Intensivstationen Jedes zweite Krankenhaus findet keine Pflegekräfte

Krankenschwester und Patient auf Intensivstation
Foto: Patrick Seeger/ dpaKrankenhäuser in Deutschland suchen dringend Pflegekräfte auf Intensivstationen. Mehr als die Hälfte der Kliniken hatte nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) im Herbst vergangenen Jahres Probleme, Pflegestellen auf Intensivstationen zu besetzen. Bundesweit seien aktuell 3150 Stellen vakant.
Damit hat die Zahl offener Stellen merklich zugenommen und wird vermutlich weiter steigen, wie aus einem Gutachten hervorgeht. Der Verband der Pflegeberufe macht die Krankenhäuser für die Missstände verantwortlich und forderte Klinikverwaltungen auf, andere Prioritäten zu setzen.
Aktuell sei die Versorgung von Intensivpatienten laut der DKG objektiv jedoch gut. 2015 sei im Schnitt eine Pflegekraft für 2,2 Fälle pro Schicht zuständig gewesen - was in etwa den geltenden Empfehlungen entspricht. Zudem erfüllten drei Viertel aller Krankenhäuser die Fachkraftquote in der Intensivpflege. 2015 seien auf zehn belegte Intensivbetten rechnerisch 6,9 Ärzte gekommen - was ebenfalls nah an die Vorgaben herankomme.
"Trotz dieser guten Daten kann aber nicht Entwarnung gegeben werden", warnt der DKG. Der Fachkräftemangel sei besonders seit 2009 ein zentrales Problem auf Intensivstationen. Fast ein Drittel der Krankenhäuser konnte auch Arztstellen in ihren Intensivbereichen nicht auf Anhieb besetzen.
"Empathie und Engagement werden ausgenutzt"
Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di verlangte eine gesetzliche Regelung für die Personalausstattung in den Krankenhäusern. "Beschäftigte lassen sich nicht mehr mit homöopathischen Dosen abspeisen. Zu lange und zu oft wurden die Empathie und das Engagement der Pflegefachkräfte von den Arbeitgebern ausgenutzt", sagte Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe DBfK kritisierte: "An der Fluktuation und einer Vielzahl unbesetzter Pflegestellen lässt sich inzwischen ablesen, dass Pflegefachpersonen nicht länger bereit sind, sich unter Wert zu verkaufen und miserable Bedingungen hinzunehmen", sagte Verbandssprecherin Johanna Knüppel. Über Jahre sei ignoriert worden, dass Patienten nicht nur Ärzte und Technik, sondern vor allem kompetente Pflege benötigten.
Ärztliche Routineaufgaben würden in großem Umfang an die Pflege übertragen - ohne adäquate Entlastung der Pflegekräfte. Pflegekräfte seien dadurch häufiger krank. Das vom Bundestag verabschiedete Gesetz für verpflichtende Untergrenzen sei eine Gängelung und nicht umsetzbar. Es fehle an Geld und an Bewerbern.