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Von Beruf Bauzeichner Computer statt Zeichenbrett

Zeichnen in Architekten- und Ingenieurbüros ist längst keine reine Handarbeit mehr. Fast überall hilft inzwischen Kollege Computer. Bauzeichner brauchen räumliches Vorstellungsvermögen und müssen sich auch mit Mathematik und Technik auskennen.

Baupläne zeigen das Innenleben und die Ansichten eines Hauses, bevor es gebaut wird: Wo verlaufen die Leitungen? Wie dick sind die Wände und Dämmungen? Wie wird die Fassade aussehen? Während die Ideen und Vorgaben für ein Gebäude von Architekten und Ingenieuren stammen, bringen die Bauzeichner sie zu Papier. "Meistens gibt der Architekt einige Skizzen vor, der Bauzeichner entwickelt daraus dann die Ansichten und Schnitte für die Baupläne", erklärt Christl Schmitt, Bauingenieurin beim Berufsförderungswerk Bau Thüringen in Erfurt.

Wichtig für die Arbeit als Bauzeichner sind laut Schmitt nicht nur räumliches Vorstellungsvermögen und Teamfähigkeit in der Zusammenarbeit mit Architekten und Ingenieuren, sondern auch mathematische Kenntnisse und technisches Verständnis. Außerdem gerate das Zeichnen zunehmend in den Hintergrund: "Die meisten Pläne werden inzwischen am Computer gemacht."

Das Zeichenbrett kommt ins Museum

"In 10 bis 20 Jahren ist das Zeichenbrett ganz verschwunden", sagt Wolfgang Wettengel voraus. Der Lehrer unterrichtet am Technisch-gewerblichen Berufsbildungszentrum I in Saarbrücken und war Vorsitzender der Rahmenlehrplan-Kommission der Kultusministerkonferenz. Ein neuer Lehrplan werde dieser Entwicklung seit August 2002 gerecht, so Wettengel: "Die Ausbildung wird außerdem handlungsorientierter. Künftig müssen für die Prüfungen eigene kleine Projekte mit Zeichnungen und Berechnungen vorgelegt werden."

Während der dreijährigen Ausbildungszeit sitzen die jungen Bauzeichner sowohl in den Büros als auch in der Berufsschule viel am Computer, sagt auch Christl Schmitt. Sie arbeiten an Grundrissen, Schnitten, Ansichten und Details. Daneben stehen auch andere EDV-Inhalte wie Textverarbeitung oder Tabellenbearbeitung auf dem Lehrplan. Zudem lernen die Auszubildenden, fachspezifische Berechnungen auszuführen, und eignen sich Kenntnisse über Baustoffe an.

"Am Ende der Ausbildung muss jeder Bauzeichner bei den Prüfungen Grundkenntnisse in den drei Bereichen Hoch-, Tief- und Ingenieurbau nachweisen", sagt Schmitt. Der Hochbau umfasst Häuser und Inneneinrichtungen, der Tiefbau Straßen, Kanäle, Klär- oder Gartenanlagen und der Ingenieurbau Brücken, Türme, Stützwände oder Industriebauten. Im dritten Lehrjahr ist es üblich, sich auf einen der drei Bereiche zu spezialisieren.

Große Konkurrenz bei Zeichnerbüros

Julija Ziebarth, Bauzeichnerin in Kamen, hat sich auf den Bereich Hochbau konzentriert und vor einem halben Jahr selbstständig gemacht. Obwohl sie zuvor bereits mehrere Jahre freiberuflich tätig war, hat sie mit Schwierigkeiten zu kämpfen: "Über die Auftragslage kann ich momentan nicht klagen, da ich über das Internet Aufträge aus ganz Deutschland bekomme." Allerdings lasse die Zahlungsmoral zu wünschen übrig: "Derzeit habe ich vier Rechnungen offen stehen."

Außerdem sei die Konkurrenz groß: "Zur Zeit werden aus der Arbeitslosigkeit heraus viele Bauzeichnerbüros gegründet", meint Ziebarth. Neben der Konjunkturschwäche am Bau liege das auch auch daran, dass viele Büros mehr als Bauzeichner ausbildeten. Absolventen mit einem guten Abschluss brauchten sich jedoch keine Sorgen zu machen, sagt Schmitt: "Die Guten kommen immer unter." In Ostdeutschland sei die Lage allerdings erheblich schlechter als in den anderen Bundesländern.

In den einzelnen Bundesländern wurden verschiedene Tarife für die Ausbildung zum Bauzeichner vereinbart. Das Gehalt der Auszubildenden liegt, abhängig vom Ausbildungsjahr, zwischen 400 und 650 Euro monatlich brutto, der spätere Verdienst eines angestellten Bauzeichners ab 1600 Euro brutto aufwärts.

Gute Aussichten bieten sich Bauzeichnern, die sich weiter qualifizieren, hebt Schmitt hervor: "Bauzeichner haben sehr gute Chancen, wenn sie sich noch für ein Ingenieur- oder Techniker-Studium entscheiden."

Von Mirjam Hägele, gms

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