Von Beruf Personalmanager Hilfe, die Jobkiller kommen
Mancher Angestellte bangt um seinen Job, wenn Personalmanager in der Abteilung auftauchen. Mitarbeiter zu entlassen, ist aber keineswegs das Hauptziel der Experten bei der Unternehmensberatung. Personalmanager spüren Probleme in Abteilungen auf und helfen der Belegschaft dabei, sie zu beheben. "Wir führen Gespräche mit den Mitarbeitern und versuchen herauszufinden, wo vor Ort etwas besser gemacht werden kann", sagt Stephan Teuber vom Fachverband Personalmanagement im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) in Bonn.
Die Ergebnisse werden dann zusammen mit dem Firmemvorstand ausgewertet und diskutiert, anschließend den Mitarbeitern vorgestellt. "Nur wenn alle Seiten verstehen, wo ein Unternehmen hin will, können die Mitarbeiter die Planung ja auch umsetzen", betont Teuber, der selbst als Berater bei einem Unternehmen in Tübingen tätig ist.
"Brauchen wir mehr Teilzeitkräfte?"
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände beobachtet, dass Unternehmen inzwischen häufiger auf externe Berater zurückgreifen, um effizienter arbeiten zu können, so Rainer Schmidt-Rudloff, BDA-Referent für betriebliche Personalpolitik.
Die Statistiken des BDU bestätigen diesen Trend: Rund 40 Unternehmen sind im Fachverband Personalmanagement organisiert, Tendenz steigend. Den Gesamtumsatz der Branche für das laufende Jahr schätzt der Unternehmensberater-Verband auf 500 Millionen Euro.
Eines der Einsatzgebiete von Personalmanagern ist die Prüfung von Arbeitszeitmodellen: "Brauchen wir mehr Teilzeitkräfte? Sollen wir andere Pausenzeiten festlegen oder Gleitzeit einrichten? Können wir das Schichtsystem optimieren?" Das seien Fragen, mit denen sich die Berater beschäftigen, sagt Professor Oswald Neuberger von der Universität Augsburg. Mit modernen Strukturen ließen sich die Aufgaben im Unternehmen oft einfacher und schneller bewältigen, so der Wirtschaftswissenschaftler vom Lehrstuhl für Personalwesen.
Vermitteln, wenn es zwischen Abteilungen knirscht
Beraten lassen sich Unternehmen auch bei Umstrukturierungen - etwa wenn zwei Abteilungen zusammengelegt werden. Fusionen ganzer Unternehmen, die Einführung neuer Software oder neuer Entlohnungssysteme würden ebenfalls von Personalmanagern begleitet, sagt Teuber. "Oft sind wir auch Vermittler zwischen zwei Abteilungen, die nicht optimal zusammenarbeiten." Die Experten versuchten dann, Fehler in der Abstimmung zu beheben und Konflikte zu vermeiden.
Personalmanager beraten Firmen auch bei der Suche nach flexiblen Arbeitszeitmodellen. Mit so genannten Sabbaticals, organisierten "Auszeiten" von der Arbeit, oder Telearbeit lassen sich Kosten sparen und Mitarbeiter motivieren. Auch für die Rekrutierung von Fachkräften, die Weiterbildung und das Coaching von Führungskräften wenden sich Unternehmen an Personalmanager.
Mit Stellenstreichungen hat das nicht automatisch zu tun. Stephan Teuber sieht seine Aufgabe aynderswo: "Es geht um Umstrukturierung." In der Regel arbeite ein Unternehmensteil nach der Analyse besser, "gerade dadurch kann ein drohender Stellenabbau vermieden werden." Bisweilen ergebe die Analyse sogar, dass ein neuer Arbeitsplatz eingerichtet werden sollte. In jedem Fall profitierten auch die Angestellten von einer Beratung.
Anfeindungen aus der Belegschaft
"Mitarbeiter können Einfluss nehmen, indem sie ihre Vorschläge einbringen", erläutert Teuber. So werde die Kommunikation zwischen Unternehmensführung und Belegschaft verbessert. Dennoch sieht sich der Berater häufig Anfeindungen aus der Belegschaft ausgesetzt: "Manchmal werden Termine einfach abgesagt. Oft streuen Mitarbeiter auch Gerüchte über den Berater."
Bevor die Arbeit der Personalmanager beginne, müsse im Unternehmen deshalb Verständnis geschaffen werden, sagt BDA-Referent Schmidt-Rudloff. Das sei Aufgabe der Chefs. Die Mitarbeiter sollten frühzeitig in die Vorbereitungen eingebunden werden und Vorschläge machen. Rechtzeitige Information und ein offener Umgang seien dafür wichtig. "Der Berater darf nicht am Montag um 9 Uhr plötzlich vor der Tür stehen und sagen, dass er die Abteilung eine Woche lang beobachten wird", so Schmidt-Rudloff.
Dennoch sei das Image der Personalmanager als "Jobkiller" nicht ganz unbegründet. Schuld daran seien oft die Firmenleitungen, meint Wissenschaftler Oswald Neuberger. Theoretisch sei eine Beratung dafür da, Probleme zu erkennen und zu lösen. In der Praxis würden Personalentwickler aber meist erst geholt, wenn möglichst schnell Kosten eingespart werden müssen - und das lasse sich eben am schnellsten durch Personalabbau erreichen.
Thorsten Wiese, gms