
Schüler in China: Gefügig, aber phantasielos
Als Lehrerin in China Inspektionen - Wenn Kontrolleure kommen, müssen Schüler gehen
Die Schulverwaltung von Tianjin hatte der Nankai High School einen Inspektionsbesuch angesagt, in sechs Klassen wollen sie hospitieren. Die Lehrer weihten die Schüler in die Unterrichtsinhalte ein und probten vorab. Alle Klassen, die nicht in die Inspektion eingebunden waren, hatten am Sonntag Unterricht und dafür am Montag frei. So herrschte am Montag in den Gängen und Unterrichtsräumen Stille. Die Inspektoren waren mit der Präsentation der Schule und dem Ergebnis des Besuchs selbstverständlich höchst zufrieden.
Über die künstliche Stille wunderte sich niemand. Einerseits sind Inspektionen in China gewöhnlich reine Show-Veranstaltungen, bei denen es darum geht, eine Fassade zu wahren. Andererseits wundert man sich in China grundsätzlich nicht. Das würde Neugier bedeuten, und die ist unerwünscht.
Als Lehrerin in China: Mein Alltag in der Lernfabrik
Frontalunterricht: Wenn Schüler verstummen
Kreativität: Wer Fehler macht, wird ausgelacht
Individualität: Schüler verlieren Namen und bekommen Nummern
Inspektionen: Wenn Kontrolleure kommen, müssen Schüler gehen
Disziplin: Strafarbeiten und Moralpredigten, auch für Eltern
Selbstmord einer Schülerin: Schweigen statt trauern
Aufgezeichnet von: Katja Meuß, bearbeitet von: Christian Bleher