Vorsorgen für die Rente "Spätestens ab Anfang 30"
Da hat man gerade den ersten Job - und schon nerven die ersten Fragen zur Rentenvorsorge. Muss das sein? Ja, muss, sagt der Experte. Aber bitte nicht verrückt machen lassen.
Von
Kristin Haug
Wer als Rentner gut leben muss, muss vorsorgen
Foto: Tobias Kleinschmidt/ picture alliance / dpa
Rentenexperte Jochen Pimpertz, 50, forscht am Institut der Deutschen Wirtschaft Köln - und erklärt, worauf es beim Thema Ruhestand ankommt.
UNI SPIEGEL: Gerade sind die Renten im Westen Deutschlands um 4,25, im Osten sogar um 5,95 Prozent erhöht worden. Warum wird trotzdem so intensiv wie selten zuvor über Altersarmut debattiert?
Pimpertz: Nach und nach scheiden nun die geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1969 aus dem Erwerbsleben aus. Die nächsten Generationen sind wesentlich kleiner und müssen wegen unseres Umlagesystems die Rentenansprüche dieser viel größeren Gruppe bedienen. Das wird die Jüngeren und das gesamte Rentensystem vor erhebliche Herausforderungen stellen.
UNI SPIEGEL: Müssen sich Studenten und andere Menschen unter 30 Sorgen machen?
Pimpertz: Wer behauptet, dass zukünftig alle Normalverdiener im Alter arm seien, übertreibt. So ein Gerede ist kontraproduktiv und stürzt die Betroffenen ja eher in die Verzweiflung, als dass es motiviert vorzusorgen. Und das sollte man auf jeden Fall tun, allein schon, um den Lebensstandard zu sichern.
UNI SPIEGEL: Ab wann sollte man sich um die Rente kümmern?
Pimpertz: Spätestens mit Anfang dreißig, je nach Lebenssituation und -planung. Wer studiert und von 600 Euro im Monat leben muss, kann ja nicht 100 Euro davon in die Altersvorsorge stecken.
UNI SPIEGEL: Welche Vorsorgeformen sind sinnvoll?
Pimpertz: Es gibt da keinen Königsweg. Man sollte sich breit aufstellen. Die Riester-Rente kann eine sinnvolle Möglichkeit sein, aber auch die klassische Lebensversicherung, der Bausparvertrag oder die betriebliche Altersvorsorge. Am besten ist es zu kombinieren - und daran zu denken, dass es drei Faktoren gibt, die in Konkurrenz zueinander stehen: die Sicherheit, die Rendite und die Verfügbarkeit. Je größer die Verfügbarkeit, desto geringer die Rendite. Je höher das Risiko, desto höher die Rendite.
UNI SPIEGEL: Sollte man Verträge bei einem oder bei verschiedenen Unternehmen abschließen?
Pimpertz: Je breiter man Risiken streut, desto breiter ist man auch gegen mögliche Schieflagen abgesichert. Jemand, der im Alter von 40 oder 50 Jahren in der Mitte seiner beruflichen Laufbahn steht, liegt mit einem bunten Portfolio an Altersvorsorgepaketen nicht falsch.
UNI SPIEGEL: Wie viel Prozent vom Nettolohn sollten in die Altersvorsorge fließen?
Pimpertz: Das hängt von der Lebenssituation ab. Aber wir haben herausgefunden, dass sowohl Single- als auch Paarhaushalte durchschnittlich rund zehn Prozent des verfügbaren Einkommens sparen. Das aber nur zur groben Orientierung.
UNI SPIEGEL: Sollte man eine Wohnung oder ein Haus kaufen?
Pimpertz: Eine Immobilie zu erwerben lohnt sich vor allem dann, wenn man sie selbst nutzt. Mit einem Haus hat man gerade in Ballungsräumen hohe Renditechancen.
UNI SPIEGEL: Ist es sinnvoll, über einen Alterssitz in einem Land nachzudenken, in dem die Lebenshaltungskosten gering sind?
Pimpertz: Die Möglichkeit besteht immer. Aber wie gesagt, man darf sich nicht verrückt machen: Wer 40 oder 45 Jahre Vollzeit in einem gut bezahlten Job arbeitet, wird später nicht zu den armutsgefährdeten Menschen gehören. Vor allem dann nicht, wenn er noch privat vorsorgt.
Ausgabe 3/2016
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