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Beschäftigung von Jugendlichen Europas Zukunft ist arbeitslos

Die Jugendarbeitslosigkeit steigt weltweit, besonders dramatisch ist die Lage in EU-Ländern wie Spanien: Dort findet fast jeder zweite junge Mensch keinen Job. Die Internationale Arbeitsorganisation warnt vor einer "verlorenen Generation".
Proteste in Spanien: Die Verzweiflung wächst

Proteste in Spanien: Die Verzweiflung wächst

Foto: MANU FERNANDEZ/ AP

Die Verzweiflung der Jugend wächst, warnen die Experten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO): Denn Millionen junger Menschen finden einfach keinen festen Job - und eine Besserung ist einer neuen ILO-Studie zufolge kaum in Sicht. Es drohe eine "verlorene Generation", Millionen junger Menschen würden unter Hoffnungslosigkeit leiden.

Besorgniserregend ist die Lage in Europa, vor allem in Spanien und Griechenland. Während die ILO für Griechenland mangels konkreter Daten keine aktuellen Zahlen nennt, weist sie für Spanien den traurigen Rekord von 46,4 Prozent aus, gefolgt von Kroatien mit 35,8 und der Slowakei mit 33,6 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland waren im Jahr 2011 nur 8,6 Prozent der 15- bis 24-Jährigen auf Jobsuche.

Doch die Lage in vielen europäischen Krisenländern scheint trostlos: Viele junge Menschen hätten sich angesichts geringer Chancen vom offiziellen Arbeitsmarkt zurückgezogen und versuchten, im informellen Sektor mit Gelegenheitsjobs über die Runden zu kommen. Zudem würden viele so lange wie irgend möglich im Bildungssystem verbleiben und hoffen, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt bessert.

Jugendarbeitslosigkeit in der EU

Die langfristigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen könnten verheerend sein, heißt es in dem Bericht der ILO. Die immer wieder erfolglose Jobsuche erzeuge bei vielen jungen Menschen ein Gefühl von "sozialer Ausgrenzung, Nutzlosigkeit und Nichtstun". Deshalb müsse eine aktive Beschäftigungspolitik für Jugendliche für die Regierenden höchste Priorität haben, fordert die ILO in ihrem jüngsten Weltbericht zur Situation junger Leute auf den Arbeitsmärkten ("Global Employment Trends for Youth 2012").

Wie die EU umzusteuern versucht

Der Studie zufolge stieg der Arbeitslosenquote bei den 15- bis 24-Jährigen in der EU und den anderen entwickelten Industrieländern zwischen 2008 und 2011 um 26,5 Prozent weltweit am stärksten. Das entspreche einem Anstieg um 4,7 Prozentpunkte gegenüber 2008. Damit sei die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen dort bis 2011 auf 18,1 Prozent gestiegen; 2012 werde sie wahrscheinlich mit 18,0 Prozent nur unwesentlich darunter liegen.

Die EU versucht jetzt umzusteuern. Sie will jungen Arbeitslosen helfen, indem sie vorerst 7,25 Millionen Euro ab dem laufenden Jahr in die grenzüberschreitende Stellenvermittlung steckt, wie die EU-Kommission mitteilte. "Die meisten jungen Leute haben lieber eine Arbeit - aber dafür müssen sie möglicherweise umziehen", sagte ein Sprecher. Mehr als 5,5 Millionen junge Menschen suchen laut EU-Kommission derzeit in Europa einen Job - 6500 von ihnen will die Brüsseler Behörde mit den Geldern zu einem Arbeitsplatz verhelfen.

Arbeitsvermittlungen in Deutschland, Spanien, Dänemark und Italien sollen Bewerbern und Unternehmen aus ganz Europa zueinanderbringen. Geld gibt es für Arbeitgeber ebenso wie für Jobsuchende. Für Sprachkurse oder Hilfe bei der Wohnungssuche ihrer ausländischen Mitarbeiter erhalten kleine und mittelständische Unternehmen bis zu 900 Euro. Bewerber zwischen 18 und 30 Jahren bekommen bis zu 1200 Euro für die Reise zum Vorstellungsgespräch und einen Umzug. Deutschland will mit Hilfe der EU-Gelder vor allem Ingenieure und Techniker, Ärzte und Pflegepersonal anlocken sowie Hotelfachkräfte und Restaurantpersonal, heißt es bei der Bundesagentur für Arbeit.

Am stärksten stieg die Jugendarbeitslosigkeit in den Industrieländern laut ILO-Report als direkte Folge der Krisenjahre 2008 und 2009. Danach habe es aber keinen nennenswerten Rückgang mehr gegeben. Zum Teil reflektiere das eine nur schwache Erholung der westlichen Volkswirtschaften seit der Krise. Mittelfristig werde zwar ein leichter Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit erwartet, "jedoch wird das Vorkrisenniveau kaum vor 2016 erreicht werden".

Regional ist die Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten nach dem ILO-Bericht stark unterschiedlich ausgeprägt. So betrug sie 2008 in Südasien vergleichsweise geringe 8,6 Prozent, im Nahen Osten hingegen 25,7 Prozent. Ein schwacher Trend zur Besserung ist in Zentral- und Südosteuropa erkennbar. Hier sei die Jugendarbeitslosigkeit im Gegensatz zu den EU-Ländern gesunken - von 20,5 Prozent im Jahr 2009 auf 17,6 Prozent 2011.

Weltweit hätten mittlerweile fast 75 Millionen junge Menschen keinen Job, vier Millionen mehr als 2007. Ohne energische Gegenmaßnahmen von Politik und Wirtschaft werde sich daran bis 2016 kaum etwas ändern, warnen die ILO-Experten.

otr/dpa
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