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Exotische Studentenjobs Monster, Engel, Feuerspucker

Kaffee verkaufen? Langweilig! Diese Studenten spielen Weihnachtsengel, erschrecken Menschen oder singen auf Hochzeiten. Fünf Berichte über außergewöhnliche Nebenjobs, bei denen man bis zu 500 Euro pro Tag verdient.
Von Claudia Malangré

"Manche kreischen sofort los, andere tun ganz cool"

Foto: Thomas Naujoks

Thomas, 25, studiert Biologie in Berlin und arbeitet als Erschrecker im Berliner Gruselkabinett.

"Wenn ich zur Arbeit gehe und meine Maske aufsetze, bin ich ein komplett anderer Mensch: Dann lebe ich meine dunkle Seite aus. Um die Leute zu erschrecken, schleiche ich mich manchmal von hinten an und atme ihnen ins Ohr. Das macht Spaß. Man hat so eine Art Macht über andere Menschen.

Wenn ich am Wochenende arbeite, muss ich manchmal 300 Leuten am Tag Angst einjagen. Langweilig wird das nicht. Keiner erschrickt ja wie der andere - manche kreischen sofort los, andere tun ganz cool, da gebe ich dann besonders Gas, um die auch noch zu überzeugen. Eine besondere Herausforderung ist es, wenn eine Gruppe kommt: Dann erschrecke ich den Ersten, strauchle nach hinten und reiße den Rest der Gruppe mit auf den Boden. Manchmal kann ich das Lachen dabei nicht unterdrücken. Ich habe mir deshalb ein Hexenlachen angewöhnt, das ich in meine Rolle eingebaut habe. Am witzigsten ist es, Bekannte zu erschrecken: Als meine kleine Schwester zu Besuch war, stand sie vor einem Durchgang, und sie hat sich einfach nicht getraut, diesen einen Meter zu gehen - da hat das Erschrecken richtig Spaß gemacht.

Mein Gehalt ist relativ gering: Ich verdiene 7,50 Euro pro Stunde. Trotzdem würde ich niemals einen normalen Studentenjob annehmen, die sind mir zu langweilig. Mit meiner Arbeit spare ich mir außerdem das Fitnessstudio. Als Erschrecker läuft man durchaus zehn bis 15 Kilometer am Tag."

"Ich fühlte mich beobachtet"

Eike, 23, studiert Sozialwissenschaften in Braunschweig und arbeitet als Testkunde.

"Ich arbeite neben dem Studium als Testkunde - Mystery Shopper heißt das offiziell. Zwischen 10 Euro und 60 Euro verdiene ich pro Auftrag. Manchmal muss ich nur eine E-Mail schreiben, letztens habe ich zum Beispiel als angeblicher Kunde bei einer Bank um einen Kredit gebeten. Die Antwort musste ich nur an die Website weiterleiten, von der ich den Auftrag bekommen habe - das war's. Manchmal muss ich aber auch direkt in Läden gehen und überprüfen, ob zum Beispiel angekündigte Treueaktionen tatsächlich umgesetzt werden. Das ist aufwendiger, bringt aber auch mehr Geld.

Am Anfang war es ein komisches Gefühl, als Tester in einen Laden zu gehen - ich fühlte mich beobachtet. Eigentlich muss ich aber nur einkaufen wie immer. Ich gehe ja auch nicht dahin, um den Verkäufer in die Pfanne zu hauen. Die Unternehmen wollen oft gar nicht, dass die Mitarbeiter erkannt werden. Meist geht es eher um einen Gesamteindruck.

Das Gute an der Arbeit als Mystery Shopper: Ich bin zeitlich ungebunden. Ich habe mich bei mehreren Webseiten angemeldet, sie schicken mir regelmäßig Jobangebote zu - und ich picke mir die raus, die in meinen Zeitplan passen."

"Ich würde gern mal wieder ein Ave Maria singen"

Foto: Benny Schambach

Janine, 24, studiert in Mainz Musik und Philosophie auf Lehramt und arbeitet als Hochzeitssängerin.

"Für die kirchliche oder standesamtliche Trauung wünschen sich viele Paare Livemusik - eine befreundeter Pianist und ich bieten genau das an. Die meisten Paare wünschen sich Popballaden. Die singe ich gerne, ich finde es trotzdem schade, dass meine Generation nur noch wenig mit klassischer Musik anfangen kann - ab und zu würde ich gern mal wieder ein Ave Maria singen.

