorola, O2 und Arcor büßten ebenfalls viele Plätze ein.
Informatiker sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt, der Studie zufolge geben sich die Befragten für den Berufsstart recht selbstbewusst. Im Vergleich zum Vorjahr erwarten sie eine etwas niedrigere Wochenarbeitszeit von 43,4 Stunden, aber mehr Gehalt: 43.300 statt 42.600 Euro.
cht/jol