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Schüler in China: Gefügig, aber phantasielos

Foto: Katja Meuß

Als Lehrerin in China Frontalunterricht - Wenn Schüler verstummen

Sechs Jahre lang unterrichtete Katja Meuß, 61, an einem chinesischen Elite-Gymnasium. Bis zuletzt war sie befremdet: Teamarbeit ist verpönt, gewinnen gefordert und wer Fehler macht, wird ausgelacht. Ein Erfahrungsbericht.
Von Christian Bleher

Mein Unterrichtsstil unterschied sich deutlich von dem chinesischer Fremdsprachenlehrer. Lebhaft und emotional, vieles demonstrierte ich mit Mimik und Gestik. Wenn ich den Schülern Farben beibrachte und für "Schwarz" auf die schwarzen Haare eines Mitschülers zeigte, lachten alle laut - als ob sie dachten: "Wie gut, dass es mich nicht erwischt hat!" Wenn ich auf mein eigenes T-Shirt deutete, gab es verwirrtes Gekicher oder verlegenes, betroffenes Schweigen. In kreischendes Gelächter brachen die Schüler aus, wenn ich Begriffe für die Körperteile vorsprach und dabei auf meinen Arm, meine Schulter oder den Kopf deutete. Zu körpernah, geradezu gruselig.

Ich hatte den Eindruck, dass ich weniger erreichte als beim Unterrichten in einer deutschen Schule. In der siebten Klasse lasen die meisten Schüler noch laut vor, sprachen laut und meldeten sich im Unterricht. Schon ein Jahr später änderte sich das. Nicht vorübergehend, für eine wohl in aller Welt übliche Phase der Pubertät, sondern nachhaltig. Eine chinesische Kollegin sagte einmal: "Die Schüler verstummen einfach und werden so schrecklich schweigsam."

Selbstmord einer Schülerin: Schweigen statt trauern

Aufgezeichnet von: Katja Meuß, bearbeitet von: Christian Bleher

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