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Managerschule der Konzerne Kommt Zeit, kommt Studiengang

Vor einem Jahr gründeten 25 Firmen die ESMT in Berlin. Was ein "deutsches Harvard" werden sollte, geriet zunächst zu einem PR-Desaster. Jetzt hat die Business School zwar ihre staatliche Anerkennung, aber noch keinen Studiengang. Es wird viel passieren, verspricht Präsident Derek F. Abell im SPIEGEL-ONLINE-Interview.
Von Bärbel Schwertfeger

SPIEGEL ONLINE:

Vor einem Jahr wurde die ESMT gegründet - aber viel geschehen ist bisher noch nicht...

Derek F. Abell: Das sehe ich anders. Dafür, dass es uns erst ein Jahr gibt, haben wir schon sehr viel erreicht. Einer der wichtigsten Fortschritte ist: Seit dem 22. Oktober haben wir die staatliche Anerkennung, dürfen also akademische Titel verleihen und Professoren ernennen.

SPIEGEL ONLINE: Die Anerkennung bezieht sich auf die beiden Studiengänge "European Executive Master of Business Administration" und "Master of Business Administration". Wie sehen die Programme denn aus?

Abell: Wir haben bisher nur eine ungefähre Ausarbeitung der Programme vorgelegt. Wie sie im einzelnen gestaltet werden, steht noch nicht ganz fest. Denn das MBA-Programm ist nicht unsere Priorität. Wichtiger sind zunächst die kürzeren, nicht-akademischen Managementprogramme. Auf jeden Fall werden wir zuerst ein berufsbegleitendes European Executive MBA-Programm haben und erst später ein MBA-Vollzeitprogramm. Grundlage des Executive MBA-Studienganges werden vermutlich zwei Managementprogramme über acht und sechs Wochen sein. Wer sie absolviert hat, kann sich dann für das MBA-Studium bewerben. Das Programm werden wir in den nächsten Monaten konzipieren und nächstes Jahr verkünden. Dazu gehören dann möglicherweise ein Fernstudium, ein individuelles Projekt für die Abschlussarbeit und ein Unternehmensprojekt. Schließlich zahlen die Unternehmen eine Menge für das Studium, da wollen sie auch etwas davon haben.

SPIEGEL ONLINE: Wie viel soll das Studium kosten?

Abell: Das wird so um die 80.000 Euro liegen, der übliche Marktpreis für Executive MBA-Programme, die rund 100.000 Dollar kosten. Schließlich kosten schon allein die beiden Basis-Programme 52.000 Euro.

SPIEGEL ONLINE: Und was ist mit dem Vollzeitprogramm?

Abell: Ein Vollzeitprogramm hat für uns im Moment nicht die oberste Priorität, ist aber gut für das Image und außerdem eine gute Möglichkeit, um die eigene Fakultät weiterzuentwickeln. Denn es zwingt die Dozenten, sich fundiert mit dem kompletten Fachbereich zu beschäftigen. Um ein Vollzeitprogramm zu starten, brauche ich aber erst einmal mindestens 20 Vollzeitprofessoren. Denn die Teilnehmer erwarten, dass die Professoren ständig ansprechbar sind und nicht nur zweimal im Jahr in einem Seminar unterrichten.

SPIEGEL ONLINE: Wie viele Professoren haben Sie inzwischen? Bei der Eröffnung des Münchner Campus im Mai hieß es, man stehe bereits mit fünf Professoren in konkreten Verhandlungen.

Abell: Wir konnten bisher keine festen Angebote machen, weil wir erst mit der staatlichen Anerkennung überhaupt Professoren ernennen können. Wir werden jetzt eine weltweite Anzeigenkampagne starten, vielleicht können wir dann in den nächsten zwölf Monaten drei oder fünf Professoren ernennen. Erst einmal arbeiten wir mit Gastprofessoren und versuchen, einige davon enger an die ESMT zu binden.

SPIEGEL ONLINE: Warum kooperieren Sie nicht mit den deutschen Unis?

Abell: Wir haben gerade einen Kooperationsvertrag mit den drei Berliner und den drei Münchner Universitäten abgeschlossen. Bei der Zusammenarbeit geht es auch um die Vergütung der Uni-Professoren, die bei uns unterrichten oder umgekehrt. Da haben wir eine faire Lösung gefunden, bei der sowohl der einzelne Professor als auch die Institution bezahlt wird.

SPIEGEL ONLINE: In diesem Jahr waren 14 Seminare geplant. Wie viele davon haben stattgefunden?

Abell: Bis Ende Oktober gab es acht Veranstaltungen. Drei davon konnte man nur auf Einladung besuchen, fünf waren offene Seminare, zwei wurden verschoben. Für das nächste Jahr haben wir 22 Veranstaltungen geplant.

SPIEGEL ONLINE: Was ist denn nun das Besondere am ESMT-Angebot?

Abell: Wir unterscheiden uns sowohl beim Inhalt als auch beim Lernprozess von anderen Schulen. Inhaltlich werden wir uns befassen mit der Erweiterung der EU und den Geschäftsmöglichkeiten in Zentral- und Osteuropa einschließlich Russland, der zunehmenden Verknüpfung von Management und Technologie sowie der notwendigen Balance von kurzfristigen Ergebnissen und langfristigen Leistungen. Dabei sollen Professoren und Praktiker gemeinsam nach kreativen Lösungen suchen. Neben kurzen Programmen gibt es auch längere Programme wie das sechswöchige "Europe Managers Program".

SPIEGEL ONLINE: Laufen bereits Kooperationen mit ausländischen Instituten?

Abell: Natürlich müssen wir auch Beziehungen zu nicht-deutschen Unis und Instituten aufbauen. Ich denke da vor allem Länder wie China, Indien oder Russland. Denn in den USA haben wir weniger Chancen, uns am Markt schnell zu etablieren. Deshalb wäre es interessant, in diesen Ländern gute Partner zu haben.

SPIEGEL ONLINE: Bisher ist nicht einmal das Berliner Staatsratsgebäude renoviert, es fehlte auch das Geld dafür.

Abell: Das Geld haben wir jetzt. Einige der Sponsorunternehmen haben zusammen noch mal zwölf Millionen Euro als Grundlage für einen Immobilienfond in Höhe von 32,5 Millionen Euro zugesagt. Außerdem haben wir die Zusage des Berliner Senats, dass wir das Erbbaurecht bekommen. Das gilt dann nicht nur für das Staatsratsgebäude, sondern auch für das Grundstück dahinter, insgesamt 23.000 Quadratmeter. Wir haben auch das Recht, später noch etwas dazuzubauen, und könnten sogar einen richtigen Campus mit Unterkünften errichten. Die Renovierung des Staatsratsgebäudes soll im Dezember starten und wird voraussichtlich im 3. Quartal 2005 beendet sein. Bis dahin werden die meisten Seminare in München stattfinden.

Das Interview führte Bärbel Schwertfeger

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