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Mitarbeiter-Motivation Flexible Arbeitszeit ist wichtiger als Blackberrys

Dienstwagen, Sparbonus, Firmenhandy - für viele Arbeitnehmer Nebensache. Deutlich wichtiger ist ihnen die Chance, Arbeit und Privatleben sinnvoll zu vereinbaren. Eine neue Studie zeigt: Weiche Faktoren machen eine Firma attraktiver als geldwerte Benefits.

Attraktives Gehalt, dazu ein schicker Firmenwagen sowie weitere Zusatzleistungen, die sich zu einem hübschen Sümmchen addieren: Ziehen Unternehmen die Spendierhosen an, können sie sich vor Bewerbern kaum retten. Davon scheinen zumindest die meisten Arbeitgeber überzeugt. Ihre Mitarbeiter und potenziellen Bewerber sehen das freilich anders, wie eine neue Studie dokumentiert. Statt auf fette Kohle sind sie auf bessere Entwicklungschancen aus und wollen unbedingt das immer anstrengender werdende Berufsleben mit ihren privaten Interessen in Einklang bringen.

Im Frühjahr befragte die internationale Beratung Watson Wyatt Heissmann in Kooperation mit der Personalmarketingagentur c rund 8500 Mitarbeiter deutscher Unternehmen, welche Zusatzleistungen oder sogenannte Benefits sie neben ihrem regulären Gehalt am attraktivsten finden. Überraschendes Ergebnis: Geldwerte Benefits, vom Vorsorgesparen über das Versicherungspaket bis zum Firmenwagen und dem Blackberry auf Firmenkosten, fallen in der Gunst der Beschäftigten weit zurück. Klar vorn rangiert hingegen der Wunsch, sich die Arbeit flexibler einzuteilen, sich weiterzuentwickeln und mehr Zeit zu haben für Freizeit und Familie.

In der Umfrage sollten die befragten Personen, die quer über alle soziografischen Merkmale und Branchen hinweg ausgewählt wurden, eine Vielzahl von Benefits danach beurteilen, ob sie aus ihrer Sicht "uninteressant", "wenig attraktiv" oder "attraktiv" sind. Bei der Auswertung wurden dann vor allem jene Benefits gewichtet, die als "sehr attraktiv" angekreuzt worden waren.

Arbeitgeber punkten mit Wertschätzung statt Firmenwagen

"Die Ergebnisse bestätigen unsere Vermutung, dass viele Firmen noch nicht gerüstet sind für den Krieg um Talente", sagt Agentur-Geschäftsführerin Heike Fiebes. "Denn ihre Gehaltspakete sind unverändert an monetären Benefits ausgerichtet, während Mitarbeiter und Bewerber sich aber eher die weichen Leistungen wünschen."

Ein zweifellos spannendes Resultat, reicht doch das Einkommen angesichts hoher Energiepreise und steigender Lebenshaltungskosten bei vielen hinten und vorn nicht mehr aus. Zugleich ein klares Signal: Wollen Firmen attraktiv für Bewerber bleiben, müssen sie ihre Gehaltspakete wohl oder übel aufschnüren und ihre Überzeugung, wie sie am besten mit ihren Mitarbeitern umgehen, ernsthaft überdenken.

Zu dieser Kehrtwende veranlassen die Ergebnisse mit Nachdruck: Unter den favorisierten Benefits rangiert mit dem Firmenwagen erst an sechster Stelle eine geldwerte Zusatzleistung, die 39 Prozent der Befragten als "attraktiv" einstuften. Ein Mobiltelefon auf Firmenkosten lobt nur jeder vierte, einen Blackberry lediglich jeder zehnte Studienteilnehmer.

Rackern, bis der Arzt kommt?

Was einst als Zugnummer galt bei der Wahl des Arbeitsplatzes, steht heute eindeutig im Schatten der weichen Faktoren. Denn ein noch so attraktives Gehalt schützt nicht vor Frust und Burnout, wenn geschuftet wird, bis der Arzt kommt, weil Firmen ihre Talente verheizen wie billige Ressourcen. Die Botschaft der Mitarbeiter und Bewerber an die Unternehmen könnte eindringlicher nicht sein: "Ich stelle lediglich dann meine gefragte Arbeitskraft zur Verfügung, wenn ich höhere Wertschätzung erfahre und wenn auf meine Bedürfnisse deutlich mehr Rücksicht genommen wird."

Dieses Selbstbewusstsein lässt sich der Studie eindeutig entnehmen. Vergütungsbestandteile rangieren klar hinter Arbeitsbedingungen, in denen sich Mitarbeiter wohlfühlen und wo sie sich auch verstärkt einbringen wollen: Nummer eins der favorisierten Benefits ist die flexible Arbeitszeit, die immerhin von mehr als 75 Prozent der Studienteilnehmer als "attraktiv" eingestuft wurde.

Dicht darauf folgt die Chance, auch von zu Hause aus arbeiten zu können - dafür sprach sich fast die Hälfte der Befragten aus. Platz drei bis fünf belegen eine fundierte Karriereplanung, regelmäßige Mitarbeitergespräche als Voraussetzung, um sich persönlich weiterzuentwickeln, sowie konkrete Weiterbildungsangebote, ohne die man einfach nicht mehr Schritt halten kann.

Weiterbildung und Karriereplanung lässt zu wünschen übrig

Interessant ist, in welchem Umfang die von Mitarbeitern favorisierten Leistungen von ihren Arbeitgebern tatsächlich erbracht werden. Während für 73 Prozent derjenigen, die flexible Arbeitzeit oder Gleitzeit hoch ansehen, der Wunsch bereits Wirklichkeit ist, schauen etwa 60 Prozent von jenen, die sich für bessere Weiterbildungsangebote stark machen, in die Röhre. Noch eklatanter ist es für die Gruppe, die eine professionelle Karriereplanung "attraktiv" einstuft: Nur jeder fünfte Arbeitgeber hat dies bereits eingeführt.

Die Zeit des Lamentierens ist wohl endgültig vorbei. Als Arbeitgeber müssen Firmen gegenüber Bewerbern Farbe bekennen. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels werden Personaler auf Kandidaten treffen, die selbstbewusst auftreten und Rahmenbedingungen kritisch in den Blick nehmen.

Danach gefragt, ob sie mit den vom Arbeitgeber gewährten Benefits einverstanden sind, äußerte fast jeder zweite Studienteilnehmer eher Kritik. Lediglich sechs Prozent konnten sich zu einem klaren "Ja" durchringen. Die Frage, ob Benefits bei der nächsten Bewerbung den Ausschlag geben würden, bejahten knapp 90 Prozent. "Um High Potentials zu gewinnen und an sich zu binden, zahlen sich Benefits klar aus", resümiert Heike Fiebes. "Es müssen aber die richtigen sein."

Von Winfried Gertz, Monster.de 

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