1000 Fragen Warum können nicht alle Menschen ihre Zunge rollen?

Es ist ein Kunststück: Wer seine Zunge verformt, sorgt für Aufsehen und punktet bei Mitschülern. Doch nicht jedem ist diese Gabe vergönnt. Warum eigentlich nicht?

Tatsächlich ist es so: Die Welt teilt sich früh. Es gibt Menschen, die können ihre Zunge rollen. Sie sind beliebt. Sie beherrschen ein Kunststück. Sie reißen ihre Mitschüler aus der Lethargie langweiliger Lateinstunden. Und es gibt Menschen, die können das nicht. Sie sind keine Künstler. Sie verblüffen niemanden mit ihrer Zunge. Eine Gemeinheit?

Es wird noch gemeiner: Die Fähigkeit des Zungenrollens ist angeboren. Es ist, wenn man so will, eine Frage der Gene. Nicht-Zungenroller können sich noch so mühen, sie werden ihre Zunge niemals rollen können. Die Wissenschaft weiß: Die Codierung in der Gen-Struktur ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Anders gesagt: Man hat die Gabe – oder man hat sie nicht. Entgegen der landläufigen Meinung hilft Training nichts.

Dabei ist die Zunge eines der Organe, die der Mensch mit seinem Willen beeinflussen kann. Sie besteht, so heißt es in der Anatomie, aus quer gestreiften Skelettmuskeln. Deshalb können wir sie herausstrecken, zu Seite bewegen und einziehen. Das unterscheidet die Zunge von, sagen wir, dem Darm. Die Bewegungen des Darms kann niemand willentlich beeinflussen. Die der Zunge wohl. Deshalb können wir mit ihr sprechen, Essensteile zwischen den Zähnen verteilen und trinken.

Als Symbol hat es die Zunge längst zu Berühmtheit gebracht. Eine herausgestreckte Zunge ist eine Provokation. Wer seine Zunge zeigt, gilt als frech, dreist, lasziv - je nachdem. Einstein mit herausgestreckter Zunge ging als Bild-Ikone um die Welt. Ähnlich populär ist nur das Konterfei Che Guevaras.

Die freie Beweglichkeit der Zunge endet bei Zusatzqualifikationen wie dem Rollen, das können nur manche. Oder wenn es ums Überleben geht: Weil die Zunge an Bändchen hängt, kann niemand sie verschlucken. Das wäre allerdings auch kein Kunststück, sondern Selbstmord.

map/ddp

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