Je nach Aufwand bekommen wir um die 300 Euro für einen Auftritt, 150 Euro pro Person. Das klingt viel, aber wir müssen ja auch üben. Hochzeitssingen ist ein Saisongeschäft: Im Sommer treten wir fast jedes zweite Wochenende auf, da muss ich auch häufiger Anfragen absagen, weil der Termin schon gebucht ist. Im Winter ist dafür kaum etwas los.

Mir macht der Job viel Spaß, weil ich bei diesem ganz besonderen Moment zweier Menschen dabei bin. Die Paare reagieren allerdings sehr unterschiedlich. Manche sind sehr emotional, bei anderen überwiegt die Anspannung. Sie wollen wohl die Trauung endlich hinter sich bringen, damit sie sich keine Sorgen mehr machen müssen, ob tatsächlich alles so läuft wie geplant."

"Das Gefährlichste ist nicht das Feuer selbst"

Foto: Bildspiel Photography

Martin, 27, studiert in Trier Philosophie und Deutsch auf Lehramt und arbeitet als Feuerkünstler.

"Bevor ich zu einem Auftritt fahre, muss ich erst mal das Equipment prüfen und einpacken. Dazu gehören unter anderem: brennende Stäbe, ein brennender Hula-Hoop, jede Menge Fackeln und Feuer-Poi, also brennende Bälle an Ketten, mein Spezialgebiet.

Wenn ich am Auftrittsort angekommen bin, brauche ich mindestens eine halbe Stunde für die Vorbereitung: Ich muss alles in Lampenöl tränken und das überschüssige Öl wieder abfüllen. Dann beginnt der Auftritt. Ich liebe das Geräusch, wenn die Feuerkugeln um mich herumsausen. Außerdem ist natürlich auch viel Adrenalin im Spiel.

Für eine zwanzigminütige Soloshow bekomme ich 250 bis 450 Euro. In der Regel treten wir allerdings zu zweit auf, das kostet ein bisschen mehr. Wenn wir unsere Choreografien einstudieren, üben wir lange Zeit ohne Feuer: Erst wenn die Bewegungen hundertprozentig sitzen, zünden wir unsere Geräte an. Fehler dürfen wir uns dann nicht mehr erlauben. Zur Sicherheit haben wir trotzdem immer eine Sicherheitsperson mit Feuerlöschern und Löschdecken dabei. Das Gefährlichste ist allerdings gar nicht das Feuer selbst, sondern die glühenden Metallteile von den Instrumenten, weil sie viel heißer sind. Beim Feuerspucken muss man zudem aufpassen, dass man sich nicht verschluckt, sonst kann das Lampenöl in die Lunge geraten."

"500 Euro als Weihnachtsengel an Heiligabend"

Foto: Claudia Malangré

Die Berlinerin Rachel arbeitet als Weihnachtsengel

"An Heiligabend komme ich als Weihnachtsengel zu den Familien und mache dort die Bescherung, meist im Team mit einem Weihnachtsmann. Bis zu 14 Familien besuchen wir. Wir singen gemeinsam mit den Kindern Weihnachtslieder - das ist immer sehr festlich.

Vor dem Besuch telefonieren wir mit den Eltern, um etwas über die Kinder zu erfahren. Das schreiben wir in ein goldenes Buch, aus dem der Weihnachtsmann am 24. vorliest. Wenn die Kinder nicht artig waren, schimpft der Weihnachtsmann auch manchmal. Ich muss dann die Balance wieder herstellen und nehme die Kinder schon mal in den Arm, um sie zu trösten. Mein schönstes Erlebnis als Weihnachtsengel? Einmal hat eine Familie ein Jahr später angerufen und gesagt, dass sie unbedingt wieder uns haben wollten.

Dass ich am 24. arbeiten muss, stört mich nicht. Ich komme aus Griechenland - da ist der 25. der wichtigste Weihnachtstag, ich habe also nicht das Gefühl, etwas zu opfern. Für meine Arbeit an Heiligabend bekomme ich zwischen 400 und 500 Euro. Davon kaufe ich mir meist das Flugticket nach Hause."

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Foto: Simon Anhorn
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